.. und "Gewalt gegen Frauen" eine unglückliche Betrachtung der Dinge.
Diese Menschen werden nämlich in den meisten Fällen nicht deswegen umgebracht weil sie Frauen sind. Solche Morde mit dieser Kausalität gibt es sicher durchaus auch - aber das sind wohl eher Sonderfälle. Auch wenn z.B. "Ehrenmorde" (weil die Frau angeblich "Schande über die Familie gebracht haben soll" oder sowas) oder wenn Morde aus einem Besitzdenken heraus (Der Partner hat die Frau tatsächlich als sein volles Eigentum betrachtet) durchaus mal vor kommen - zumindest in unserem Kulturkreis sind sie aber dann doch die absolute Ausnahme. Das mag in anderen Gesellschaften anders aussehen - in Indien IST in vielen Gesellschaften dort die Frau z.B. de facto (nicht nach dem Gesetz.. aber in der Gesellschaft) oft noch Eigentum des Mannes, der mit ihr machen kann, was er will. Dort sind auch Morde an Töchtern weit verbreitet - weil die nur viel Geld kosten. Und als Braut viel Mitgift bringen - weswegen es viele Brautmorde gibt. Aber Indien ist eben nicht Deutschland.
In den meisten Fällen passieren diese Morde in der Beziehung daher so nicht, weil es eine Frau ist, sondern weil die der Ehepartner oder der Beziehungspartner ist. Und der Mord wäre so wohl auch passiert, wenn der Partner keine Partnerin, sondern in einer schwulen Beziehung ein Mann gewesen wäre. D.h. da ist nicht der Hass auf Frauen, nicht das verlockende Mitgift, nicht die durch die Frau verletzte Ehre die Ursache für den Mord, sondern eher ein Ehepartner, der z.B. im Affekt während eines eskalierten und aus dem Ruder gelaufenen Streites völlig überreagiert und dann z.B. mit einem Gegenstand zugeschlagen hat. Wobei das dann eigentlich auch kein "Mord" ist - sondern eher ein Totschlag. Meist mit einer gewissen Vorgeschichte. Das ist natürlich absolut keine Entschuldigung für so eine Tat - aber es sind andere Umstände als beim Mord, auch mit anderen Folgen für den Täter.
Genau so kann es aber auch ein echter Mord sein - bei dem dann der Täter aber "in einer psychischen Ausnahmesituation war" und keinen anderen Ausweg mehr sah als z.B. dem Allem, seiner Frau, seiner Familie und sich und seinem Leben ein Ende zu machen - und dabei noch Alle mitzunehmen in den Untergang. Weil eine Scheidungs-Vorgeschichte mit massivem Psychoterror und massiver Eskalation von beiden Seiten völlig aus dem Ruder gelaufen ist, ink.. psychischer und auch physischer Gewalt von beiden Seiten ausgehend. Bis sie ihn z.B. mit falschen Beweisen als Kinderporno- Konsumenten darstellen wollte und er als verbeamteter Lehrer völlig ausgetickt ist deswegen... (ist so ungefähr in einem mir weitläufig bekannten Fall passiert.. wo von beiden Seiten bis aufs Blut (nicht nur sprichwörtlich) um die Kinder und das gemeinsam gebaute Haus gekämpft wurde. Bis vier Menschen und ein Hund nicht mehr lebten.).
Und nein, auch das ist alles nicht entschuldbar - aber man sollte eben auch hier die Umstände berücksichtigen, die jemanden, der lange lokal für die Grünen und später die SPD kandidiert hat, zum Amokläufer und zum Mörder gemacht hat. Und auch hier wurde dann die Frau in der Beziehung nicht deswegen getötet, weil sie Frau ist. Hier ist vielmehr eine Beziehungskrise beidseitig völlig eskaliert, bis ein Partner den anderen Umgebracht hat - und dass er sie und nicht sie ihn umgebracht hat, das war da wohl reiner Zufall.
Trotzdem wird auch dieser Fall vermutlich als "Femizid" in dieser Statistik landen am Ende. Weil es da einerseits zwar schrecklich ist, wenn viele Femizide passieren. Aber weil es auch andererseits gut ist, wenn das möglichst hohe Zahlen sind, denn damit kann man aufschrecken. Und es wird ja niemand extra für die hohen Zahlen ermordet, man biegt da nur bisschen was in der Statistik zurecht, das tut ja keinem weh.
Trotzdem verändern diese Betrachtungen dann doch die Faktensichtbarkeit.
Daher wäre wohl generell eine etwas differenzierte Betrachtung angebracht. Wo man dann für den Fall dass eine Frau einen Mann umbringt (oder umgekehrt, oder ein Mann einen Mann usw.) auch direkt die Hintergründe mit berücksichtigt in der Statistik - damit diese überhaupt eine brauchbare Aussagekraft hat. So dass man eher eine Betrachtung über "Morde an Menschen" macht, bei der man auch das Phänomen Femizid mit untersucht. Und wenn man nicht nur die Morde an Menschen, sondern das Phänomen "Gewalt gegen Menschen" untersucht in einer Statistik, dann sollte man da auch nicht nur die rein körperliche Gewalt betrachten - sondern auch die oft massive, psychische Gewalt in Partnerschaften. Denn während erstere - die körperliche Gewalt- wohl eindeutig klar zum größten Teil von Männern aus geht, geht zweite vor allem von Frauen aus, oft verbunden mit einer nicht unerheblichen massiven Dominanz in der Partnerschaft (und nicht selten im ganzen Privatleben des Partners), die nicht immer positive Folgen haben muss. Bis hin zur massiven Unterdrückung durch die Partnerin. Das sollte man hier aber nicht anders sehen als z.B. eine solche Unterdrückung einer Frau durch ihren Mann/Partner.
Und da kommen wir direkt zu einer wohl selten gestellten Frage:
Es wird ja oft darüber geklagt, dass es viel zu wenige Frauenhäuser gibt. Was ich durchaus nachvollziehen kann. Aber wie viele Männerhäuser gibt es denn eigentlich in Deutschland? Wie viele Männer können da in ganz Deutschland Schutz finden vor Gewalt in der Beziehung, auch vor psychischer, aber dafür massiver Gewalt?
Sind es mehr als 20 Plätze in ganz Deutschland?
Und nein, ein "Sei kein Waschlappen, Alter, Setz die Alte vor die Türe und gut ist!!" ist hier nicht wirklich die Lösung...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (12.06.2023 00:04).