In dieser erhitzten Athmosphäre der Konkurrenz zwischen den Kolonialmächten veröffentlichte 1896 der Wiener Journalist Theodor Herzl sein Buch "Der Judenstaat".
Darin schlug er vor, eine "Society of Jews" sollte eine "Charter" bekommen für die Herrschaft über Palestina bekommen sollte, wonach diese Society dann eine massive Einwanderung in ihr Herrschaftsgebiet organisieren könne.
"Charter", genau wie die englische Krone zahlreiche "Charters" an private Gesellschaften erteilt hatte, mit dem Recht irgendwelche Gebiete dieses Planeten mit dem Segen der Royals zu erobern und zu beherrschen. Am bedutendsten war die Charter für die Ostindische Komagnie zur Herrschaft über Indien.
Anders als diese englishen, wollte Herzl eine Charter immerhin von der Macht bekommen, die Palestina tatsächlich beherrschte, dem Sultan des Osmanischen Reiches. Dem sollten im Gegenzug dafür ein paar reiche Juden die Auslandsschulden abkaufen. Herzl ist lange zwischen Wien, Istanbul, Paris und London hin und hergereist (2. Band seines Tagebuchs, online bei der DNB) aber letztenende vergeblich.
Herzl war nur ein einziges Mal in Palestina, und nur zu dem einzige Zweck, daß in der europäischen Presse zu lesen sein sollte, er habe dem deutschen Kaiser Willem zwo in Jerusalem die Aufwartung gemacht (H. war ein glühender Bewunderer des komischen Willem). Nachdem das erledigt war, hat er Palestina geradezu fluchtartig verlassen.
Herzls kolonialrassistische Verblendung ersieht man aus seinen Vorstellungen über das zu kolonisierende Gebiet: die "wilden Tiere" (Schafe? Ziegen? Hasen?) würden die Siedler zusammentreiben und sie mit einer modernen Bombe vernichten. Daß in dem Sehnsuchtsort auch MENSCHEN wohnen könnten, kommt ihm nicht ins Hirn.
In der Vorstellung des "weißen Mannes" waren die Kontinente Afrika usw menschenleer, oder nur ganz dünn besiedelt, wie in Nordamerika.
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