Hi Two Moon,
beim zweiten Anlauf meiner Antwort ist mein "Freizeit"-Computer zusammengebrochen.
Ich hatte zwischengespeichert und dennoch war alles weg.
Das hat mich so frustriert, dass ich erst jetzt noch einmal ansetze.
Gute Frage.
Es ist durch die Biologie einfach so, dass sich 50% von "Frau" immer vererbt, egal wer der Partner ist.
Diese Sicherheit existiert für Männer nicht.So viel ist klar. Deswegen haben die alten Griechen, als patriarchalische Vorkultur zu der Unserigen, ja ihre Frauen nicht mehr aus dem Haus gelassen, wenn sie einmal verheiratet waren. Als Unverheiratete oder in Begleitung ihres Mannes kein Problem, aber niemals verheiratet alleine.
Die Wikinger jedoch (quasi eine andere Vorkultur von uns) hatten damit offenbar nicht die geringsten Probleme und überließen ihren Frauen die volle Macht und Kontrolle über Haus und Besitz, während sie sich auf große Fahrt begaben. Die "Sensibiliät" in diesem Bereich ist offenbar von Kultur zu Kultur sehr bis extrem unterschiedlich.
Es gibt DIE "alten Griechen" nicht.
In Kreta gab es matrilineare Verhältnisse und auch in einigen griechischen Stadtstaaten.
Die Geschichte wurde rückwirkend umgeschrieben nach einer evolutionstheoretischen Maxime, unter die auch Friedrich Engels fiel (und unter der wir als Linke noch immer leiden).
D.h. auf ein Matriarchat folgt "das Patriarchat".
Es gibt aber keinen empirischen Beweis für die Existenz eines Matriarchats.
Das räumen selbst feministische Archäologinnen und Altertumsforscherinnen seit längerer Zeit ein.
Das "Patriarchat" - im Sinne personaler Herrschaft - ist schon seit langem tot.
Natürlich kannst du deine Funktionsrolle in einem kapitalistischen Unternehmen, deine Weisungsbefugnis mit persönlicher Herrschaft verwechseln - wenn du diese Rolle nicht profitmehrend verwirklichst, dann wirst du entdecken, wie austauschbar und ersetzbar du bist.
Was Farrell als "male disposibility" entdeckte ist aber nur teilweise eine Naturkonstante.
In den Kulturen der Inuit ist es kein Problem, einen weiblichen Säugling dem erfrieren auszuliefern.
Wenn Männer zu über 90% die Nahrung liefern, sind weibliche Säuglinge unnütze Fresser.
Dieser Logik zu folgen vermag nur, wer sich von einer gynozentrischen Logik unserer Kultur befreit hat, wonach weibliches Leben ungleich schützens- und lebenswerter ist als männliches.
Verstehst du, was ich meine?
WARUM beginnt ein Anschreiben in einer "patriarchal dominierten" Kultur und Sprache chronisch mit "Sehr geehrte Damen und Herren"? Warum kommen Frauen in dieser Kultur an erster Stelle? Es ist objektiv sinnlos.
Allerdings möchte ich hier einwerfen, dass ich denke dass der Sexualtrieb weit mehr ist als nur ein Motor zur Verbreitung der eigenen Gene. Denn in manchen Betrachtungen findet man in der Tat nur solche eingeengten, rein mechanistischen evolutionsbiologischen Sichtweisen.
Keine Frage, da stimme ich zu.
Aber letztlich ist es "the bare minimum".
Und hier haben wir eben die nicht aufhebbare Diskrepanz zwischen "ich spende 50% meiner Gene, egal, wer der Vater des Nachwuchses ist" und "ich muss sicherstellen, dass ich 50% meiner Gene stelle, die mein Nachwuchs sind".
Aus dieser Warte ist "parental investment" aus zwei Perspektiven zu sehen und beide haben ihre Berechtigung.
Es kann der Frau völlig egal sein, wer in sie und ihren Nachwuchs auf dieser Grundlage investiert (weil er es muss), dem Mann aber nicht. Die Idee, "Mann" müsste zur Verfügung stehen, wenn sich Frauen für Nachwuchs von Männern entscheiden, die sich präzise dann verpissen, wenn diese Investition in ihren Nachwuchs ausbleibt ist aberwitzig.
Kulturell (und nicht mechanistisch evolutionsbiologisch) äußert sich das in "Patchwork Familien", in denen sich an der männlichen Zuständigkeit der Verantwortung für die Sicherstellung von Ressourcen von Frau und Kindern präzise gar nicht geändert hat.
Die Verantwortung wird auf der Zeitachse lediglich übertragen von einem Mann zum anderen und an der männlichen Verantwortlichkeit ändert sich NULL.