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  • TimW

mehr als 1000 Beiträge seit 09.07.2001

Papiermüll und Glas

binar schrieb am 13. September 2008 00:17

> im Beispiel des Papiermülls ist es Ihrer Meinung nach also egal, ob
> ein intakter Baum gefällt wird, möglicherweise sehr weite Strecken
> zurücklegt (Urwaldbäume, die zu deutschem Toilettenpapier werden
> z.B.) oder das Altpapier recycelt wird. Auch Glasrecycling spart
> (laut Wikipedia) bis zu 25% Energie ein und in jedem Fall den Abbau
> der weniger benötigten Rohstoffe. Natürlich hilft das der Umwelt.

Nein, so asozial bin ich gar nicht. Papier und Glas sind trenne ich,
schon immer. Das ist sauber, einfach und wirtschaftlich sinnvoll. 

Plastikmüll jedoch trenne ich nur ab, wenn es sich um großformatige
Verpackungen handelt, um die Müllgebühren in Grenzen zu halten. Wobei
auch das (zumindest längerfristig) Augenwischerei ist, ähnlich wie
beim Wasser: Die Leute werden angehalten Wasser zu sparen, und
treiben damit die Kubikmeter-Preise sogar noch in die Höhe.

Was ich aber nicht trenne, sind schmierige Essensverpackungen,
Essensreste ("Biomüll") und ähnliches. Ich habe weder Platz noch Zeit
noch Lust, in meiner Wohnung mehrere stinkende Abfallbehälter zu
horten und mich als ehrenamtlicher Müllwerker zu betätigen. Vor allem
deshalb nicht, weil der Großteil des getrennten Mülls nachweislich
auf der gleichen Kippe oder im Ofen landet.

Vor allem trenne ich nicht danach, ob eine Plastikpackung einen
Grünen Punkt trägt oder nicht, das ist mir scheißegal. Daß es
"illegal" ist, Plastikmüll ohne Grünen Punkt in die Gelbe Tonne zu
werfen und es von vielen Kommunen und Müllinititiven sogar
regelrechte Handlungsanleitungen und Kontrollen dazu gibt, zeigt nur
die Verlogenheit des gesamten Systems und daß es nicht primär um
Umwelt- und Ressourcenschutz sondern um die wirtschaftlichen
Interessen des Grüner-Punkt-Kartells geht. Die interessssieren mich
aber nicht.  

Noch grotesker ist, daß die beflissenen Deutschen ihren Müll
(insbesondere Flaschen und Gläser) unter fliesendem Trinkwasser
ausspülen, bevor sie ihn in den Müll bzw. zur Pfandannahme geben.
Kein Einzelfall, sondern Realität.

Moderne Müllsortieranlagen sortieren heutzutage den Müll automatisch
und blitzschnell gründlicher als jeder Müllfanatiker. Und zwar in
genau der Menge, die benötigt wird - bei Plastikmüll meist zum
Befeuern der Verbrennungsanlagen, jedoch nicht zum Recycling. Der
unbenötigte Rest, und dieser "Rest" besteht aus 60%-80% landet auf
der Müllkippe. Und diese Müllkippe ist meist in Afrika oder Asien,
wohin das Zeug mit riesigem Energieaufwand gekarrt wird, um ärmeren
Ländern, ohne vernünftigen Umweltschutz die Umwelt zu verseuchen und
bitterarmen Menschen Sport und Spiel im deutschen Wohlstandsmüll zu
ermöglichen. 

Im übrigen: Deutsches Toilettenpapier wurde und wird mitnichten aus
"Urwaldbäumen" hergestellt. Ebensowenig fressen
Plastikmüllwegschmeißer kleine Kinder, falls du das befürchtet hast.

Fressen bzw. hauen (verbal!), würde ich allerdings jeden, den ich in
meiner Mülltonne rumwühlen sehen würde, um den nachzusortieren und
mir nachzuspionieren. Der nächste Schritt sind nämlich Anzeigen oder
Beschwerden wegen unsachgemäßer Mülltrennung, in kleineren Gemeinden
erschreckenderweise schon gang und gäbe. So sind die Deutschen.

Ansonsten empfehle ich das Video "Sinnlos sammeln und sortieren - Das
Märchen von der Mülltrennung":
http://daserste.ndr.de/panorama/media/muelltrennung2.html

Vielleicht zeigt das manchem, daß sich ambitionierte Mülltrenner zur
Marionette und zum Gespött einer regelrechten Müllindustrie machen,
aber nur wenig zum Umweltschutz beitragen.

Gruß, Tim.

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