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mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

Fordern, fordern, fordern...

Überall, wo derzeit die Vertreter der Ukraine ihre Videoschalten in die Parlamente halten, ganz wie eine Audienz bei seiner Heiligkeit, und die Abgeordneten in den lethargischen Zustand der tiefen Ergriffenheit und Anteilnahme versetzen, unter wohlchoreographiertem Einsatz von Bild- und Tonmaterial von Hollywood-Qualität und dem Pathos eines Eisensteinschen Epos, dabei auch das ein oder andere historische Fettnäpfchen eher selten auslassend, liest man im Anschluß quer durch alle Medien von Forderungen, vehementen Forderungen, enttäuschten Forderungen, nachdringlichen Forderungen und unerfüllten Forderungen.
Die Ukraine fordert Waffen, mehr Waffen, tödlichere Waffen, aggressive statt defensive Waffen, eine Flugverbotszone durch NATO und USA überwacht, sofortige Aufnahme in NATO und EU, mehr Kredite, mehr Spenden, mehr Freiwillige Söldner, etc...

Mit welchem Recht, Chuzpe scheint man ja genug zu haben, stellt die Ukraine derlei Forderungen?!
Sie ist in keinem militärischen oder zwischenstattlichem Bündnis mit einem der Adressaten, abgesehen von IWF und Weltbank und dort einzig mit ihren Zahlungsverpflichtungen massiv im Rückstand. Kein anderer Staat ist offiziell Schutzmacht, keiner zu irgendeiner Beteiligung verpflichtet.
Fordern geht aber nur, wenn es einen berechtigten, gar verbrieften, Anspruch auf etwas gibt, ansonsten kann man bitten, ersuchen, appellieren, sich erhoffen, erbeten, auffordern, aufrufen, etc. - aber eben nicht fordern!
Welche, außer einer herbeifabulierten moralischen, Verpflichtung haben "wir" denn gegenüber der Ukraine?
Nur weil "unsere" Vertreter mit einem exklusiven Handelsabkommen, dass die Brückenfunktion der Ukraine zwischen den beiden ehemaligen Blöcken ein für alle Mal verunmöglichen sollte und so überhaupt erst den gesamten Konflikt losgetreten und gleichzeitig die ukrainische Bevölkerung noch mehr in Armut und Not gestürzt hat, sind wir jetzt dazu verpflichtet unter kompletter Selbstaufopferung bis hin zum wirtschaftlichen und womöglich atomaren Suizid einem Land beizustehen, das selbst durch ständige Provokation, Stichelei und Grausamkeit gegen eigene Bürger alles, aber auch wirklich alles, getan hat, um den Konflikt eskalieren zu lassen?!
Wohin eine derartige Selbstverpflichtung zum unzerbrüchlichen Beistand führen kann, hat man in Europa bereits 1914 gesehen...

Warum war es Kiew nicht zumutbar, zumindest mal die Mindestaufgaben aus Minsk II umzusetzen? Warum konnte noch nicht einmal die Gesprächsaufnahme mit den Volksrepubliken in Frage kommen?

Seit acht Jahren überziehen "wir" Russland mit Sanktionen, weil es angeblich seinen (!) Verpflichtungen aus Minsk II nicht nachkommt.
Man kann aber das derzeitige Agieren Moskaus nun auch so interpretieren, dass gerade auf militärischem Wege genau dies vollzogen wird - die zwangsweise Umsetzung der Maßnahmen, weil Kiew sie ansonsten völlig ignoriert, mißachtet und sich den Allerwertesten damit abgewischt hat.
Nochmal: Russland wurde und wird dafür sanktioniert, dass Minsk II nicht umgesetzt wurde, was aber einzig an der ukrainischen Seite scheiterte. Somit muss ja Russland diese irgendwie, und, wenn diplomatische Mittel ultimat versagen, dann eben mit dem allerletzten Mittel des militärischen Einsatzes, zur Umsetzung der Vereinbarungen zwingen.

(Ich möchte betonen, dass ich, wenn ich von Russland und Ukraine schreibe, explizit nicht die Zivilbevölkerung, selbst Opfer auf beiden Seiten, damit beschreibe, sondern einzig die politisch Verantwortlichen!)

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