kopf-schmerz schrieb am 05.09.2021 19:59:
Als erstes sollte man sich evtl. mal anschauen, wer in der Geschichte den Scheiß versucht hat, das dumme Volk per Neusprech "zu besseren Menschen" zu machen:
Da waren Nazis, Stalinisten, Maoisten,...
Politische Sprache ist wieder ganz was Anderes. Auch bei uns gibt es seit Neuerem "robuste Friedenseinsätze".
Und nur weil totalitäre Systeme natürlich versuchen auf allen Ebenen die Menschen zu beeinflussen, bedeutet das noch lange nicht, dass jede gewollte Sprachänderung mit totalitärem Denken verbunden wäre. Autobahnen sind jetzt auch nicht grundsätzlich schlecht, selbst wenn Adolf in Deutschland die Ersten gebaut hat.
Und man kann die Gesellschaft nicht über die Sprache ändern, die Sprache ändert sich mit der Gesellschaft.
Einfaches Beispiel: Als ich jung war, war "schwul" ein richtig übles Schimpfwort, wollte man das neutral und ohne Beleidigung formulieren, verwendete man "homosexuell", analog dazu "lesbisch".
...
Heute hat "schwul" im großen und ganzen einen genauso wertfreien, deskriptiven Charakter wie "homosexuell" in meiner Jugend.
Ja, aber das ist der Tatsache geschuldet, dass es sich um eine ausdrücklich befürwortende Eigenbezeichnungen der Schwulen selbst handelt.
Hier hat also eine Minderheit diesen Sprachgebrauch ermöglicht und damit auch durchgesetzt. Nicht anders herum.
Und so ändert sich Sprache: Die Bedeutung passt sich der Gesellschaft an, nicht die Gesellschaft irgendwelchem grammatikalisch schwachsinnigem, manipulativen Bullshit, der der breiten Masse (m/w/d!) nur noch auf den Senkel geht...
Ja, WENN es denn der breiten Masse auf die Senkel geht, dann wird es zumindest nicht Teil der Alltagssprache.
In der gehobenen Sprache (Geschäftssprache, Behördensprache) ist der geschlechterbewusste Sprachgebrauch bereits Usus. Das diskutiert hier keiner mehr weg.