Der Kampfbegriff "Börsen-Casino-Rente" im Abstract lässt bereits einen Propaganda-Artikel erwarten.
Dementsprechend enthält der Artikel auch keinen Hinweis darauf, dass eine rein umlagefinanzierte Rentenversicherung wie in Deutschland weltweit eher eine Seltenheit ist. Hier in DE kam sie zustande, weil nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg alle vorher in staatliche Versicherungen eingezahlten Werte "weg" waren. Somit mussten zur Versorgung der damals vorhandenen Rentner sofort die von den Beitragszahlern eingezahlten Beiträge ausgegeben werden. Die deutschen Regierungen der letzten 75 Jahre haben es verpennt, hier nachzujustieren.
Und hier kracht es halt, wenn die Anzahl der Einzahler merklich zurückgeht (Geburtenknick) oder die Höhe der Einzahlungen (z.B. durch Einführung und Förderung eines Niedriglohnsektors) zurück geht.
Der Normalfall in den meisten Ländern dieser Welt ist jedoch "eine Generation spart ihre Rente an", d.h. die Rentenversicherungsbeiträge werden durch Pensionsfonds/Pensionskassen angelegt, üblicherweise in Wertpapieren verschiedener Risikogruppen.
Um es hier auch gleich zu sagen: Dabei gibt es auch Katastrophen, denen man aber gesetzlich entgegensteuern kann, wenn man will.
Keine der beiden Formen ist für sich allein ideal, beide haben ihre Gefahren:
Wenn die Geburtenzahlen zurückgehen, müssen die jungen Beitragszahler mehr zahlen als vorherige Beitragszahler, erhalten dann aber eine geringere Rente als die von ihnen finanzierten Rentner.
Bei reiner Anlagefinanzierung kann ein Börsencrash oder eine "negative Konjunkturphase" für bestimmte Jahrgänge eine stark unterdurchschnittliche Rente bewirken.
Deshalb sollten sinnvollerweise beide Konzepte gemischt verwendet werden, um "die Kurve zu glätten".
Bei der privaten Altersvorsorge in DE sehe ich folgende Probleme:
Interessenskonflikte der Anbieter (Sparpläne):
Anbieter von Aktien- und Fondssparplänen sind meist Banken und Finanzinstitute, die gleichzeitig auf eigene Rechnung Investments und Wertpapierhandel betreiben.
Haben diese im eigenen Handel Wertpapiere erworben, deren Zukunftsaussichten sich verschlechtern, werden sie diese wohl ihren Kunden ins Depot drücken. Wer hier an eine "interne Firewall" glaubt, zieht sich auch die Hosen mit der Kneifzange an.
TV-Berichte verschiedener Kunden von Vermögensverwaltungsprodukten bei Banken bestätigen mich in dieser Annahme.
Garantiert sind nur die Gebühren:
Schließt ein Kunde einen Vertrag über ein Altersvorsorge/Sparprodukt bei einem Finanzinstitut/Anbieter ab, ist einzig und allein die Summe der Gebühren sicher, die der Anbieter erhält. Erfolg des Kunden ist in keiner Weise garantiert.
Interessenskonflikte der Vermittler:
Vermittlungsorganisationen wie z.B. Strukturvertriebe werden entsprechend Verkaufsergebnis prozentual bezahlt.
Da hilft auch die "Pflicht zur Qualifikation" nichts. Sie wissen, dass sie Mist verkaufen, aber sie verdienen dran. Deshalb sollte kein Verbraucher von ihnen eine "neutrale" Beratung oder gar Beratung in seinem Sinne erwarten.
Gesetzliche Grenzen:
Es ist gut gemeint, dass bei Riesterverträgen immer mindestens die Summe der bisher eingezahlten Beträge zur Auszahlung bereit gehalten werden muss. Dies zwingt z.T. aber zur Einschränkung von Investments und zu Absicherungsmaßnahmen, die die Rendite gegen 0 gehen lassen.
Randbedingungen Riester:
Die Randbedingung, dass ein Nutzer einer Riester-Rente seinen Wohnsitz nicht im Ausland haben darf, weil ansonsten alle staatliche Beihilfe auch rückwirkend wieder einkassiert wird, habe ich zufällig im TV mehrere Jahre nach Einführung der Riester-... mitbekommen.
Solch grundlegende Bedingungen hätten natürlich auch in der Werbung dazumal mit kommuniziert werden müssen, um Fehl-Abschlüsse zu vermeiden.
Riester-Gebühren:
Die Riester-Produkte sind mitunter mit so hohen Gebühren behaftet, dass diese die Höhen der staatlichen "Zuschüsse" übersteigen. Vorsichtig formuliert "ein teures Geschenk".