Neben vielen anderen Faktoren die gegen die Demokratie sprechen, ist
auch das konsequente Desinteresse der Bevölkerung an Politik ein
interessantes Phänomen.
Nehmen wir uns die die beiden "demokratischstischen" Staaten der
Welt, die VSA & und die Schweiz.
Harten Demokratiekriterien genügt sowieso nur die Schweiz, weil es
m.W. das einzige Land ist, in dem die Bürger REGELMÄßIG
NATIONALSTAATLICHE SACHENTSCHEIDE abstimmen können.
In den VSA sind Sachentscheide selten, es dominiert die Personenwahl
und jenseits des Bundesstaates (in der Schweiz: Kanton) gibt es in
den VSA sowieso keinerlei direktdemokratische Elemente mehr, da ist
repräsentative Demokratie angesagt.
Die Ergebnisse sind ja in beiden Fällen absolut ernüchternd: Die
Wahlbeteiligung ist den den VSA sehr niedrig (Clinton wurde von 35%
aller Stimmberechtigten gewählt) und in der Schweiz pendelt die
Beteiligung bei den Volksabstimmungen auch gerne bei 40%. Es gibt
zwar in beiden Fällen Ausreißer nach oben (Bush konnte über 60% der
Stimmberechtigten mobilisieren, für die VSA ein sehr hoher Wert) und
auch in der Schweiz gehen manchmal auch 70% zur Urne, wenn sie z.B.
den VN-Beitritt abstimmen.
Grosso modo ist das Interesse an Politik allerdings in beiden Staaten
sehr niedrig. Und das Interesse ist auch immer weiter gesunken.
Sowohl die VSA als auch die Schweiz sind sehr stabile Aggregate, die
schon seit weit über 100 Jahren existieren. Langzeitvergleiche sind
also möglich. Und da kann man sagen, daß vor 130 Jahren (damals wurde
die direkte Demokratie eingeführt) die Abstimmungsbeteiligung in der
Schweiz bei über 60% lag (was auch nicht gerade viel ist) und heute
eben auf unter 40% abgerutscht ist. Der größte Knick nach unten kam
übrigens in der Schweiz mit dem Frauenwahlrecht, die Schweizerin hat
noch weniger Interesse an der Politik als der Schweizer.
Wenn der Schweizer über eine neue Stammzellen-Regelung abstimmen darf
und es gehen nur 35% zur Urne, dann heißt das eben: 65% aller Leute
geht dieses Thema am Arsch vorbei.
Wenn Clinton mit 35% aller Stimmberechtigten direkt gewählt wird,
dann heißt das eben für die anderen 65% "Der Mann ist unwichtig,
interessiert mich nicht, Superbowl & Cheeseburger sind dreimal
interessanter."
Ich finde das Verhalten der Schweizer und Nordamerikaner extrem
schlau: Sie haben gelernt, daß in der Demokratie Politiker sowieso
nur dummschwätzen und nichts liefern. Die Schweizer habe zudem
gelernt, daß so gut wie jede Abstimmung, die den Status Quo wirklich
verändern würde, gnadenlos an der Mehrheit der Arrivierten und
Etablierten scheitert. Das ist absolut faszinierend: Der Schweizer
stimmt zwar häufig ab, substanziell verändert hat sich dort aber seit
100 Jahren nicht mehr. Jede wirkliche Veränderung wurde durch die
direkte Demokratie geblockt. Und so geht halt auch der Schweizer
nicht mehr zur Urne, bringt ja eh' nix, fast alle Vorlagen scheitern,
bleibt alles beim Alten.
Stattdessen kümmern sich Schweizer und Ami um wichtige Dinge:
Individuelle Karriereplanung, Superbowl, Nummernkonten, Waffen
putzen, Fahne aus dem Fenster hängen und sich selbst als stolze
Nation darstellen, obwohl sie doch nur eine zusammengewürfelte Bande
ignoranter Egoisten und Opportunisten sind.
Wer mit der Demokratie leben muß, für den bietet es sich i.d.T. an,
sie einfach zu ignorieren und sich mit wichtigen Dingen zu
beschäftigen. Da hat man dann auch hin- und wieder echte
Erfolgserlebnisse.
mfG, yossarian
auch das konsequente Desinteresse der Bevölkerung an Politik ein
interessantes Phänomen.
Nehmen wir uns die die beiden "demokratischstischen" Staaten der
Welt, die VSA & und die Schweiz.
Harten Demokratiekriterien genügt sowieso nur die Schweiz, weil es
m.W. das einzige Land ist, in dem die Bürger REGELMÄßIG
NATIONALSTAATLICHE SACHENTSCHEIDE abstimmen können.
In den VSA sind Sachentscheide selten, es dominiert die Personenwahl
und jenseits des Bundesstaates (in der Schweiz: Kanton) gibt es in
den VSA sowieso keinerlei direktdemokratische Elemente mehr, da ist
repräsentative Demokratie angesagt.
Die Ergebnisse sind ja in beiden Fällen absolut ernüchternd: Die
Wahlbeteiligung ist den den VSA sehr niedrig (Clinton wurde von 35%
aller Stimmberechtigten gewählt) und in der Schweiz pendelt die
Beteiligung bei den Volksabstimmungen auch gerne bei 40%. Es gibt
zwar in beiden Fällen Ausreißer nach oben (Bush konnte über 60% der
Stimmberechtigten mobilisieren, für die VSA ein sehr hoher Wert) und
auch in der Schweiz gehen manchmal auch 70% zur Urne, wenn sie z.B.
den VN-Beitritt abstimmen.
Grosso modo ist das Interesse an Politik allerdings in beiden Staaten
sehr niedrig. Und das Interesse ist auch immer weiter gesunken.
Sowohl die VSA als auch die Schweiz sind sehr stabile Aggregate, die
schon seit weit über 100 Jahren existieren. Langzeitvergleiche sind
also möglich. Und da kann man sagen, daß vor 130 Jahren (damals wurde
die direkte Demokratie eingeführt) die Abstimmungsbeteiligung in der
Schweiz bei über 60% lag (was auch nicht gerade viel ist) und heute
eben auf unter 40% abgerutscht ist. Der größte Knick nach unten kam
übrigens in der Schweiz mit dem Frauenwahlrecht, die Schweizerin hat
noch weniger Interesse an der Politik als der Schweizer.
Wenn der Schweizer über eine neue Stammzellen-Regelung abstimmen darf
und es gehen nur 35% zur Urne, dann heißt das eben: 65% aller Leute
geht dieses Thema am Arsch vorbei.
Wenn Clinton mit 35% aller Stimmberechtigten direkt gewählt wird,
dann heißt das eben für die anderen 65% "Der Mann ist unwichtig,
interessiert mich nicht, Superbowl & Cheeseburger sind dreimal
interessanter."
Ich finde das Verhalten der Schweizer und Nordamerikaner extrem
schlau: Sie haben gelernt, daß in der Demokratie Politiker sowieso
nur dummschwätzen und nichts liefern. Die Schweizer habe zudem
gelernt, daß so gut wie jede Abstimmung, die den Status Quo wirklich
verändern würde, gnadenlos an der Mehrheit der Arrivierten und
Etablierten scheitert. Das ist absolut faszinierend: Der Schweizer
stimmt zwar häufig ab, substanziell verändert hat sich dort aber seit
100 Jahren nicht mehr. Jede wirkliche Veränderung wurde durch die
direkte Demokratie geblockt. Und so geht halt auch der Schweizer
nicht mehr zur Urne, bringt ja eh' nix, fast alle Vorlagen scheitern,
bleibt alles beim Alten.
Stattdessen kümmern sich Schweizer und Ami um wichtige Dinge:
Individuelle Karriereplanung, Superbowl, Nummernkonten, Waffen
putzen, Fahne aus dem Fenster hängen und sich selbst als stolze
Nation darstellen, obwohl sie doch nur eine zusammengewürfelte Bande
ignoranter Egoisten und Opportunisten sind.
Wer mit der Demokratie leben muß, für den bietet es sich i.d.T. an,
sie einfach zu ignorieren und sich mit wichtigen Dingen zu
beschäftigen. Da hat man dann auch hin- und wieder echte
Erfolgserlebnisse.
mfG, yossarian