Das ist zwar ehrlich, verfehlt aber den Punkt.
Wer von - ähemm - "zwei" Geschlechtern erzogen worden ist, von dem eines die frühkindliche Erziehung dominiert und mit falschen Vorstellungen über die Erwartungen des anderen Geschlechts groß geworden ist, wird "Verarschung" und "Verrat" berechtigt an das Geschlecht delegieren, das für den "guten Glauben" verantwortlich ist.Der Satz ist mir ein wenig zu verdreht geschrieben. Was genau willst du denn damit ausdrücken?
Ich beziehe mich hier u.a. auf die Idee, man müsse nur ein "netter" und "verständnisvoller" und "einfühlsamer" Mann sein, dann klappe das schon mit dem anderen Geschlecht.
Das ist m.E. die Garantie dafür, dauerhaft in der "friendzone" zu landen.
Ich möchte damit nicht sagen, die extrem von (einer sehr einseitig verstandenen) Evolutionspsychologie getriebenen Vorstellungen der Pick-Up-Artist wäre eine Garantie für Erfolg, aber an einigen Stellen haben sie einen Punkt.
Während man selbst geimpft wird, gefälligst die "inneren Werte" von Frauen anzuerkennen, interessieren die "inneren Werte" eines Mannes mit einer Größe von 1,70 Meter nicht wirklich.
Auf große Brüste zu stehen ist oberflächlich, auf große Männer zu stehen nicht.
Beides ist auf ganz eigene Art "oberflächlich", aber es gibt nur eine legitime "Präferenz" und das andere ist üble "Objektifizierung".
Das ist die Art und Weise, wie eine üble Doppelmoral durchgesetzt werden soll.
Zwischen "modernen Beziehungsvorstellungen" von Frauen, an denen sich junge Männer zu orientieren hätten liegt die Kluft zwischen Anspruch und gelebter Realität, die zwischen Wort und Tat.
Insgesamt leben wir in einer Kultur, die darauf besteht, man müsse Frauen nach dem beurteilen, was sie von sich selbst behaupten zu sein statt nach dem, wie sie tatsächlich handeln.
Was dann dazu führt, man küsst die progressive Prinzessin und wacht neben der stinktraditionellen Fröschin auf.
Aus dem Empfinden heraus, dass Männer immer eine Bedrohung darstellen für Frauen.
Woher ich das habe? Auf kindliche Weise abgelesen aus dem Verhältnis meiner Eltern zu mir und untereinander in ihrem kulturellen Umfeld. Man nimmt es halt so auf, schon als ganz kleines Kind.
Der schwierig zu vermittelnde Knackpunkt am "Patriarchat" ist, man kann die Erziehung von Jungen Müttern, Kindergärtnerinnen und Grundschullehrerinnen mit einem Anteil von 90-100% überlassen und heraus kommt (Tusch!): "Das Patriarchat".
Drastisch zugespitzt: "We should teach our boys not to rape!", bzw. Frauen zu schlagen, zu bedrohen, usw.
Frage aus der oben skizzierten Realität: "Warum tut ihr es dann nicht?"
Alle Agenten der Erziehung und Sozialisation von Jungen bis zum Alter von 12 Jahren sind faktisch Frauen, die sich als (professionell) Zuständige als nicht zuständig und nicht verantwortlich deklarieren.
Sie sind auf magische Art und Weise anwesende Abwesende oder abwesend Anwesende.
Und wir lassen sie damit durchkommen.
Zugleich gibt es die Lehrsätze für Jungen: "Mädchen schlägt man nicht!", "Wer Mädchen schlägt ist feige!", "Mädchen muss man beschützen!", die nicht nur absurd sind, weil sich die Körperkräfte von Mädchen und Jungen erst NACH der Pubertät auseinander entwickeln, sondern dir auch klar machen, dass MÄNNLICHER MUT sich nicht bei Attacken gegen körperlich Unterlegene zeigt.
Die Botschaften sind scham- und skrupellos "genderisiert" und sie transportieren sehr klare Vorstellungen von Männlichkeit.
Schau noch einmal auf die prozentualen Verteilungen.
Die Idee, Frauen würden an diesen Erwartungen an Männlichkeit nicht kräftig "mit konstruieren" ist absurd.
Warum? Das ist die schwierigste Frage bei diesem Thema überhaupt, denke ich.
Meine Eltern waren ja nicht die ersten in dieser Entwicklung, die wohl in der Tat bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ja warum haben sich die Männer dereinst in diese unterlegene moralische Position drängen lassen?
Unterbewusste Prozesse in einer von starken Umwandlungen betroffenen Kultur, in der die Männer ihren Zugang zur echten Lebenswirklichkeit und der damit verbundenen Vitalität verloren haben. So würde ich es erst einmal etwas nebulös formulieren.
Meine abweichende Antwort ist, dass schon vor dem (bürgerlichen) Feminismus der Kurzschluss Mann = Gesellschaft galt.
Alle Probleme der (bürgerlichen) Gesellschaft (Entfremdung, Konkurrenz, Egoismus usw. usf.) wurden als Problem von Männlichkeit "umkodiert".
Nicht die Gesellschaft war oder ist das Problem, sondern Männer haben und sind eins.
Hingegen sind alle Problemlagen von Frauen gesellschaftlicher (wie gesagt: Mann=Gesellschaft) Natur.
Die ironische Volte, Männer wollten Frauen die Zumutungen dieser "(bürgerlichen=) männlichen Gesellschaft ersparen.
Sie haben das Wolkenkuckucksheim der bürgerlichen Familie geschaffen, die frei sein sollte von u.a. Entfremdung, Konkurrenz, Egoismus der bürgerlichen Gesellschaft (diesen Anspruch der Zurückweisung "instrumenteller Vernunft" findest du selbst noch bei Habermas).
Die Utopie der bürgerlichen Gesellschaft war aufgehoben in "Frau".
Die aber nur außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft existieren konnte und das war ja auch das Ziel.
Man hat also den bizarren Umstand, dass sich ein Geschlecht über den "goldenen Käfig" beschwert, in den es eingesperrt worden ist und das andere Geschlecht darauf hinweist, wie viel Mühe es gemacht hat den zu bauen und beide haben Recht.
Nur als Beispielsymptom: Es gab Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor dem ersten Weltkrieg eine Phase in der sehr viele Männer (besonders in den höheren Schichten) an der damals sogenannten "Neurasthenie" litten. Platt ausgedrückt Nervenschwäche. Diese Männer waren nervliche Fracks, die nichts mehr aushielten und ständig überfordert waren.
Ein extremer Vitalitätsverlust.
Da bist du viel spät dran.
Die gesteigerte Empfindsamkeit junger Männer gab es schon im "Werther" von Goethe von 1774 als Ideal.
Diese Art und Weise der rückwirkenden Geschichtsschreibung von "Brüchen" in Männlichkeit ist daher m.E. bereits feministisch indoktriniert.
Shakespeare schreibt seine Sonette von 1609 mit der Widmung an einen Mann - vierhundert Jahre später wird daraus "Homoerotik".
Weil "schwul" ist offensichtlich (die Wirrungen der Wikipedia zitierend): "In den Sonetten 1 bis 17 gehen die Appelle an den jungen Mann dahin, einen Nachkommen zu zeugen, um so seine „Schönheit“ weiterzugeben und gleichsam „unsterblich“ zu werden".
Das ist die akzeptabel neuzeitliche Version der Aufforderung von "schwängere eine Frau!" Noch einmal: Das hat mit Realgeschichte nichts zu tun, sondern mit der feministischen Version davon.