Wenn es gegen diejenigen geht, die es sich vermeintlich besonders leicht machen, weil sie sich in den sozialen Sicherungssystemen eingerichtet haben, kommt auch von vielen Arbeitnehmern Zustimmung. Dazu ist aus meiner Sicht folgendes anzumerken: Erstens gibt es bei genauerer Betrachtung unter den Empfängern von Sozialleistungen viele Leute, mit denen wohl kaum jemand tauschen möchte, weil sie etwa durch gesundheitliche Beeinträchtigungen schon an sich selbst genug zu tragen haben und keineswegs ein besonders beneidenswertes Leben führen. Zweitens steht dem vermeintlichen Vorteil geringerer Sozialabgaben und der Aufwertung von Arbeitnehmern gegenüber "Unproduktiven" der Nachteil gegenüber, dass es vielen Arbeitgebern durchaus gelegen kommt, wenn ihre Beschäftigten aufgrund von gesteigerter Angst vor sozialem Abstieg ihre eigenen Interessen aus den Augen verlieren - also beispielsweise unbezahlte Mehrarbeit leisten, auf Urlaub verzichten, dem Chef oder den Kollegen nach dem Mund reden und auch ihre persönliche Lebensgestaltung danach richten, was gern gesehen ist. Aus dieser Perspektive ist es mir als Arbeitnehmer geradezu ein Anliegen, Sozialabgaben zu zahlen, weil es sich aufgrund meiner Präferenzen letzten Endes für mich lohnt. Schon das gesellschaftliche Klima, ob am Arbeitsplatz oder anderswo, ist es wert.