Wer nicht an die Geldschöpfung rangehen will, der wird genau nullkommnix am bestehenden System ändern. Mir zieht es immer die Fußnägel hoch, wenn ich lese, daß dieser oder jener Wirtschaftsexperte mal wieder fordert, daß sich z.B. D eben mehr verschulden soll, damit andere Länder relativ besser dastehen, die Krugmans&Co sind da immer ganz vorne mit dabei. Das sind Zauberlehrlinge mit kleinen Hämmerchen, sie kennen nur dieses eine Werkzeug, es wurde aber schon zuviel gehämmert, und nun wundern sie sich, warum es nicht mehr klappt, dafür bauen sie eben noch mehr komplizierte Theorien vom Hämmern, sie wollen synchrones Hämmern, Angleichung der Hammergrößen und -formen, usw usf. Spricht jemand an, daß man mal ein anderes Werkzeug, z.B. die Maurerkelle mit Zement probieren könnte, dann ticken sie regelrecht aus, anarchistisches Teufelszeug, Hämmern ist alternativlos. Wer das nicht versteht, der soll eben erstmal Hämmeronomie und Volkshämmerlehre studieren, damit er die Zusammenhänge erfassen kann. Aber zum Glück ist das keine Ideologie, Religion oder so ;-)
Mir ist schon klar, daß man das Euro-System eine zeitlang stabilisieren hätte können, wenn D sich an das 2%-Inflations-Ziel gehalten hätte, die Agendapolitk war eine Art Beschleuniger, aber irgendwann wäre diese Deindustrialisierung der schwächeren Euro-Länder trotzdem eingetreten, einfach, weil der Euro für extrem harten Wettbewerb sorgt, es funktioniert ja nicht mal in D mit dem Länderfinanzausgleich, auch in D konzentrieren sich die Industriebetriebe an wenigen Standorten, meist in wenigen Metropolregionen, die schon über viel Industrie und Forschungseinrichtungen verfügen. Länder wie Gr und auch F bräuchten eigentlich einen lokalen Euro, GEuro, FEuro, als Parallelwährung zum Euro, am besten als Steuergutschein auf Guthabenbasis von der nationalen Zentralbank geschöpft, also kein weiteres Schuldgeld, Schulden haben wir ja schon genug. Mit so einem nationalen Euro könnten große Teile der Binnenwirtschaft abgewickelt werden, z.B. die Landwirtschaft in Gr ausgebaut werden. In den Südländern ist das generelle Problem ja mittlerweile, daß die Menschen viel zu wenig Geld haben und so auch dringend nötige Arbeiten liegenbleiben. Den typischen sozialdemokratischen Ansatz, daß D sich mehr verschulden soll, und dann Gr einen Kredit geben soll, damit die Griechen deutsche Produkte kaufen können oder versuchen sollen, Industriearbeitsplätze gegen die extrem durchrationalisierte deutsche Industrie aufzubauen, halte ich an der Stelle für ganz großen Quatsch. Die Griechen brauchen ein neues Geschäftsmodell (Dirk Müller), das werden sie aber nur mit einer lokalen Währung schaffen, und/oder mit "Regelverstössen", z.B. Cannabisanbau komplett freigeben und damit eine neue Industrie aufbauen, also z.B. medizinisches Cannabis und Verbundwerkstoffe, Baustoffe basierend auf Hanffasern.
Das Witzige ist ja, daß historisch auch sozialistische Länder nicht auf Fiatgeld mit Zins und Tilgung gegenüber der Ausgabestelle verzichten wollten. Dabei gab es historisch durchaus Alternativen, z.B. im frühen Mittelalter Brakteaten, eine Art frühes Schwundgeld, das jedes Jahr z.B. um 25% entwertet wurde. Das klingt nach unseren Maßstäben nach schierem Wahnsinn, Hyperinflation, es war aber ein ganz anderes System, alles im Umlauf befindliche Geld wurde von dem lokalen Fürsten oder der Stadt ausgegeben, damit konnten alle Bürger beschäftigt und bezahlt werden, unterm Strich war das wesentlich sozialer als unser heutiges System. Die "Sparquote" wurde wohl in Gold oder SIlber umgetauscht, allerdings natürlich mit entsprechendem Abschlag. Diese Epoche wird uns heute als das finstere Mittelalter verkauft, was aber nicht den Tatsachen entspricht, es gab weniger Kriege und andere Probleme als im Spätmittelalter und der Neuzeit.
Als moderne Alternativen gäbe es z.B. Vollgeld und Monetative, wobei Vollgeld erstmal nichts über die Staatsfinanzierung aussagt, da geht es nur um Giralgeldschöpfung bzw. dessen Vermeidung. Die Monetative empfiehlt ja die Einrichtung einer unabhängigen Institution, kann auch gerne die Zentralbank sein, die alles geschöpfte Geld in den Umlauf bringen würde, im Endeffekt könnten die Staatsausgaben dann 100% von dieser Institution finanziert werden, auf Guthabenbasis (ähnlich einem Gutschein), ohne Zins und Tilgung gegenüber der ausgebenden Stelle. Die Aufgabe des Staates bestünde dann darin, das ausgegebene Geld über Steuern zu einem bestimmten Teil wieder einzusammeln, so daß sich ein stabiler Geldwert ergibt. Eine bestimmte Sparquote sollte ja sowieso im Umlauf bleiben.
Wer einfach nur fordert, daß das Problem von zu hoch verschuldeten Ländern dadurch gelöst werden soll, daß sich andere Länder eben auch mehr verschulden sollen, wird kein Problem lösen. Er fordert einfach nur gleich tiefes Einsinken im Morast für alle, schön sozialistisch, aber es läuft immer auf eine Katastrophe hinaus. Nochmal, das 2% Inflationsziel war schon relevant und richtig, aber historisch ist bisher jedes Schuldgeldsystem in der einen oder anderen Form gescheitert, die Widersprüche mussten immer durch Inflation oder Krieg und Staatsbankrott aufgelöst werden. Der momentane Ansatz, Nullzins, Negativzinsen und irgendwann einfach Kontenbeschlagnahme, ist nur eine andere Form des Zusammenbruchs.
Meiner Meinung nach muss Geld als Guthaben (Gutschein) in den Umlauf gebracht werden, das halte ich für den einzigen langfristig haltbaren und nachhaltigen Ansatz.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.04.2018 17:07).