... zum American Civil War von 1861 bis 1865.
Damals ging es hauptsächlich um das Recht der Südstaaten, weiterhin an der "Institution Sklaverei" festhalten zu dürfen, aber eben nicht nur. Es gab auch damals schon den Streit, dass die Bundesstaaten sich selbst regieren und nicht von einer Zentralregierung kontrolliert werden wollten. So zumindest grob das, was ich in meinem Kopf zusammenkriegen kann.
Die CSA wurde praktisch eine Art CopyCat der USA. Hauptstadt war Richmond, die Verfassung war eine nahezu identische Kopie der Original Consitution und auch wenn den einzelnen Staaten mehr Autonomie zugesprochen wurde, war's am Ende halt trotzdem zentralistisch regiert mit dem Kabinett von CSA President Jefferson Davis. Dazu grob grau uniformierte Soldaten, eine farblich ähnlich, aber symbolisch anders definierte Farbe, fertig war der Lack.
Die USA blieb bei dem, was sie kannte und ging auch mit einem anderen Casus Belli an die Sache: die "Bewahrung der Einheit". Um die Sklavenfrage ging es erst später, als Lincoln nach der Schlacht von Antietam seine Proklamation herausgab. Entsprechend wurden die Staaten auch nicht Stück für Stück "erobert", sondern es wurde grundsätzlich versucht, die Südstaatenarmee zu zerschlagen, um dann auf Richmond vorzurücken und die Regierung Davis zur Kapitulation zu bewegen.
Die Parallelen zu heute sind nicht ganz unähnlich, wenn in Texas ein wachsender Bevölkerungsanteil aus den USA austreten möchte, weil man nicht mehr mit der Regierung in Washington DC einverstanden ist. Heute geht es aber nicht mehr um Sklaverei und die Abschaffung derselbigen, sondern um die Frage zwischen Konservativen und Progressiven. Die Progressiven werden gleichgesetzt mit "Wokeism" - und das wird immer stärker als negativ, bedrohlich oder gar als die Gesellschaft zerstörend betrachtet.
Welche Seite würde ich heute wählen, wenn ich müsste? Wen hätte ich damals gewählt?
Die Frage stelle ich bewusst mal hier hin. Bevor es eine Vorverurteilung für die kommenden beiden Antworten gibt, gebe ich mit, dass es die Interpretation eines Außenstehenden der komplexen internen Probleme der USA ist mit dem Versuch, eine Innenperspektive einzunehmen. Ich tu' also mal so, als ob ich ein US-Amerikaner wäre. Genauer, ich bin ein US-Amerikaner, für gewöhnlich die Demokraten wählt.
Wenn ich damals, während der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs gelebt hätte, ich wäre vermutlich in dem Farbton in den Krieg gezogen, auf dessen Seite mein Staat gestanden hätte. Mehr hätte meine Bildung auch kaum hergegeben: die Sklavenfrage ist mir vielleicht egal. Im Norden wäre es mir um die "Verteidigung der Einheit" gegangen, im Süden "um meine Rechte". That's it.
Heute ist das viel komplexer. Wer Demokratenwähler ist, mag trotzdem unzufrieden sein mit Joe Biden oder den Woke-Spaß ablehnen. Aber deshalb Republikaner zu wählen? Trump? Ist das überhaupt irgendwie moralisch zu rechtfertigen?
Ich wüsste aktuell nicht, wie das Problem lösbar ist, wenn man konservativ demokratisch leben möchte ohne diesen ganzen "modernen Unsinn". Falls die Lösung aber darin besteht, aus dem Verbund auszutreten und eine eigene Regierung zu bestellen, die explizit demokratisch ohne "Woke" ist, dann wäre doch generell hier die Lösung zu suchen, oder nicht? Dann bin ich für Austritt. Lieber Auflösung der Union als nochmal Trump - oder Woke-Demokraten.
Natürlich sind die beiden "Innenansichten" völlig fiktiv und auch stark vereinfacht. Aber ganz ehrlich? Ich glaub ich wäre heute eher bei den Sezessionisten zu finden, früher bei der Union. Und das, obschon ich politisch für die gleiche Sache stehen würde: eine konservative, christliche USA.