Ansicht umschalten
Avatar von pk
  • pk

mehr als 1000 Beiträge seit 10.10.2000

Re: Es gibt generisches Femininum in der Grammatik

Bei all der Diskussion sollte man auch immer bedenken, dass das grammatische Maskulinum und Femininum Kategorien sind, die sich Grammatiker ausgedacht haben, um die Regeln der Sprache innerhalb eines erlernbaren logischen Systems zu beschreiben - die eigentlichen Regeln wie Sprache funktionert bilden sich wohl eher im Sprachzentrum des Gehirns. Der grammatische Genus hat nur am Rande mit dem effektiven biologischen oder sozialen Geschlecht zu tun. Das "generische Maskulinum" hat also in der Regel eher den Charakter eines generischen Genus, genau wie das Neutrum. Nur für ausschliesslich weibliche Personengruppen gibt es eine Ausnahme, was als Regel eventuell sogar noch aus dem Matriarchat kommt. Es gibt beispielsweise keinen Unterschied zwischen gemischten Personengruppen und rein männlichen Personengruppen - das heisst, es gibt keinen privilegierten "männlichen" Genus, nur einen weiblichen. Wie kompliziert die Sache in der Realität ist, sieht man ja schon an so Vokabeln wie "das Weib". Übrigens sind Tisch, Stuhl und Mond im Deutschen männlich, in den romanischen Sprachen aber weiblich. Es ist also vielleicht der erste Fehler, diese Modalität überhaupt verallgemeinernd "Genus" zu nennen. Es passt zwar irgendwie auf manche Fälle, aber eben nicht so allgemein.
Prinzipiell ist es vollkommen albern, die Sprache nach einem groben akademischen Modell umzumodeln, statt das grammatische Modell korrekt an die real verwendete Sprache anzupassen. Die hat nämlich noch ein paar Nebenbedingungen, etwa Effizienz, Klarheit oder den Rauschabstand, wozu eben auch Signalstärke, Trennschärfe und Fehlertoleranz beim rein akustischen Prozess des Hörens und Sprechens gehören.

Dass das ganze Genderthema nichts fortschrittliches ist, merkt man ja schon daran, wie bereitwillig die privilegierten Gruppen sich des Themas annehmen und es in ihr Herrschaftsmodell einbauen. Selbst so unerträgliche Ausbeuterläden wie Ikea und Amazon gendern, bis der Arzt kommt.

Man sollte allerdings dabei darauf achten, nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten. Frauen aus den privilegierten Klassen sind vielleicht in manchen Chefetagen mittlerweile gleichgestellt, aber das heisst noch lange nicht, dass der Feminismus (oder sollte das vielleicht in Neusprechin jetzt "die Feminismus" heissen?) überflüssig geworden wäre. Man sehe sich nur das Thema Abtreibungsrecht an, bei dem reaktionäre Kreise im Wertewesten schon seit langem versuchen, die Uhr zurückzudrehen. Siehe Texas, beispielsweise.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten