Re:verstehe

anyclearmind schrieb am 24.06.2022 22:14:

wenn ich mit etwas Abstand meinen Text durchlese, finde auch ich, dass er sich arrogant anhören kann.

Praktische Erfahrungen mit Menschen, die das allerdings wirklich so meinen - den Mitmensch als 'verfügbares Subjekt' und wie einen 'Servus' behandeln meinen zu dürfen, gibt es.
Hab versucht, humorvoll zu entgegnen ( finde ja die Münsteraner Tatorte noch als witzig, wohingegen mir vergleichsweise die aus München oft als viel zu hart rüberkommen - ist aber komplett off topisches Nebenthema und zum Artikel gesehen unwichtig )

Das war und ist nicht meine Absicht. Ich habe volles Verständnis dafür, dass man nach der Arbeit nicht mehr die Zeit und den Nerv hat, sich mit komplexeren Themen auseinander zu setzen. Als ich noch nicht im Ruhestand war, ging es mir genauso.

Kein Mensch kann alles wissen.
Ich dachte eine zeitlang auch, daß ich die Allerdümmste wäre - hatte auch Gründe.
Kam vom Leistungsdruck derjenigen, die sozusagen das Sagen hatten. Aus der Spirale rauszukommen, ist auch nicht zu einfach. Manchmal vollzieht sich so etwas durch ein kataklysmisches Ereignis, the hard way to learn, what was wrong...

Sich wieder auf das besinnen können, was uns als Menschen ausmacht. Jeden einzelnen von uns - wo das von kleinst an - ich sag nur: 'willkommen' - gelebt wird, vermittelt wird, kann Vertrauen wachsen, und Zutrauen ins Leben in sich, und in Mitmensch.

Was mir die Galle überlaufen ließ und lässt, ist die Unverfrorenheit derer an der Macht und in den Medien, diejenigen, die den Laden am Laufen halten, als Herde von Nutztieren betrachten.

Was ist Macht? Was ist Gewalt?
Unterscheiden die sich und wenn, worin und wie.

( Danke, daß ich noch ein gefülltes Bücherregal hab was mir nicht weggebombt wurde - ein Dach überm Kopf und fließend Wasser, Strom....und nun auch mal bei Hannah Arendt blättern kann, nun, wo ich auch nimmer berufstätig bin und auch keine Zeit währenddessen hatte, meiner Dummheit abzuhelfen.)
Wie gesagt, ich seh Impfung nicht dafür an, weiterhin als 'Nutztier' meine Pflicht als arbeitendes Mitglied der Gesellschaft in der ich lebe, tun zu können.
Sonst könnten wir älteren Menschen ja gleich abserviert werden, weil wir " zu nichts mehr nutze sind", aus dieser in meinen Augen elenden neoliberalen Perspektive gesehen. Warum also hat man vulnerable Gruppen geimpft? Sagen Sie bloß nicht 'zu Versuchstierzwecken'.
Also so defätistisch ist mein Weltbild nicht und wars auch nie. Temporäre Mutlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Desillusionierungen , kenn ich auch alles. Wiewohl mir klar ist, daß alles auf Profit aufgebaut ist, im Kapitalismus. Und Imperialismus ein Spiel zwischen Mächten ist, wo der einzelne Mensch nicht zählt.
( schlimmstenfalls dann in Kriegen verheizt werden soll)
Ich versuche also, nicht stets in einen Abgrund zu gucken, freu mich über jeden der Nein sagt zu Waffenproduktion, und den Kopf oben zu halten, hoffen auch da, wo alles auswegslos manchmal erscheint, im Kleinen zu tun, was ich kann und mich meinetwegen von anderen als 'Systemling' beschimpfen zu lassen. Ich weiß um meine Ohnmacht, und kenn auch die Hybris ( Macht) die einen wie in einem Rauschzustand annehmen läßt, weil man (was auch immer) erreicht hat, nun aufeinmal 'was besonderes' zu sein. Gefährlich ist das.

Sich immer wieder auch daran erinnern, daß man eben nicht allwissend sein kann.

Was ich nicht verstehe, ist, dass sich bei so wenigen das Gefühl regt, hier könne etwas nicht stimmen.
Zumindest das hatte ich auch damals, als ich noch berufstätig war. Und noch eine Anmerkung: Die Unfähigkeit zu diesem Gefühl ist umso höher, je höher der formale Bildungsstand ist. Haben die empirischen Soziologen herausgefunden.

Sie wissen, daß Menschen, die sich nicht nur auf Vernunft sondern auch auf (Bauch)gefühl verlassen, bzw. auf Letztgenanntes hören, gelegentlich als 'Esospinner' abgetan werden?
Ich lauf dann manchmal wieder zu Hume und auch zu Oliver Sacks ( Büchlein: 'Dankbarkeit') und laß mich von den Weisheiten alter weißer Männer trösten, bzw. begleiten. ( wie gesagt: ich mag Schubladendenken nicht so...)
Wenn Sie im Text Widersprüche finden...ist halt alles im Leben eben nicht: so einfach....
Ihnen ein schönes Wochenende, und alles Gute