the observer schrieb am 6. März 2015 00:57
> Ich fürchte, das ist eine Fehldeutung. Hunde sind domestiziert, auf
> den Menschen geprägt. Sie sind in häufigem Blickkontakt zum Menschen
> (im Gegensatz zu ihren Verwandten, an Menschen gewöhnten Wölfen), und
> sie haben eine Meisterschaft darin entwickelt, Absichten und Gesten
> ihres Menschen zu erkennen und zu deuten. Ganz anders die Affen: Bei
> ihnen wirken Zeigegesten deswegen nicht, weil sie deren Bedeutung
> nicht kennen, weil sie nicht wie der Hund Zehntausende von Jahren mit
> dem Menschen zusammen unter einem Dach lebten. Du interpretierst mehr
> hinein, als wirklich drin ist; Du "vermenschelst". Das Verhalten der
> Affen erklärt sich nicht aus nicht Ignoranz, sondern aus Unkenntnis.
Hm, nein. Klar ist der Hund an Gesten und Mimik des Menschen
angepaßt, wie kein anderes Tier. Das wurde in der Doku auch nicht
bestritten, im Gegenteil: es ging ja gerade um die Domestikation des
Hundes. Seine Fähigkeit, im Gegensatz zu anderen Tieren (auch z.B.
Affen), Gesten zu verstehen wurde auch herausgestellt.
Aber: Es ging in der Doku gerade um die Vorbedingungen und Grundlagen
für die erfolgreiche Anpassung von Hund und Mensch aneinander. Und
gerade auch die ausgeprägte Kooperationsbereitschaft des Hundes ohne
mittelbaren Nutzen für das Individuum, ist einer der Punkte, warum
das so gut funktioniert hat: Canis lupus teilt, auch in der Urform
als Wolf, und auch, wenn er es nicht müßte. Etwa, wenn ein
Rudelmitglied Eßbares gefunden hat und dann das Rudel hinführt,
obwohl er es auch alleine essen könnte. Ich schließe nicht aus, daß
dieses Verhalten auch unter Affen vorkommen kann, aber laut den
Biologen in der Doku und dem Verhaltensbiologen bei uns im
interdisziplinären Seminar, kommt es bei Schimpansen weit seltener
vor, als bei Hunden/Wölfen.
Auch Raben und Krähen zeigen btw. dieses Verhalten in der
Junggesellengruppe: In beiden Fällen ist interessant, daß das Tier
einen unmittelbaren Vorteil von seiner Nettigkeit hat - bei Wölfen
steigen Tiere, die solches Verhalten an den Tag legen, öfter in
höhere Positionen auf; bei Raben und Krähen haben "Futterfinder und
-teiler" beim anderen Geschlecht einen Stein im Brett - ältere Tiere,
die ihren Partner verloren haben (aber bereits über ein Revier
verfügen!), nehmen gerne eben solche als Gatten.
> > Zusammen mit den Ergebnissen des MPI könnte man das "sich selbst treu
> > bleiben" der Affen auch als: In einer Gruppe aus lauter Egoisten und
> > Arschlöchern, die nur an sich selbst denken, brauche ich mich auch
> > nicht anpassen - ich bleibe dem anderen genauso egal, wie er mir ist.
>
> Das klingt tatsächlich, als würde der Mensch vom Affen abstammen...
> ;-)
Ich befürchte, dem ist leider so... ;)
Wobei man natürlich fragen muß, welche Menschenaffen wie reagieren -
nicht unsere _gesamte_ Verwandtschaft ist "schlecht". ;)
mfg,
iugurta
> Ich fürchte, das ist eine Fehldeutung. Hunde sind domestiziert, auf
> den Menschen geprägt. Sie sind in häufigem Blickkontakt zum Menschen
> (im Gegensatz zu ihren Verwandten, an Menschen gewöhnten Wölfen), und
> sie haben eine Meisterschaft darin entwickelt, Absichten und Gesten
> ihres Menschen zu erkennen und zu deuten. Ganz anders die Affen: Bei
> ihnen wirken Zeigegesten deswegen nicht, weil sie deren Bedeutung
> nicht kennen, weil sie nicht wie der Hund Zehntausende von Jahren mit
> dem Menschen zusammen unter einem Dach lebten. Du interpretierst mehr
> hinein, als wirklich drin ist; Du "vermenschelst". Das Verhalten der
> Affen erklärt sich nicht aus nicht Ignoranz, sondern aus Unkenntnis.
Hm, nein. Klar ist der Hund an Gesten und Mimik des Menschen
angepaßt, wie kein anderes Tier. Das wurde in der Doku auch nicht
bestritten, im Gegenteil: es ging ja gerade um die Domestikation des
Hundes. Seine Fähigkeit, im Gegensatz zu anderen Tieren (auch z.B.
Affen), Gesten zu verstehen wurde auch herausgestellt.
Aber: Es ging in der Doku gerade um die Vorbedingungen und Grundlagen
für die erfolgreiche Anpassung von Hund und Mensch aneinander. Und
gerade auch die ausgeprägte Kooperationsbereitschaft des Hundes ohne
mittelbaren Nutzen für das Individuum, ist einer der Punkte, warum
das so gut funktioniert hat: Canis lupus teilt, auch in der Urform
als Wolf, und auch, wenn er es nicht müßte. Etwa, wenn ein
Rudelmitglied Eßbares gefunden hat und dann das Rudel hinführt,
obwohl er es auch alleine essen könnte. Ich schließe nicht aus, daß
dieses Verhalten auch unter Affen vorkommen kann, aber laut den
Biologen in der Doku und dem Verhaltensbiologen bei uns im
interdisziplinären Seminar, kommt es bei Schimpansen weit seltener
vor, als bei Hunden/Wölfen.
Auch Raben und Krähen zeigen btw. dieses Verhalten in der
Junggesellengruppe: In beiden Fällen ist interessant, daß das Tier
einen unmittelbaren Vorteil von seiner Nettigkeit hat - bei Wölfen
steigen Tiere, die solches Verhalten an den Tag legen, öfter in
höhere Positionen auf; bei Raben und Krähen haben "Futterfinder und
-teiler" beim anderen Geschlecht einen Stein im Brett - ältere Tiere,
die ihren Partner verloren haben (aber bereits über ein Revier
verfügen!), nehmen gerne eben solche als Gatten.
> > Zusammen mit den Ergebnissen des MPI könnte man das "sich selbst treu
> > bleiben" der Affen auch als: In einer Gruppe aus lauter Egoisten und
> > Arschlöchern, die nur an sich selbst denken, brauche ich mich auch
> > nicht anpassen - ich bleibe dem anderen genauso egal, wie er mir ist.
>
> Das klingt tatsächlich, als würde der Mensch vom Affen abstammen...
> ;-)
Ich befürchte, dem ist leider so... ;)
Wobei man natürlich fragen muß, welche Menschenaffen wie reagieren -
nicht unsere _gesamte_ Verwandtschaft ist "schlecht". ;)
mfg,
iugurta