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Avatar von rocketeer_87
  • rocketeer_87

825 Beiträge seit 15.09.2015

Re: Sehr guter Artikel

Der Wahrheitstyp schrieb am 20.11.2016 11:14:

Ich glaube, ein genetisches Programm ist vorhanden, es muß nur stimuliert werden. Und das ist übernimmt die kulturelle Prägung. Es ist wohl sowas wie ein Symbiose, die einander bedingt.

pseudo-effizienten System

Natürlich. Der Kapitalismus (wie ich ihn verstehe, als gesunden Wettbewerb) ist per se nicht schlecht. Man muß ihn nur beherrschen. Sonst gerät er außer Kontrolle. Und wie Kyrill es gezeigt hat, werden dann Landstriche verwüstet.

Leider funktioniert die vierte Gewalt nicht mehr so gut, wobei sie eigentlich noch nie unkäuflich war. Schon seit Anbeginn der Menschheit war List und Tücke dem Genprogramm zu eigen.

Aber wie dem auch sei, man hat das Gefühl, es ist eine Art "Endzeit" eingeleutet.

Der Wettbewerb würde sich ja idealerweise darin äußern, dass es für ein Problem mehrere Lösungswege gibt. Am Ende "gewinnt" die Idee, die den größten Mehrwert für die meisten Menschen generiert. Ich denke, dass damit "Marktwirtschaft" gemeint ist und nicht "Kapitalismus". Im Kapitalismus werden Waren und Dienstleistungen nur deswegen veräußert, weil man damit Geld verdienen kann. Diese "schöne Maschine" (R. Kurz) zerschellt aber aktuell an seiner inneren und äußeren Schranke.

Die innere Schranke ist der von Marx aufgezeigt "Prozessierende Widerspruch", damit G=U-K --> maximal wird, müssen die Kosten maximal gesenkt werden. Es werden also Rationalisierungsmaßnahmen unternommen, die die Lohnarbeit immer mehr verdrängen. Stichwort: Digitalisierung und Industrie 4.0. Hinzukommt das "Gesetz über die tendenziell fallenden Profitraten" (ebenfalls Marx). In einem Verwertungsfeld (bzw. Markt) werden Produkte veräußert. Die Konkurrenz betritt nun diesen Markt und versucht, Marktanteile abzugraben. Dies geschieht natürlich auch damit, dass "Produktivitätsmaßnahmen" im Produktionsprozess integriert werden (bestes Beispiel Automobilfertigung von Tesla - hier arbeitet kein Mensch mehr in der Fabrik, außer die Instandhalter...). Diese führen bei dem Produzenten, der sie zuerst einführt, zu einem kurzfristigen Extraprofit, da nun mit einer geringeren Aufwendung in der Lohnarbeit die gleiche Menge an Waren hergestellt wird. Der Umsatz bzw. die abgesetzte Menge bleibt in diesem Moment der bzw. die gleiche.

Nun betritt die Konkurrenz den Markt, führt ebenfalls Rationalisierungsmaßnahmen ein und die vormals verwähnten Extraprofite (also der zusätzliche Stückgewinn) fallen weg bzw. beginnen zu sinken. Um aus dem Dilemma der fallenden Profite rauszukommen müssen erneut Rationalisierungen eingeführt ODER mehr Umsatz generiert werden.

Womit wir bei der äußeren Schranke wären. An einem Punkt, an dem Rationalisierungen nur noch schwierig oder langfristig Ausmaße annehmen, muss natürlich die "kreative Zerstörung" (was für eine perverse Beschreibung, wenn man es sich mal überlegt...) realisiert werden. Neue Produkte kommen dann nur deswegen auf dem Markt, um die alten Marktanteile wiederzugewinnen usw. usf. Jedoch muss man ja "wachsen", d.h. mehr verkaufen als im Jahr zuvor. Das heißt, es müssen noch mehr Ressourcen verbraucht werden usw. Da wir seit ca. 400 Jahren in diesem Wachstumswahnsinn leben wurde das Wachstum alljährlich verzinst. Und das führt zwangsläufig zum Raubbau an unserem Planeten und zur Umweltzerstörung (s. Keeling-Kurve). Aktuell verbrauche wir ja 1,6 Erden an Ressourcen - wir haushalten also nicht nachhaltig mit unserer Umwelt. Das kann auch gar nicht funktionieren, weil es das System nicht zulässt. WIrtschaftliches Wachstum entspricht einer stetigen Vergiftung unserer Gesellschafts- und Umweltsystems.
Der Kapitalismus wird also erst dann HALT machen, wenn auch das letzte Quäntchen stofflicher Natur irgendwie zu Kapital umgewandelt werden konnte.

Die Situation fallender Profite und sinkender Nachfrage wird qua systematischer Verschuldung abgefedert. Nur mal als Zahlenbeispie hier die Entwicklung der Weltschuldenl:

Verschuldung im Jahr 2000: 87 Billionen US-Dollar = 246% in Relation zum BIP
Verschuldung im Jahr 2007: 141 Billionen US-Dollar = 269% in Relation zum BIP
Verschuldung im Jahr 2014: 199 Billionen US-Dollar = 286% in Relation zum BIP

(Quelle: https://www.mckinsey.de/img/sb-debt__940.png)
Und dabei sind ja nur einige ausgewählte Staaten an diesem Prozess beteiligt... Diese ganze Dynamik lässt sich "global" betrachtet ziemlich gut mit den Analysewerkzeuge von Marx erklären. Dass es lokal zu partiellem Wachstum kommen kann (auf dem dann wieder die Neoliberalen rumreiten und "LIcht am Ende des Tunnels" zu entdecken glauben) ist dabei nur eine Zwischenstufe innerhalb dieses Prozesses. Wie lange das noch gut geht?

Keine Ahnung - wahrscheinlich ist in 5-10 Jahren die Schmerzgrenze erreicht. Der Leitzins ist schon im Keller, es werden schon Billionen von Dollar bzw. Euro über QE in die Wirtschaft gepumpt. Noch so eine Krise wie in 2007/2008 wird IMHO nicht mehr bewältigbar sein. Wenn wir Pech haben, fällt das in die Regenschaft von Donald Trump... Er wird einfach keine Jobs herzaubern können. Dafür müsste er sich weiter massiv verschulden. Das wird noch eine zeitlang gut gehen, aber irgendwann platzt die Schuldenblase und es kommt zu einer massiven Geldentwertung. Eigentlich totaler Wahnnsinn, wenn man es sich mal überlegt

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