Russland spielt in diesem Krieg auf Zeit.
Einerseits wird nur gerade so viel Energie in den Krieg gesteckt, dass Russland wie in den letzten 1.5 Jahren weiter auf dem Schlachtfeld "die Initiative behält", wie es der Kriegsreporter ausdrückt.
Andererseits wird versucht, die westliche Unterstützung für die Ukraine möglichst klein zu halten - parallel plant man schon mal für den großen Krieg, indem die Armee auf deutlich über 1 Million Mann ausgebaut werden soll.
Mittlerweile hat die russische Führung auch begriffen, dass es dem Westen auch nicht um einen Sieg der Ukraine in diesem Krieg geht - der Westen will nur Zeit gewinnen und implizit ist man mindestens in Europa froh, dass Russland (zumindest jetzt noch nicht) gegen die Ukraine und die NATO gleichzeitig Krieg führen kann.
Russland spielt auch deshalb auf Zeit, weil es Angst vor dem Ende der Kampfhandlungen hat. Eine Armee von mehreren hunderttausend Mann aus dem Krieg würde sonst nach Hause geholt werden müssen, die man aber nicht mehr so einfach in das zivile Leben integrieren könnte. Die Rückkehr der Afghanistan-Veteranen war vor gut 35 Jahren einer der Ursachen, warum die Sowjetunion zerfallen ist. Würde der Frieden kommen, ohne dass die Ukraine unterworfen ist würde sich so mancher in Russland außerdem fragen, warum man so ein Ende des Krieges zulassen konnte.
Alle Angebote Russlands bedeuten nach wie vor, dass die Ukraine für einen Frieden ihre Freiheit und Unabhängigkeit opfern soll. Dadurch weiß auch Russland, dass die Ukraine keinem Waffenstillstand zustimmen kann, den Russland sich wünschen würde.