Der Autor bezieht sich mit dem "Zionismus" im Titel offensichtlich u.a. auf den Telepolis-Artikel https://www.telepolis.de/features/Die-zionistische-Idee-als-koloniale-Idee-Herzl-und-Rhodes-9340586.html an, ohne die Quelle zu zitieren, was ich hiermit nachhole. Denn er ignoriert bewußt den dort beschriebenen Charakter des Zionismus, indem er >>Das Framing von Juden als "weiße Kolonisatoren"<< kritisiert, ohne das "Framing" mit einem einzigen Argument zu widerlegen. Im übrigen betreibt er den üblichen von LANZ popularisierten "Whataboutism", nur andersherum.
"Whataboutism" als herrschende Methode des freien Westens, einen "herrschaftsfreien Dialog" eloquent zu verhindern.
Wird im freien Westen die Verhaftung eines Herrn Nawalny breit ventiliert, gilt die bloße Erwähnung der mehrjährigen Inhaftierung des Herrn Assange als verpönter "Whataboutism".
Wird im "unprovozierten" Krieg Russlands gegen die Ukraine die allseits bekannte und selbst vom NATO-Führer Stoltenberg erklärte NATO-Osterweiterung als provokante Mitverursachung erwähnt, gilt das als unzulässiger "Whataboutism".
Wird Israel wegen seiner selbsterklärten 2. "Nakba" gegen den Gaza, die "50 Jahre" spürbar sein soll (womit indirekt die nachhaltige Schädigung wenn nicht sogar Auslöschung von mindestens 2 Generationen verschleiert wird), dann wird von den
Kritikern ganz selbstverständlich ein "Whataboutism" bezüglich der Hamas verlangt und vorausgesetzt. Jeder Israel-Kritiker hat unbedingt ein Statement gegen die Hamas abzuliefern. Wieso muß jeder Israel-Kritiker in jedem Fall ritualisiert einen "Whataboutism" bezüglich der Hamas betreiben, obwohl ohnehin 99% der Poltiker und Medien bereits diesen "Whataboutism" betreiben, um die Kriegsverbrechen des überlegenen Israel-Golitaths gegen die Gaza-Davids zu relativieren ? Der seit Jahrzehnten anhaltende Dauerbeschuß Israels, der das unprovozierte Massaker der Hamas ständig provoziert hat, wird zur Selbstverteidigung verharmlost.
Den Israel-Kritikern kommt es ja gerade darauf an, etwas zur Sprache zu bringen, was sonst nicht zu hören ist. Wieso sollen nur die Israel-Kritiker einen großen Teil ihrer Rede oder Schreibe auf "Whataboutism" bezüglich der Hamas verwenden, wenn doch
ohnhein zuwenig Zeit und Platz und Gelegenheit für notwendige und berechtigte Israel-Kritik vorhanden ist ?
Warum verzichten umgekehrt 99% der Hamas-Kritiker auf komplementären "Whataboutism" bezüglich Israels ? Die zionistische Gründung Israels als Kolonie des freien Westens, die jahrzehntelange Inbesitznahme Palästinas, die Drangsalierung, Vertreibung und Inhaftierung der Palästinenser in israelischen Gefängnissen und im seit 2005 zur Bombardierung freigegebenen Freiluft-KZ Gaza als Vorgeschichte des Ausbruchs mörderischer und selbstmörderischer Gewalt verzweifelter Palästinenser unter Führung der Hamas, die ja nicht weniger gefangene Gaza-Bewohner sind wie die davon künstlich getrennten "Zivilisten", wird in der Regel unterschlagen.
Dieser merkwürdigerweise von Kritikern verlangte "Whataboutism" immer nur dann, wenn die Kritik sich gegen Staaten des freien Westens richtet, ist ungefähr so, als würde von jedem Geografen oder Geologen, der zu irgendeinem spezifischen Geo-Thema
schreibt, verlangt, daß er zuvor weitschweifig erklärt, daß er die Erde als Kugel und nicht als Scheibe betrachtet, als ob das eine notwendige Voraussetzung wäre, um geologische Details darzustellen. Selbstverständliche Sachverhalte muß man nicht zum
tausendsten Mal wiederholen, um endlich etwas sagen zu dürfen, was bisher kaum gesagt oder angehört wurde. Aber genau das ist offensichtlich die Absicht des einseitig
geforderten "Whataboutism" bezüglich Israels. Israel-Kritiker sollen sich selbst totquatschen durch die Mitteilung längst in den Medien breit getretener Nachrichten (um Erkenntnisse handelt es sich bei der bloßen Verurteilung der Hamas als
"Terroristen" noch lange nicht, zumal die Hamas von Israel mitbegründet wurde, um die PLO und damit den palästinensischen Widerstand letzlich erfolgreich zu spalten und zu brechen), statt endlich zum eigentlichen Thema Israel zu kommen. Stattdessen wird die bald tatsächlich physisch vernichtete Hamas zu einem Popanz aufgeblasen, der den Atomstaat Israel in seiner Existenz hätte gefährden können, wie eine Maus, die
soeben vom Fuß eines Elefanten zerquetscht wird und aus dem letzten Loch piepst: "Ich werfe Dich gleich um !" Überhaupt habe ich bisher noch von keinem "Whataboutism"er,
der wortreich die "Anerkennung des Existenzrechts Israels" fordert, gehört, daß er je von einer "Anerkennung des Existenzrechts Palästinas" gesprochen oder geschrieben hätte.
Sucht man mit Google nach "Anerkennung des Existenzrechts Palästinas", findet man als erste Ergebnisse zwei sehr aufschlußreiche Zitate:
1. https://de.wikipedia.org › wiki › Internationale_Anerk...
Die Entscheidung, ob ein Staat einen anderen Staat als Völkerrechtssubjekt anerkennen will, liegt grundsätzlich im freien Ermessen eines jeden Staates.
2. Bis 2016 erkannten 160 UN-Mitgliedsstaaten den Staat Israel an. Für diese Staatenmehrheit ist die Anerkennung Israels eine notwendige Bedingung für den Aufbau ...
Besser kann man das Messen der "Whataboutism"-Ideologen mit zweierlei Maß nicht auf den Punkt bringen:
Für Palästina liegt das Existenzrecht "im freien Ermessen", für Israel ist es zwingend vorgeschrieben.
Tatsache ist: daß Israel seit fast einem Jahrhundert existiert, der längst international geforderte Palästinerstaat wird wahrscheinlich nie existieren.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß in einem der nächsten Suchergebnisse eine Autorin mit jüdisch klingendem Namen (Adi Halperin) 2021 für den DLF die Aufforderung eines israelisch-britisch-deutschen Politikwissenschaftlers (David Ranan) referiert hat: "Das Existenzrecht Palästinas ist nicht verhandelbar". Beide müssen übelste "Antisemiten" sein und der DLF sollte als Hamas-Propaganda-Sender schleunigst stillgelegt werden. Unter den Namen der Beiden sind jedenfalls weitere Israel kritisierende Beiträge beim Propaganda-Sender DLF zu finden. Bitte suchen, bevor der
"Whataboutism" zugeschlagen hat, weil in diesen Artikeln die Hamas höchstens zufällig oder nur am Rande vorkommt, jedenfalls ein harter Verstoß gegen die herrschende political-"Whataboutism"-correctness.
PS. Warum sollten ausgerechnet linke "Palästinenserfreunde" ein Interesse daran haben, zu verschweigen, daß auch israelische "Palästinerserfreunde" bei dem Hamas-Überfall ums Leben gekommen sind ?
Im Gegenteil. Gerade die herrschende political-"Whataboutism"-correctness verschweigt, daß es Angehörige solcher ermordeten Aktivisten für die Annäherung zwischen Israel und Palästina sind, die einen sofortigen Stopp des Krieges fordern und daß auch überlebende Holocaust-Opfer demonstrieren: "Not in my name". Und sie verschweigt auch, daß viele massakrierte Opfer auf das Konto wild um sich schießender Soldaten zu buchen sind, die sich vorher in Westjordanien befunden hatten, um dort aggressive Siedler gegen die Palästinenser zu unterstützen.