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45 Beiträge seit 24.01.2002

Quantität und Qualität

the observer schrieb am 21. Mai 2002 11:05

> Also alles nur eine Frage der Definition...
> ...das jedenfalls ist für mich die Quintessenz, die ich aus Deinem
> Posting herausgelesen habe.

Natürlich ist "Armut" letztendlich eine Frage der Definition. Würde
man den Maßstab der absoluten Armut niedriger ansetzten, hätte man
von heute auf morgen einen gewaltigen Sieg über die Armut errungen.
Tatsächlich hätte sich aber nichts geändert.


>> Zudem möchte ich den "Ausbruch von Hungersnöten in weiten
>> Teilen der Welt" belegt haben. Dazu brauche ich nicht einmal
>> eine Statistik, mir reichen schon die Namen von zehn Staaten,
>> in denen aktuell Hungernöte wüten. 

> Sorry, aber die Hungersnöte waren nicht Inhalt Deines Postings
> (samt der  Zitate) in diesem thread, auf das ich geantwortet habe.

Da ist etwas durcheinander gekommen. FlyingCondor hat aus der
Einleitung von Mathias Bröckers zitiert:

   "Keine Verschwörungstheorie, sondern nüchterne Zahlen, Daten
    und Fakten, die belegen, dass die Globalisierung der Armut
    massiv voranschreitet und seit den 80er Jahren die Errungen-
    schaften der Entkolonialisierung nach dem 2. Weltkrieg weit-
    gehend rückgängig gemacht haben."

Der Autor, Michel Chossudovsky, wird da konkreter. Er schreibt:

   "Dieser Krieg findet statt auf der Höhe einer globalen
Wirtschafts-
    krise, die gekennzeichnet ist vom Niedergang staatlicher
    Institutionen, von wachsender Arbeitslosigkeit, dem Zusammen-
    bruch des Lebensstandards in allen großen Weltregionen
    einschließlich Westeuropas und Nordamerikas und dem
    Ausbruch von Hungersnöten in weiten Teilen der Welt."

Ich denke, daß sich Mathias Bröckers auf genau diese Stelle bezieht,
wenn er von der Globalisierung der Armut schreibt.


> (Im übrigen ist das auch aus meiner Sicht eine streitbare
> Bemerkung.)

Kannst Du mir denn einige Staaten nennen, in denen aktuell
Hungersnöte wüten? Davon muß es ja eine ganze Reihe geben, denn
Michel Chossudovsky schreibt vom "Ausbruch von Hungersnöten in weiten
Teilen der Welt".


>> ... Zudem läßt sich die absolute Armut in den Transformations-
>> ländern Osteuropas nicht der Globalisierung, dem Kapitalismus
>> oder dem Imperialismus anlasten, dafür sind meines Erachtens
>> die ehemaligen sozialistischen Diktaturen verantwortlich.

> Das ist ein Thema für sich, und das kann man auch so nicht sagen. Die
> sozialistischen Diktaturen haben keine verarmte Bevölkerung
> hinterlassen (vielleicht mal abgesehen von Rumänien und Albanien).
> Sie waren unter dem Sozialismus nicht arm, sondern sie sind es jetzt,
> unter einem anderen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem.

> Es ist nur so, daß nach ihrem Zusammenbruch diese Länder in ein
> tiefes Loch fielen, denn auf die Alternative, die sich ihnen anbot,
> waren die Leute und ihr Land in keiner Weise vorbereitet.

Das ist tatsächlich ein Thema für sich, deshalb dazu nur zwei
Bemerkungen. Auch in Bulgarien und weiten Teilen der Sowjetunion
haben die sozialistischen Diktaturen eine verarmte Bevölkerung
hinterlassen. Den Preis für eine Transformation, sei es die vom
Sozialismus in die Demokratie oder eine Reform der
Rentenversicherung, zahlt immer die aktive Generation. 


>> Tut mir leid, aber ich kann immer noch keine massiv voran-
>> schreitende Globalisierung der Armut erkennen. Im Gegenteil,
>> alle mir bekannten Statistiken belegen, daß die absolute Armut
>> langsam aber stetig abgebaut wird.

> Es gibt keine absolute Armut. Irgendetwas ist immer Maßstab dafür,
> wer arm ist und wer nicht. Womit wir wieder bei den Definitionen
> wären...

Jetzt kann ich Dir nicht mehr folgen. Erst zitierst Du die KfW mit
"Auf der Erde leben derzeit 1,2 Milliarden Menschen in absoluter
Armut...." und jetzt behauptest Du, daß es keine absolute Armut gibt. 


> Es ging ja insgesamt - soweit ich den Autor richtig verstanden habe -
> nicht um eine quantitative Aussage auf der Grundlage einer
> "Volkszählung aller Armen bzw. Hungernden", sondern um die
> Zunahme der Globalisierung der Armut - eine eindeutig qualitative
> Aussage.

Wie schon gesagt, daß Zitat ist nicht vom Autor des Buches sondern
von Mathias Bröckers. Zum anderen muß auch eine qualitative Aussage
quantitativ belegt werden. Wäre dem nicht so, dann könnte ich eine
Globaliserung des Reichtums postulieren, ohne dafür quantitative
Belege liefern zu müssen.


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