Viel Wahres und Vernünftiges drin, in dem langen Text. Keine Frage.
Aber:
Ich schrieb:
Wir müssen was gegen den menschengemachten Klimawandel tun, da wir nicht in der Lage sein werden, die humanitäre Herausforderungen zu meistern, die sich an uns stellt, wenn wir nichts gegen den menschengemachten Klimawandel tun. Grund: wir scheitern schon heute an notwendigen humanitären Maßnahmen.
Daraus wird:
Da wir schon heute an notwendigen humanitären Maßnahmen scheitern, brauchen wir gar nicht daran zu glauben, dass es humanitäre Auswirkungen haben wird, wenn wir was gegen den Klimawandel tun.
Ah ja!
Es ist aber so:
Klimawandel befördert humanitäre Notstände, die die heutigen bei weitem überschreiten. Klimawandel bekämpfen verhindert das entstehen dieser humanitären Notstände. Und das ist bitter nötig, da wir mit den aktuellen noch nicht adäquat umgehen. Da ladt man sich ungern neue auf, die man in der Hand hat, zu verhindern.
Und ja, es ist kackendreist, dass die Hauptverursacher der Misere jetzt wieder die Carte Blance bekommen und der kleine Trottel, wie z. B. ich, mit seinen paar zehntausend Euro im Jahr, irgendwann ein Initial recht teures Elektroauto kaufen, ne Wärmepumpe einrüsten und ne energetische Sanierung vornehmen soll, obwohl alles bereits vor zig Jahrzehnten schon bekannt war. Hätte man vor 20 Jahren eigentlich gleich alles so bauen können. Ja, wäre ein paar zehntausend Euro teurer gekommen und auch da hätte sich jeder aufgeregt. Aber jetzt nachrüsten ist halt viel teurer. Deswegen bin ich aus dem Haus jetzt raus, hab mir ne kleine Wohnung geholt und ein relativ autarkes Wohnmobil und lebe in diesem kompakt und mit regenerativer Stromerzeugung und wenig Impact.
Insofern bin ich bei vielen deiner Gedanken absolut auf einer Linie. Nur nicht bei dem, der da zusammengefasst ungefähr lautet: Klimawandel ist natürlich und wir können nichts gegen die natürlichen Entwicklungen tun, außer die Survival of the Fittest-Karte hoffentlich gut zu spielen und uns bestmöglich anzupassen.
Es ist halt Fakt (im Sinne von zigfach nachgewiesen, überprüft und bestätigt), dass sich Änderungen des Klimas, die die Erde seit ihrer Existenz natürlicherweise begleiten, sich in tektonisch ruhigen Phasen nur relativ langsam und evolutionär beherrschbar vollziehen. Gravierende Schwankungen sind auf entsprechende Störgrößen zurückzuführen. Derartige Schwankungen sind dann teilweise nicht mehr evolutionär oder durch Wanderungen beherrschbar und führen zu Massenaussterben. Bis 1850 waren diese Störgrößen alle ebenfalls natürlich. Und ja, tatsächlich kann man gegen Vulkane, Impact-Ereignisse, Änderungen der Sonnenaktivität, etc. nichts tun. Fängt man jetzt, als Mensch, allerdings an, aktiv das Antlitz der Welt zu verändern, indem man großflächig Biome zerstört, klimaaktive Gase in gigantischem Maße inndie Atmosphäre emittiert, etc. dann hat das selbstverständlich Einfluss auf den natürlichen Klimawandel. Und natürlich hat man dann als Mensch auch die Möglichkeit und Verantwortung, diese negativen Beeinflussungen zu unterlassen und sich vielleicht sogar Gedanken zu machen, gewisse negative Veränderungen wieder in kleinem Maße zurückzudrehen.
Fingerzeigen hilft da nicht weiter. Jeder muss, und das hast du ja für dich so gelöst, in seinem Einflussraum alles dafür tun, dass nicht mehr Tonnen pro Person CO2 ausgestoßen werden, über Gebühr Müll produziert wird und Wasser unnötig verschmutzt wird. Und nur, weil viele der reichen Dreckschweine, die uns in diese Situation gebracht haben, sich versuchen, vor ihrer Verantwortung zu verstecken, heißt das nicht, dass wir deshalb jetzt mal auch nichts machen müssen. Denn rate mal, wer die Ressourcen hat, sich - bei Nichtstun -, tatsächlich irgendwie Anzupassen. Die Leute, die schon jetzt in Nebraska oder Sibirien ihr Nobel-Privatappartment in ehemaligen Atombunkern gekauft haben. Da gehören wir leider nun mal nicht dazu.