Ein vorläufiges Fazit
Die Welt wird Zeuge von bahnbrechenden geopolitischen Machtverschiebungen, wie man sie 1815, 1919, 1945 und 1991 sah. Es drohen permanente Konflikte, die entweder mit einem Sieg des demokratischen Westens gegen den Block der autoritären Staaten enden werden, oder in einer neuen Machtverteilung in einer wirklich multipolaren Weltordnung münden.
Die Welt wird wohl eher Zeuge der Machtgrenzen der US-amerikanischen Hegemonie, die es immer schon gab. Sollte Russland den Krieg in der Ukraine verlieren, würde es die Existenz des russischen Staates in Frage stellen. Wenn die Ukraine verliert, ist die USA dadurch nicht unmittelbar bedroht. Deren Problem ist ihr Wirtschaftssystem. Die kurzfristigen Interessen des militärisch-industriellen Komplexes bestimmen deren Handeln. Wenn es keine Schwächeren oder überhaupt niemand mehr gibt, stößt es an seine Grenze. Dem Anhang der USA ergeht es schon bereits jetzt anders, durch die künstlich herbeigeführten Sanktionsfolgen. Allerdings ist die geo-politische Bedeutung Europas seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr wirklich existent, außerhalb der NATO.
Veränderungen auf der Welt ließen und lassen sich nicht aufhalten, genau wie das Leben. Welche Bedrohung durch permanente Konflikte der Autor wahrnimmt, ist für mich nicht ersichtlich. Zumal er auf historische Veränderungen verweist, deren Ausmaß aus seiner Sicht dem aktuellen Geschehen gleicht. Sollten permanente Konflikte die Folge von Veränderung sein, so gab es das Problem schon immer und es wird sich auch nicht lösen lassen, ... zumal es die Menschheit immer noch gibt.
Er spricht von einem Konflikt des "demokratischen Westens gegen den Block der autoritären Staaten", dabei gibt es überall das Wahlrecht. Was rechtfertigt die Klassifizierung von Staaten als demokratisch oder autoritär, außer der individuellen Gesinnung?
Und ist der gesamte Westen wirklich gegen eine "multipolaren Weltordnung"?
Was sagt das Goethe-Institut?
https://www.goethe.de/ins/br/de/kul/sup/eps/20795488.html
"Auf der einen Seite stehen diejenigen, die eine multipolare Ordnung verteidigen, bei der sich verschiedene Staaten und Staatenblöcke die Kontrolle der Weltpolitik untereinander teilen. Und auf der anderen Seite stehen die, die lieber auf eine dezentrierte Weltpolitik setzen, in der sich unterschiedliche Kräfte und Akteure – also nicht nur Nationalstaaten – kontrollieren und gegenseitig ausbalancieren.
Verfechter der multipolaren Ordnung sind in verschiedenen Regionen der Welt zuhause und können sich hauptsächlich sowohl auf Blöcke jüngeren Datums wie die BRICS-Staaten (bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) beziehen, als auch auf die Europäische Union. Dies gilt etwa für den bekannten deutschen Sozialphilosophen Jürgen Habermas, der im „alten Europa“ den Quell für die Rechtmäßigkeit und die Macht sieht, um die Kriegstreiberei der US-Amerikaner einzudämmen. Die Visionäre einer dezentrierten Welt sind leichter im sogenannten globalen Süden auszumachen und auf eine Vielzahl von Nichtregierungsorganisationen, akademische Institutionen und Think-Tanks verteilt. "
Die alte Ordnung, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs den europäischen und den Weltfrieden mehr oder weniger garantiert hatte, ist definitiv zu Ende. Die geoökonomischen Folgen des Weltumbruchs sind für alle Seiten schmerzhaft. Das Leben wird teurer, der Wohlstand ist kaum aufrechtzuerhalten.
Statt Handelsverflechtungen kommt es zu einer Militarisierung in Europa und Asien. Die 100 Jahre alt werdende Politikerlegende Henry Kissinger prognostiziert einen möglichen Krieg der USA und des Westens mit China und Russland. Solange jede konkurrierende Seite vom eigenen Sieg und der Niederlage des Gegners überzeugt ist – und diesen Sieg als moralisch zwingend für sich erachtet –, werden Abrüstung und Entspannung nicht funktionieren.
Die "alte Ordnung" ist nichts weiteres als die Anwendung des Rechts des Stärkeren durch den Sieger, bzw. die Sieger. Das waren 1945 vor allen Dingen die Sowjetunion und die USA. Frankreich und Großbritannien verloren den Großteil ihrer Kolonien, die zuvor Reichtum und Einfluß sicherten. Es gab Frieden in Europa, genannt "kalter Krieg".
Einen Weltkrieg gab es auch nicht, aber Frieden weltweit?
Korea, Vietnam, Kongo, ...
Ab 1990 geriet die Siegerbalance aus dem Gleichgewicht, der Warschauer Pakt löste sich auf. Dadurch kam es dann zu Jugoslawien, Irak, Syrien, Panama, Afghanistan ...
Die Art von Frieden, den die USA generierte, erinnert an Schutzgelderpressung.
Und das ein US-Politiker Krieg zwischen seinem Land und noch souveränen Staaten prophezeit, ist reine Sachlichkeit und Ehrlichkeit, wenn man den eigenen Gesellschafts-Charakter kennt. Und den USA moralische Gründe für ihr Handeln zu unterstellen, halte ich für weltfremd. Man könnte mit der Geburt des Staates beginnen. Landraub durch die Europäer und Genozid an der Urbevölkerung. Das Konzept vom stetigen Wachstum lenkte dann später deren Aufmerksamkeit auch auf andere Erdmitbürger. Aber Bären mögen sie nicht.
gleiche Quelle wie zuvor:
https://www.goethe.de/ins/br/de/kul/sup/eps/20795488.html
"Der Westfälische Friede von 1648 bildete die Ordnung der Nationalstaaten heraus, die bis vor wenigen Jahrzehnten die Kräfteverhältnisse in der Weltpolitik bestimmte. Sie wird in gewisser Weise durch die Staatenblöcke während des Kalten Krieges bestätigt und verschärft. Erst Ende des 20. Jahrhunderts trat die Pax Americana unter der unangefochtenen Hegemonie der Vereinigten Staaten ein, die die Machtverhältnisse in der Weltpolitik neu zu ordnen schien. Dennoch zeigte sich die imperiale Herrschaft Nordamerikas bekanntlich weniger stabil und dauerhaft als angenommen.
Die Pax Americana scheiterte hauptsächlich an ihren eigenen inneren Widersprüchen. Anstatt sich von der angekündigten Rationalität leiten zu lassen, die auf dem Vorsatz beruhte, für Weltfrieden und Völkerverständigung zu sorgen, offenbarte sich das globale Engagement der US-Amerikaner als kleinlich und verfehlt. Es war vielmehr getrieben durch die kurzfristigen Interessen des militärisch-industriellen Komplexes als von den erklärten Zielen, Demokratie und humanitäre Werte hinaus in die Welt zu tragen.
Die Bilanz ist verheerend: Die wenigen Jahrzehnte der Pax Americana haben zu neuen Kriegen geführt, zu bisher unvorstellbaren Formen der Menschenrechtsverletzung (Guantanamo, Abu Ghuraib, vielfache Tötungen durch Drohnenangriffe, Massenüberwachung etc.) und der Vertiefung der Differenzen zwischen potenziellen Verbündeten.
"