Hi Two Moon und erst einmal ein gutes Jahr 2022 wünsche ich dir nachträglich und uns allen, wir mögen bald wieder in uninteressanten Zeiten leben! ;-)
Ich habe mir deinen Beitrag ausgedruckt und gelesen, weil er am Bildschirm zu einem Wust wird, der kaum zu überblicken ist.
Das ist keine Kritik an deinem Text, sondern die Limitierung dieser Art von Austausch.
Zudem verliert man durch Kommentierung im Text irgendwann den Faden, zumal, wenn sich die Texte auch auf mehrere Teile beziehen.
Ich fange hinten in deinem Beitrag an, weil wir da sicherlich den größten Dissens haben:
In meinem Gedankenmodell war und ist real existierender Kommunismus aber eher weiblich. Oder genauer:
Kommunismus ist die Reaktion auf den Kapitalismus, dieser, wie ich im letzten Post ausgeführt hatte, rein weiblichen Zielen mit einer gänzlich männlichen Art und Weise folgt. Umgekehrt ist also Kommunismus auf weibliche Art und Weise gemacht, womöglich mit teils männlichen Zielen
Es gibt bei uns beiden sicherlich eine Übereinstimmung, dass Geschlechter biologisch und kulturell geprägt worden sind, wobei zu klären ist, welche Anteile in bestimmten Gesellschaften und Gesellschaftsformen eine Rolle gespielt haben, bzw. mit welcher Funktion "hergestellt" worden sind.
Die Idee allerdings, man könne bestimmte Gesellschaften als "weiblich" oder "männlich" charakterisieren lehne ich ab, weil damit der Bogen weit überspannt ist.
Bei diesem Satz hier:
Denn nichts ist so männlich wie Individualismus. Das Individuelle im Menschen ist gleichzeitig das Männliche und das Weibliche ist das Gemeinschaftliche oder neagtiver ausgedrückt, das Konformistische.
fehlen mir einfach die Eingangsvoraussetzungen dafür, wie sich spezifisch männliche und weibliche Individualität hergestellt hat.
Eben weil Männlichkeit historisch mit dem Außenbereich der Gesellschaft und Weiblichkeit mit dem Binnenbereich zu tun hatte ist naheliegend, dass risikoreiches, exploratives, auch nonkonformes männliches Verhalten belohnt worden ist. D.h. die Arbeitsteilung nach Geschlecht folgte der Biologie und die so erzeugte Kultur war der "Booster" für die Produktion von Geschlechtsidentitäten und Geschlechterrollen.
Man kann bestimmt feststellen, Aversion gegen Risiken gehört zur weiblichen Biologie, die solche wegen des Nachwuchs vermeidet. Aber die Natur, die wiederum eine solche Kultur diktiert, bzw. eine via Geschlechtsrollencharaktere hergestellte Individualität quasi erzwungen hat existiert nicht mehr.
Zu den Nach- und Vorteilen gleich mehr.
Also ich würde es so beschreiben: Frauen sind passiv, aber; Männer tun etwas und Frauen bewerten es. Das ist das Prinzip. Damit haben sie natürlich enormen Einfluss darauf was getan wird und sie können damit natürlich auch Dinge erschweren oder ganz blockieren.
Wie hoch der Einfluss der Frauen letztlich aber ist, hängt von der Stärke der Männer ab, vom ihrem Glauben an sich selber. So kann sich das Ergebnis leicht zwischen 'männlichen' Werten und 'weiblichen' Werten verschieben und damit auch welches Geschlecht die gesellschaftliche Entwicklung mehr dominiert.
Wo wir uns einig sind, ist eine feministische Sicht zu verwerfen, wonach Frauen reine Opfer und Männer die Täter in der Geschichte sind. Man kann hier durchaus eine Linie ziehen von der Biologie, also der sexuellen Selektion, zu diesem Verhalten, der zweifellos Ausdruck von Macht ist.
Es macht immer mehr Spaß Noten zu verteilen, als selber Noten zu erhalten und zu werten, statt bewertet zu werden. Alleine diese Formulierung stellt allerdings deine Behauptung in Frage, Frauen seien passiv, denn "Bewertung" ist ein Tätigkeit, die der Arbeit von Männern nachgelagert ist und es macht ebenfalls mehr Spaß, zu bewerten, als die Arbeit zu verrichten, die bewertet wird.
Oder anders herum: es macht Sinn, sich hinter seiner Passivität zu verstecken, wenn die Aktivität anstrengend und schweißtreibend ist.
Was wiederum erklären würde, warum "männliche Werte" und "echte Männer" weiterhin gefordert werden von Frauen, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, den Ansprüchen an "weiblichen Werten" und der Erwartung von "echten Frauen" zu genügen.
Was wir heute vorfinden, ist eine halbierte Emanzipation - die für Männer hat nie stattgefunden.
Das war die Einsicht, die ich so formuliert hatte:
Was mich zu dem Punkt bringt, warum es uns Männern eigentlich so schwer fällt, über Enttäuschungen zu reden. Ich möchte es in den Worten eines verstorbenen (konservativen) Maskulisten formulieren: "Der Feminismus hat mir die Existenz von Frauen versprochen, die in der Realität nie existiert haben."
Allerdings möchte ich hier einwerfen, dass ich denke dass der Sexualtrieb weit mehr ist als nur ein Motor zur Verbreitung der eigenen Gene. Denn in manchen Betrachtungen findet man in der Tat nur solche eingeengten, rein mechanistischen evolutionsbiologischen Sichtweisen. (...) Rein intuitiv ist mir diese Erklärung aber wieder zu 'technisch'. Irgendwie wird hier nur eine Ebene der Mann/Frau-Beziehung betrachtet. Die will ich gar nicht wirklich anzweifeln, obwohl ich es wahrscheinlich weniger 'technisch' erklären würde. Es gibt aber eben auch noch andere Ebenen der Mann/Frau-Beziehungen. Und die haben auch Einfluss auf das Geschlechterverhältnis. Sie kommen aber bei diesen 'technischen', rein evolutionsbiologischen Sicherweisen einfach zu kurz.
Natürlich haben (intime) Paarbindungen und -beziehungen noch wesentlich mehr Facetten, als die von mir charakterisierten und Sexualität hat auch die Funktion, diese sicherzustellen.
Die evolutionsbiologischen Betrachtungen sollten hier nur ein Startpunkt sein und mehr nicht.
Zumal ich bereits einen anderen Blickwinkel einnehme, denn für mich erzwingt gerade die Biologie - darauf wollte ich hinaus - eine kulturelle Betrachtungsweise.
Gerade weil der Säugling hilflos, die Frau nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen steigt die Notwendigkeit, Bindungen aufzubauen, um die Ernährung sicherzustellen.
Natürlich könnte man mit dem Clan argumentieren, Verwandtschaft usw., aber am sichersten für eine "elterliches Investment" wäre die Existenz eines männlichen Partners.
Für viele Frauen ist so etwas Lebensziel, die gute Bindung. Aber die Gründe, so denke ich, sind nicht nur materieller Natur. Es nur auf diese Ebene zu verkürzen trifft es meiner Ansicht nach nicht genug. Frauen mögen es auch tendenziell mehr als Männer etwas ganz für sich zu haben und es nach außen hin abzugrenzen.
Da Frauen nun so auf feste Bindungen stehen, leiden sie darunter natürlich auch nicht so schnell, da muss es schon richtig hart kommen, bevor sie ihre Bindung aufgeben.
Tja, da ist die Frage, wo Natur und Kultur in welchem Verhältnis hineinspielen.
Naja, grob verstehe ich natürlich was gemeint ist - und im allgemeinen Umfeld habe ich das auch bei einigen Paarbeziehungen so beobachten können, im Laufe meines Lebens.
Aber wenn du es noch mal konkretisieren könntest, würde das nicht schaden.
Das ist die biologistische Betrachtungsweise der "red piller" - Frauen möchten sich kurzfristig mit den Männern mit guten Genen (Alpha) paaren und langfristig den guten Versorger (Beta).
Dabei haben sie Erkenntnisse aus dem Tierreich einfach nicht zur Kenntnis genommen.
Man ist bspw. als Schimpanse nur Alpha, so lange man den Status als Alpha verteidigen kann.
Zu alt, zu schwach = weg.
Die Klärung der Frage des sicheren Nachwuchses für Menschen wurde erst dann dringend, als es Ressourcen tatsächlich zu vererben gab und an dieser Stelle mit der Existenz eines Erbes auch die eines Alphas anzunehmen ist absurd.
Fraglos gibt es die Präferenz für attraktive Männer bei Frauen, es aber zum Bestandteil der "weiblichen Natur" zu machen ist ein bisschen albern, wenn Männer ebenfalls auf attraktive Frauen stehen, die sie gerne als Partnerin hätten.
Ja, nur sehe ich das, anders als du, als gegeben an, als die unumgängliche Eigenart von Mann und Frau, eben eine, die nicht nur ein paar Hundert Jahre alt ist. Für einen Fortschritt für eine Entwicklung im Leben sind Frauen auf Männer angewiesen, denn sie können ja nicht gehen -> siehe das Gleichnis vom Blinden und dem Lahmen. Und Männer haben halt diese andere Schwäche. Insofern sind beide Geschlechter notwenig aufeinander angewiesen. Und die Männer sind diejenigen, die sich bewegen können.
Da haben wir ein "agree to disagree", würde ich sagen.
Ich glaube nicht, dass es "unumgängliche Eigenarten" gibt und ich glaube auch nicht an eine "Komplementarität der Geschlechter".
Sehr auffällig ist die Motivation hinter der Konstruktion eines "Mängelwesens Mann", der nämlich immer auf "Frau" angewiesen, also ergänzungsbedürftig ist.
Dieses Narrativ existiert seit Pi mal Daumen 250 Jahren, wobei das Argumentationsmuster mehrmals von Natur auf Kultur für beide Geschlechter gewechselt hat.
Es galt zuerst den männlichen Egoismus (Natur) per Ehe durch das zivilisierende Wesen der Frau (Kultur) einzuhegen, dann erst wurde das zivilisierende Wesen der Frauen zu ihrem biologischen Wesen.
Seit dieser Zeit werden alle Defizite der Gesellschaft als "männlich" kodiert und die Rettung/Heilung als "weiblich".
D.h. das Narrativ ist wesentlich älter als die erste Welle des Feminismus.
Man kann sich leicht vorstellen, ein Interesse eines Geschlechts an der Beibehaltung dieser Ideologie war und ist existent und wurde und wird als "Feminismus" lediglich fortgeführt.
So weit für heute und am morgigen Tag den Rest. Wenn du Lust auf eine Antwort hast, dann lass dir alle Zeit, die du brauchst!