So begrüßenswert es ist, dass Harald Neuber dieses extrem wichtige Thema aufgreift und beleuchtet, so sehr -und das scheint auch für den zweiten Teil vorgezeichnet zu sein- bleibt er leider auf einer rein deskriptiven Ebene stehen.
Klar: Je stärker die Entkoppelung ist, man also nicht mehr aufeinander angewiesen ist, desto weniger eigenen Schaden erleidet man, wenn man dem anderen auf die Mütze haut.
Aber MUSS man deswegen dem anderen auf die Mütze hauen? Neuber scheint das wie selbstverständlich zu implizieren.
Das ist aber nicht zwansläufig der Fall. Es muss etwas hinzutreten, damit es dazu kommt. Dieses "Etwas" ist die Triebfeder der profitbasierten kapitalistischen Konkurrenz. Erst sie macht voneinander entkoppelte gesellschaftliche Produktionsgemeinschaften im Außenverhältnis zueinander zu tödlichen Konkurrenten.
Ist dagegen eine Produktionsgemeinschaft in sich friedlich konzipiert, wird sie nicht dadurch kriegerisch, dass eine weitere Produktionsgemeinschaft hinzutritt, sofern auch sie in sich friedlich ist, also nicht dem aggressiven Expansionszwang der kapitalistischen Produktionsweise unterliegt.
Heruntergebrochen auf die uns möglicherweise bevorstehende Epoche des decoupling bedeutet das, dass es entscheidend auf die innere Verfasstheit der voneinander entkoppelten Gemeinschaften ankommt.
Verkürzt gesagt: Wir sind darauf angewiesen, dass es im besonderen in den USA als der mit Abstand stärksten kapitalistisch strukturierten Teilmenge zu einer sozialistischen Revolution kommt, die den ihr immanenten kapitalistischen Expansionszwang beseitigt.
Der zu erwartende Niedergang des US-Kapitalismus wird sicherlich zu einer revolutionären Umbruchsituation führen, deren Ausgang allerdings -wie immer in der Vergangenheit- offen sein wird:
Sozialismus oder Untergang.