Den Anfang einer Entwicklung kann man immer leugnen. Das sind dann Einzelfälle oder Sonderfälle. Die Überwachungsgesellschaft hat einen unübersehbaren Haufen von Datenmüll angesammelt, der systematisch nur noch von einer Rechenintelligenz ausgewertet werden kann, die das menschliche Denkvermögen übersteigt. Letztlich ist es die Maschine, die den Menschen sagt, wie entschieden wird, so wie im Go oder Schach oder anderen Strategiespielen die Maschine dem Weltmeister zeigt, wie man das Spiel wirklich zu spielen hat, um zu gewinnen. Der Mensch muss sich geschlagen geben und setzt dem Ding, das da rechnet, die Krone auf. Irgendwann entscheidet der Computer, wer einen Job bekommt und in China, wer mit dem Flugzeug fliegen, ins Ausland reisen darf und eine Wohnung kriegt. Das computergesteuerte Sozialkreditsystem Chinas ist bloß der Anfang der Totalüberwachung, an dessen Ende die KI dem Menschen sagt, was er ist, wieviel wert er ist, was er wissen und tun darf und was seine Moral sein muss. Bei uns regelt das dann der Kapitalismus, dessen Geschäftsgrundlage das Schnüffelsystem der Überwachungsgesellschaft ist. Ob es am Ende überall gleich aussieht und die KI mit nur einer Stimme spricht oder in vielen, weiß man noch nicht. Jedenfalls wird die Gesellschaft so neu sortiert werden, dass es vielleicht noch einen Ausschaltknopf geben wird, aber es sich niemand mehr leisten kann, diesen auch zu drücken, weil dann die Lichter ausgehen. Genau das wird die Macht des Faktischen sein.
Rein philosophisch betrachtet, ist die KI nach der Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft, noch der Knecht, aber sie wird sich selbst verbessern, weil das ihr Auftrag ist, zum Schluss macht die Maschine den Menschen, statt umgekehrt.