Ich bin eigentlich auch kein Freund der Landeslisten, da die Parteispitzen hier Funktionäre unterbringen können, die basierend auf Vorabschätzungen zu 100% als gewählt gelten dürften. Das hat für mich auch nicht mehr viel mit einer echten Wahl zu tun. Es gab hier vor Jahren eine schöne Artikelserie, in der diese Mechanismen inklusive Ochsentour und Schliff individueller Verhaltensweisen sehr gut beschrieben wurden.
Aber Landeslisten müssen differenzierter gesehen werden, denn eigentlich sind sie ja dafür gedacht, gerade die kleinen Parteien zu begünstigen. Kleine Parteien erreichen in der Regel in keinem Wahlbezirk ein Direktmandat, aber sie können landesweit die 5%-Grenze knacken.
Wenn man also die Abschaffung von Landeslisten fordert, um - aus meiner Sicht auch berechtigt - die Klüngelbildung bei den großen Parteien zu vermeiden, muss eine Regel gefunden werden, wie mit den kleinen Parteien umgegangen wird.
Hier könnte ich mir folgende Lösung vorstellen: Kandidaten der Parteien, die die 5%-Hürde schaffen, schicken zunächst ihre direkt gewählten Kandidaten (>50% im Wahlbezirk) in das Parlament. Das Residuum, das dann zum Erfüllen der Verhältnisquote fehlt, wird dann aus denjenigen gespeist, die in ihren Wahlbezirken die höchsten Quoten erzielt haben. Somit werden die begünstigt, die in ihrem Wahlbezirk die höchsten Zustimmungswerte erzielt haben und nicht die, die sich am meisten bei der Parteispitze angebiedert haben.
Eine Lücke hat diese Idee natürlich, denn es dürfte auch Parteien ohne Direktkandidaten geben.