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  • Two Moon

mehr als 1000 Beiträge seit 30.05.2017

Re: Antwort auf beide Teile

Hallo Crumar,
jetzt gebe ich doch noch meinen Senf zu einigen deiner Kommentare, denn an ein paar Stellen sind die Unterschiede in der Interpretation doch recht groß.

Explizite Marxisten sind im Grunde Kommunisten, die keiner politischen Partei angehören wollen. Z.B. einer kommunistischen Partei.

Du bist also gleichzeitig Individualist und Kommunist. Nach klassischer Theorie ist das eigentlich ein Widerspruch. Aber ich ahne schon in welche Richtung dein moderner Kommunismus das dann doch unter einen Hut kriegt.

So weit, so ok mit mir.
Bis man sich die Frage stellt, woher der "Tunnelblick" kommt.
Tatsächlich wurde gesellschaftlich von Männern <i>Lösungen</i> für dringende Probleme erwartet, von Frauen nicht.
Dazu benötigt man Männer, die sich auf das Problem fokussieren.
Was anders herum bedeutet, es wurden Individuen mit bestimmten Kompetenzen gezüchtet und ausgewählt (von Frauen), die diese Kompetenzen haben.

Irgendwie hat das ja wenigstens eine gewisse Form von Plausibilität. Aber sind wir jetzt wieder bei Female Choice?
Nein, diese Theorie kommt mir viel zu konstruiert vor.
Die Geschlechter sind einfach so und waren das wohl auch schon immer, selbst in Zeiten wo es sowas wie "Gesellschaft" noch nicht gab, sondern nur kleine Gruppen.
Der Tunnelblick hat ja auch sein Gegenstück bei den Frauen in einer Lähmung durch zu viel Wahrnehmung und Empfindung und dadurch entstehende Unsicherheit.
Aber gerade dann, wenn die beiden zusammenkommen, mildert dieses Zusammensein, wenn es ein Gutes ist, den Tunnelblick bei den Männern und die Lähmung bei den Frauen.
Man lernt quasi vom anderen Geschlecht, die schon vorhandenen Dinge im eigenen Wesen zu entwickeln. So dass ein Mann durchaus noch mit dynamischer Energie und Tunnelblick voran gehen kann, er das jetzt aber nicht immer muss oder auch durch bessere Wahrnehmung unterstützen kann.

Eine weitere, besondere Qualität des Weiblichen ist es, die Dinge, die das Männliche errungen hat, erfahren, erkundet, erobert; dass es diese Dinge aufnehmen und veredeln kann. Verschönern, ausformen, stabilisieren, überhaupt erst richtig in die Kultur einbringt.

Das ist eine interessante Volte, die dich in den Konflikt mit dem klassischen Feminismus bringt. Denn demnach gehören Frauen zur NATUR und Männer zur KULTUR.
Was dich aber nicht in den Konflikt mit dem klassischen Stereotypen über Männlichkeit in der Voraufklärung nach Kucklick (Das unmoralische Geschlecht) bringt, wonach es sich genau anders herum verhält: Erst der zivilisierende Eingriff der Frau (Kultur) bringt das Triebwesen Mann (Natur) in der Ehe dazu, ein sozial verträgliches Wesen zu werden.

Ja, es ist natürlich schwierig die Kulturbegriffe übereinander zu bekommen.
Letztlich passt meine Sichtweise zu keiner der beiden von dir hier beschriebenen.
Ich denke es gibt verschiedene Ebenen von Kultur. Für die eine sind die Männer, für die andere die Frauen zuständig.

Frauen sind durch ihre stärkere Beziehung zum Körperlichen und auch zu ihrem Körper eigentlich mehr 'Natur' als die Männer. Frauen schützen ihren Körper und das Körperliche und Männer den Geist und das Geistige. Und beide Geschlechter opfern im Zweifel zumindest einen Teil des vom anderen Geschlecht favorisierten Teils um die eigene Vorliebe zu retten. Das kann bei beiden bis zu einem Grad gehen, der dem anderen Geschlecht als furchtbar grausam erscheint. (Diese Tatsache übrigens sollte man alle jungen Menschen beibringen: Wie anders Männer und Frauen gewisse Dinge empfinden und dass das ansich erst einmal keine Katastrophe ist.)
"Das unmoralische Geschlecht" sind aus meiner Sicht auch eindeutig die Frauen. Wenn es hart auf hart kommt, sind Frauen immer gnadenlose Pragmatiker. Egal wie sehr sie sich sonst moralisch gegeben haben oder auch mit Moral taktiert haben, wenn es richtig Ernst wird, spielt bei Frauen Moral keine Rolle mehr, sondern nur das was den Vorteil bringt (für das körperliche und materielle Überleben).
Zusammen mit dem nachtragenden Element beim Weiblichen und einem Hang zur Maßlosigkeit führt eben das auch schon mal zu den schlimmen Dingen, die so vielen Männern widerfahren, wenn sie sich im Trennungs-Konflikt mit ihren Frauen befinden.

Männer hingegen sind das eigentliche moralische Geschlecht. "Ein Mann braucht einen Ehrencodex". Diesen Spruch kennt man doch und er stimmt. Ein Mann braucht so etwas wirklich und zwar einen selbst geschaffenen Kodex am besten. Er braucht gewisse Grenzen, die sein Geist seinem Körper und seinen Trieben gibt, auch damit diese nicht zu destruktiv werden.

Natürlich würden mir jetzt, bei diesen Beschreibungen, wieder viele übelsten Sexismus vorwerfen, weil ich Frauen als unmoralisch bezeichne. Doch ich werte das nicht. Moral ist für mich nicht notwendigerweise etwas Positives und das amoralische Verhalten der Frauen nicht unbedingt etwas negatives. Beide Geschlechter haben nun mal diese Eigenart und ob die damit anderen gegenüber eher Gutes oder eher Schlechtes verursachen, hängt von ganz anderen Dingen ab.

"Das Triebwesen Mann, dass von der Frau zivilisiert wird."
Ich denke das ist eine Fehlinterpretation. Der Mann ist nicht das Triebwesen, eber die Frau. Worum es in dieser Aussage geht sind wohl eher die aktiv-aggressiven Tendenzen beim Mann, das Eroberertum, im kriegerischen, wie im sexuellen Bereich. Im Grunde genommen ist das ja auch seine Aufgabe, denn der Mann ist der Zerstörer - den es auch geben muss, und manchmal ist es eben nicht nur furchtbare Zerstörung, sondern fruchtbare Zerstörung, Zerstörung von Überlebtem.
Es ist nicht so, dass die Frau den Mann "zivilisiert", sondern der Mann wird ruhiger in einem guten Zusammensein mit einer Frau. Denn da gibt es noch einen Spruch: "Wer nicht genießen kann, muss zerstören". Männer können für gewöhnlich nicht so gut genießen wie Frauen, aber in einem guten Zusammensein mit einer Frau können sie es eben besser.

Eine weitere Theorie dazu, die auch einmal gehört habe, fand ich interessant und sie spielt sich wohl zumeist sehr unterbewusst ab. Wenn die Beziehung zwischen einem Mann und seiner Frau nicht mehr gut ist, wenn der Mann sich z.B. von der Frau nicht mehr geachtet fühlt, (selbst wenn es noch gar keinen wirklichen offenen Streit gegeben hat) dann rächen sich Männer oft dadurch, dass sie sich vermehrt Gefahren aussetzen, oder sie schädigen ihren Körper auf andere Weise, denn das Körperliche ist das an dem die Frauen so hängen.
Ein Mann hingegen der sich von seiner Frau geliebt und geschätzt weiß, wird ihr zuliebe in der Regel keine wirklich schlimme Gefahr eingehen und allgemein besser auf seinen Körper achten.

Vielen Dank für diesen Austausch und es freut mich, dass du dich eigenständig und kritisch mit dem Thema beschäftigt hast!

Ich möchte mich auch bedanken. Dieser Austausch war wirklich sehr interessant und auf einer recht hohen Diskursebene. Findet man leider immer seltener auf Telepolis, aber manchmal eben doch noch.

Grüße, Two Moon

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