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mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Europa ist längst Teil des BRICS-Wirtschaftsraums ...

... allerdings nicht als mitgestaltendes Mitglied, sondern nur ein Handelspartner.

B - Brasilien
R - Russland
I - Indien
C - China
S - Südafrika

Wenn man noch etwas großzügiger wird, kann man bei "Südafrika" fast die "Afrikanische Union" einsetzen, denn die BRICS-Staaten unterhalten immer intensivere Beziehungen zu Afrika an sich.
Damit umfasst der BRICS-Währungsraum fast 5 Milliarden Menschen.

Mit praktisch all diesen Ländern bestehen Handelsbeziehungen. Auch mit Russland noch, trotz Sanktionen, teils direkt, teils über Vermittlerstaaten.

Mit Russland hat man sich aus bekannten politischen Gründen ja die Handelsbeziehungen stark verdorben, auch wenn da langsam ein Umdenken stattfindet. In Washington sitzt dagegen gerade ein älterer Herr, dessen Berater es für eine sehr gute Idee halten, auch noch China mit einem Handelskrieg "schwächen" zu wollen. Natürlich soll Europa mitziehen. Die ganze Nummer ist durchschaubar: die US-Administration hat ein Interesse daran, einen Keil zwischen Europa und die BRICS-Staaten zu treiben.

Gründe dafür gibt es viele. Einer der offensichtlicheren ist das drohende Ende des Petro-Dollars; der BRICS-Wirtschaftsraum schickt sich an, eine eigene Petro-Währung einzuführen, basierend auf der chinesischen Währung. Der ölfördernde Nahe Osten ist dem nicht abgeneigt und sucht ebenfalls nach einem Weg aus dem Petro-Dollar. Wenn aber der Petro-Dollar nicht mehr auf der ganzen Welt zum Einsatz kommt, schwächt das die US-Wirtschaft erheblich. Diese Schwächung soll durch Europa "aufgefangen" werden - etwa durch stärkere Wirtschaftsbeziehungen. Und auch der Kuhhandel mit dem Flüssiggas gehört dazu, wenn das US-Gas vielfach teurer in Europa verkauft wird, als es in den USA gehandelt wird. Das trägt bei zum Verdacht, dass sich die USA auf Kosten der Europäer wirtschaftlich sanieren will.

Jetzt sind weder Indien noch Chinesen besondere Vorbilder bezüglich "Menschenrechte". Und Russland steht ja wegs des aktuellen Krieges auch am Pranger (eine Wertung erspare ich). Diese Staaten sind also nicht unbedingt "demokratisch" - müssen sie aber auch nicht sein, wenn man handelt, diplomatische Beziehungen pflegt und akzeptiert, dass die "westlichen Werte" nicht überall willkommen sind. Ist kein Beinbruch; wenn zu Hause die multikulturellen Errungenschaften gefeiert werden, im Guten wie im Schlechten, warum nicht auch in der restlichen Welt? Warum muss China unbedingt westliche Werte vertreten um ein zuverlässiger Handelspartner zu sein? Warum muss Indien das Kastenwesen aufgeben und eine Demokratie werden, nur damit dort Dinge produziert werden können? Es hat doch bisher auch keinen Geschäftemacher gestört, dass die Umweltstandards lasch sind und Arbeitsschutzvorkehrungen nicht existieren, warum also ist das auf einmal ein Problem?

An der Stelle spiele ich mal bewusst mit Klischees, Moral und Emotionen. Wieso waren alle möglichen "Sauereien" bisher für die Profitmaximierung international agierender Konzerne akzeptabel, nur jetzt, wo der BRICS-Raum ein echtes Gegengewicht geworden ist und "den Westen" nicht mehr zum Funktionieren braucht, werden Probleme erkannt, die vorher keine gwesen sein wollen?

Ich seh's mal so: wir in Europa stehen am Scheideweg. Die "geoökonomische Zeitenwende" steht durchaus an. Wir haben die Option, entweder marginalisierter Partner einer schwindenden Supermacht zu sein, die immer weniger Unterstützung in der Welt erfährt, oder Europa orientiert sich nach Asien und profitiert mit von dem BRICS-Währungsraum. Und zwar nicht nur als Handelspartner, sondern als mitgestaltendes Mitglied.

Wenn dafür die Beziehungen zu den USA etwas abkühlen, dann ist das ein akzeptabler Preis. Ich meine, wir zahlen grad auch ordentlich dafür, dass man die Brücken nach Russland aus bekannten politischen Gründen innerhalb eines Jahres komplett abgebrannt hat.

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