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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Ja, die Grenzen ohne Anführungszeichen

Mircutux schrieb am 14.02.2021 10:45:

Es gehört m.M.n. zu den großen programmatischen Fehlern der Ökobewegung, Wachstum künstlich begrenzen zu wollen.
Wachstum b.z.w. das Streben danach, ist eine ganz natürliche Sache.
Jede Bakterienkultur wächst, jeder Baum wächst.

Ich wüßte keine einzige Person aus dem Spektrum der Ökobewegung oder anderswo her, die das Wachstum von Pflanzen oder Tieren ernsthaft würde begrenzen wollen. Du vielleicht?

Zu solchen Verwirrungen kommt es, wenn man Vergleiche zwischen Natur und Kultur anstellt, die sich auf einen einzigen Begriff beziehen. Das führt dann dazu, daß man unzutreffende Schlüsse vom einen aufs andere zieht.

Vielleicht kommt diese Vorstellung man könne durch Selbstkasteiung, Demut und Verzicht ein besserer Mensch werden aus dem Christentum.

Es bedarf keiner Religion, um zu erkennen, daß sich der Mensch in vielerlei Hinsicht überschätzt und viel zu wichtig nimmt. Man muß nicht gleich mit einer Peitsche durchs Dorf ziehen und sich geißeln, aber etwas mehr Selbstreflektion und Demut gegenüber der Natur wäre schon angebracht. Und das würde ich als eine neue Art der Aufklärung sehen - die Einsicht, daß wir nicht so weiter wirtschaften und der Natur (und damit uns selbst) Schaden zufügen können, wie wir es seit geraumer Zeit tun, und das wider besseren Wissens.

Aufklärend wäre, zu erkennen, dass mit einem schlechtem Gewissen allein wenig erreicht ist.

Richtig. Eine Erkenntnis ohne Konsequenzen führt allenfalls dazu, daß sich das schlechte Gewissen etabliert und mit der Zeit "abschleift". Sich ein besseres Gewissen zu verschaffen heißt, Einsichten umzusetzen in Taten. Und zwar vor allem das zu tun, was man selbst tun kann, auch wenn der persönliche Einfluß des Einzelnen verschwindend gering ist. Letztlich findet der im Artikel geforderte Prozeß der neuen Aufklärung nur dann statt, wenn er sich quer durch die gesamte Gesellschaft zieht.

Das klingt möglicherweise ein bißchen zu oberlehrerhaft und abgedroschen, aber wenn wir nicht von selbst darauf kommen, daß es auf manchen Gebieten - siehe Artikel - nicht so weitergehen kann, dann werden vielleicht nicht wir, aber mit Sicherheit unsere Nachfahren darauf gestoßen werden, und zwar vermutlich ziemlich unsanft.

Wachstum an sich ist keine schlechte Sache und der Hang dazu wohnt jedem Leben inne. Menschsein bedeutet auch ein ständiges Ausloten und Erweitern scheinbar vorgegebener Grenzen.

Man sollte den Wachstumsbegriff dann schon etwas näher betrachten und auch klar benennen wo konkret ein Wachstum destruktiv ist. Franz Alt benennt hier auch richtiger Weise die Finanzwirtschaft und die kapitalistische Wirtschaftsweise.

Den beinahe wichtigsten Punkt hast Du ausgelassen: Die kapitalistische Wirtschaftsweise produziert ja nicht Dinge für die Halde, sondern dafür, daß wir sie kaufen. Jeder einzelne von uns trägt mit seinem Konsumverhalten, seiner individuellen Lebensweise dazu bei, die kapitalistische Wirtschaftsweise am Gedeihen - und damit an ihrem Streben nach permanentem Wachstum - zu halten.

Ich denke aber, dass es noch viele Gebiete gibt, auf denen die Menschheit wachen kann. Geistig im Sinne der Aufklärung, im friedlichen Zusammenleben und an der Freude die man sich teilen kann. Wachstum ist keine eindimensionale Sache.
Wenn man aber wie es die Ökobewegung tut, Wachstum immer nur negativ betrachtet, dann bleibt wenig übrig für das man begeistern kann.
Es ist ein Fehler Wachstum immer nur negativ zu besetzen und Wachstum eindimensional zu betrachten.

Eindimensionales Wachstum stößt immer irgendwann an seine Grenzen.
Aber das Wachsen wollen und das Streben danach ist an sich keine schlechte Sache.

Jegliches Wachstum stößt an seine Grenzen (und in diesem Fall können wir diese Aussage verallgemeinernd treffen). Das beobachten wir in der Natur mit ihrem ewigen Zyklus des Wachsens und Vergehens. Daß der Mensch der Meinung ist, er könne sich quasi aus der Natur herausheben und so etwas wie ein ewiges Wirtschaftswachstum erzielen, ist eines der fehlgeschlagenen Projekte bisheriger Aufklärung.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.02.2021 18:27).

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