Sinerider schrieb am 21.06.2023 15:24:
Wo ist das Problem, wenn Gesundheitsdaten anonymisiert gespeichert werden?
Wer möchte denn nicht anonymisierte Daten haben und warum?
Das Problem ist vielschichtig.
Einerseits stellt sich das Dilemma, dass die Daten immer leichter zuordnebar sind, je größer der individuelle Datensatz ist, und kleine Datensätze zunehmend nutzloser für die Forschung werden. Andererseits haben viele ohnehin kein Vertrauen in die Anonymisierung; an irgendeinem Punkt muss die Zuordnung vom Patienten zu den Daten ja erfolgen.
Und man hat bei den Corona-Kontaktlisten gesehen, wie große Begehrlichkeiten Daten wecken und wie schnell sie von der Polizei für völlig andere Zwecke beschlagnahmt werden.
Viele befürchten bei solchen Dingen eine Dammbruch. Und dass z.B. wenn man einem Arzt erzählt, dass man sich das Leben derzeit mit Cannabis schönkifft, sehr bald die Polizei zwecks Hausdurchsuchung vor der Tür steht. Oder auch - viel naheliegender - dass auf Basis solcher Daten das Gesundheitsystem zunehmend entsolidarisiert wird.
Man kann sich dann wenn man krank ist zunehmend fragen, ob die Krankheit jetzt einen Arztbesuch und damit einen Eintrag ins gesundheitliche Führungszeugnis wert ist, der sich in Zukunft auf die Versicherungsbeiträge auswirken könnte, oder ob man sie lieber daheim auskuriert oder sich gar mit vielen rezeptfreien oder auch schwarz beschafften rezeptpflichtigen Medikamenten in die Arbeit schleppt, weil man nicht zwecks Krankschreibung zum Arzt will.
Natürlich male ich etwas den Teufel an die Wand, aber viele Menschen werden genau solche Befürchtungen haben. Gerade weil ja im Gesundheitssystem gespart werden soll, drängen sich solche Gedanken auf.