Ich habe mich in den letzten Jahren immer gewundert, wenn Leute sich an ihre Social Media-Follower wenden statt an die Polizei oder die besten Freunde, dass diese Selbstinszenierungen in Medien als Ausdruck der tiefsten inneren Wahrheit eines Menschen betrachtet wurden. Wie könnte man nur bezweifeln was jemand seinen tausenden Followern mitteilt? Als wären Instagramm und Twitter Safe-Spaces in denen jeder nichts als die Wahrheit erzählt, der richtige Ort um intimste Geständnisse zu machen und sich endlich mal zu trauen, lange Jahre verdrängte Anschuldigungen vorzutragen und Traumata aufzuarbeiten.
Jeder, der mal in Social Media hineingeschaut hat weiß aber doch, dass dies Orte der Selbstdarstellung und Lüge sind, in denen schon die "kleinen Leute" eine aufregendere Version ihrer Lebens zeigen als es wirklich ist (ständig leckeres Essen, im Urlaub und umgeben von tollen Freunden).
Ich kann mir diese Realitätsverkennung von Social Media-Postings nur durch kommerzielle Interessen und der Social Media-Abhängigkeit vieler Online-Redakteure erklären.