Die Verschweigung des genozidalen Antislawismus im öffentlichen Raum bleibt eine deutsche Schande: vor den Opfern und vor der einen menschlichen Familie.
Diesem Fazit muss man, gerade angesichts all der aktuellen Umdeutungs- und Instrumentalisierungsversuche des grauenvollen Jahrestages vollständig beipflichten.
Wie kommt, etwa weiter zurückgreifend, ein deutscher Bundestag dazu, der Türkei (faktisch zurecht) die Nichtanerkennung eines Genozids vorzuwerfen, wenn man selbst nicht bereit ist, das Ausmass der deutschen genozidalen Tätigkeit in ihrem gesamten Unfang anzuerkennen?
Da brüsten sich deutsche Politiker im Glanz einer angeblich nahezu vollständigen Aufarbeitung düsterer Vergangenheit, die sie legitimiere nun erneut Richterfunktionen zu übernehmen und sämtlichen Regierungen dieser Welt Noten in Betragen zu erteilen. 'Wir erwähnen, ihn als solchen anerkennend, unseren Genozid an den Juden nahezu täglich in den Nachrichtensendungen und deshalb sind wir moralisch wie Phoenix aus der Asche neuerstanden, in strahlender Reinheit.' So das Mantra über fast das gesamte politische Spektrum hinweg.
Und doch, grosse Teile davon werden, wie Bürger hier klar herausarbeitet, von der Konzentration auf den Antisemitismus gleichsam überdunkelt, unsichtbar gemacht. Psychologisch vielleicht nachvollziehbar, die so schon grosse Last scheint buchstäblich untragbar. Das mag teilweise auch die Begeisterung erklären, mit der die Verwestlichung Deutschlands als eine Art aus dem Schuldsumpf ziehender Rettungsring aufgefasst, in gewohnt deutscher Gründlichkeit durchgeführt wurde. Unter Weltmeister machts dieses Land nicht.
Die Folgen für die politische Gegenwart sind gravierend. Gestern gerade wurde einem früheren Bestandteil der Sowjetunion unter sehr expliziter deutscher Beteiligung der Wirtschaftskrieg erklärt. Die Gefahr wächst, dass eine kommende deutsche Regierung Gleiches mit Russland tut. Die angemasste moralische Überlegenheit legitimiert die Zufügung neuen Leids. Wo das Grenzen hat, weiss man nicht so genau.