Es braucht auch starke Unternehmerpersönlichkeiten.
Ich hatte das Glück meine Berufstätigkeiten im wesentlichen bei zwei eigentümergeführten GmbHs zu verbringen. Bei meinem Ausbildungsbetrieb, damals mit ca. 2700 Mitarbeiter und Mitglied im Arbeitgeberverband Gesamtmetall, legte mir der Personalchef mit dem Ausbildungsvertrag gleichzeitig die Beitrittserklärung in die IG-Metall vor. Es war selbstverständlich, dass man Mitglied in der Gewerkschaft war. Trittbrettfahrer, die nach dem Gleuchbehandlungsprinzip nicht Mitglied waren, aber von der Gewerkschaft profitierten, waren geächtet.
Bei der zweiten Firma hatte die IGBCE das Sagen. Trotzdem, dass die IGBCE in der Öffentlichkeit immer als arbeitnehmernahe dargestellt wurde, waren das, was sie aushandelten immer gut für die Mitarbeiter. Mit den Leistungen die geboten wurden, war die Firma in unserer Region einer der beliebtesten Arbeitgeber und führend bei der Anzahl Jubilare. Selbst Ferienjobber wurden in den Ferien tariflich entlohnt. Und bis heute hat keine Zeitarbeitsfirma eine Chance rein zu kommen. Dank starker Gewerkschaft und fairer Geschäftsführung. Ich selber habe oft genug mitbekommen, wie schief einer angeschaut wurde, wenn einer einen "unsozialen" Vorschlag zur Kostensenkung gemacht hat.
Kleiner Schwank am Rande: Zur Geburt meiner Kinder habe ich jeweils ein üppiges Geldgeschenk bekommen. Und selbst als vor Jahren meine Mutter gestorben ist, habe ich 200€ für einen Kranz bekommen.
Mein Ausbildungsbetrieb ist nach dem Tod der Eigentümerin von ihrem Schwiegersohn an die Börse gebracht worden. Nach mehreren Übernahmen ist er jetzt Teil von Fichtel&Sachs und hat noch ca. 500 Mitarbeiter, die alle mit Jobverlustängsten leben.
Das Unternehmertum hat sich in einen angelsächsichen geprägten, neoliberalem Monopolyspiel gewandelt mit Fixierung auf Quartalsergebnissen. Lieferanten und Mitarbeiter sind keine Partner mehr, sondern verhindern nur den Gewinn.