Die ETH Zürich hat die Veränderungen in den Alpen in der jüngeren Erdgeschichte simuliert. Das Ergebnis ist ein Trickfilm, in dem man den dramatischen Gletscherschwund in den Alpen sehen kann:
https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2018/11/eiszeitensimulation-macht-gletscherausdehnung-sichtbar.html
So ab 1:40 wirds echt krass.
Erst kürzlich meldete die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung, dass das Volumen der Schweizer Gletscher in den letzten zwei Jahren um zehn Prozent geschrumpft ist. Das entspricht der Eismenge, die im gesamten Zeitraum von 1960 bis 1990 verloren gegangen ist.
Das ist auch kein Wunder, das sich der Rückgang der Gletscher selbst verstärkt. Dort, wo sich die Gletscher zurückziehen (seit 20.000 Jahren) wird das Mikroklima wärmer. Frei werdender Fels erwärmt sich durch die Sonneneinstrahlung, Staub, Sand (aus der Sahara) und Asche von Vulkanausbrüchen lagert sich auf der oberen Schicht ab und erwärmt zusätzlich den Gletscher. Beides führt zu einem sich selbst verstärkenden Effekt, den jeder kennt, der einmal seine Gefriertruhe abgetaut hat. Am Anfang geht es ganz langsam, aber je mehr Eis abtaut desto schneller taut der Rest. Aber wie so oft in der Klimadebatte werden Binsenweisheiten und seit Jahrtausenden geltende physikalische Gesetze dramatisiert.
Wenn man sich den Trickfilm anschaut, dann reden wir über die letzten Reste einer Eiszeit. Zur Hochzeit ragten in den Alpen grad mal die höchsten Gipfel aus dem Eispanzer. Die Eisdecke reichte weit bis ins Alpenvorland und nach Lyon. Der Genfer See war teilweise zugefroren und eine Besiedelung der Alpentäler war undenkbar. Selbst Städte wie Luzern lagen unter einer Eisdecke, wie man heut noch immer anhand dort zu besichtigender Geltschermühlen sehen kann.
Es ist zwar Schade um die letzten Reste, aber das ist nun einmal der Lauf der Geschichte. Und die nächste Eiszeit kommt bestimmt.
In den Alpen war die Schneedecke deutlich geringer als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre, was den Zufluss von Rhein, Donau, Rhone und Po maßgeblich verringerte.
Aber das ist doch eigentlich eine gute Nachricht. Wären die Gletscher noch stärker geschmolzen, dann wären zwar die Flüsse voller gewesen, aber die Gletscher hätten noch mehr Masse verloren.
Und die Schneedecke in den Alpen hängt weniger vom Klimawandel als von den Niederschlägen und der Anströmrichtung ab. Im Winter 2022/23 waren halt mal die Ostalpen an der Reihe, Kärnten hatte Ende Januar richtig viel Schnee abbekommen, ebenso Teile Süd-Tirols. Dafür waren in den Zentralalpen, den Westalpen und nördlich des Hauptkamms die Niederschläge geringer. Maßgeblich für solche Wettersituationen ist ein Tief über dem Golf von Genua, welches die feuchte Mittelmeerluft gegen die Berge schaufelt und dort für lang anhaltende und ergiebige Niederschläge sorgt.
Die Aussage
In den Alpen war die Schneedecke deutlich geringer als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre
ist schon deswegen viel zu pauschal, weil sich die Niederschläge im Alpenraum nie gleichmässig verteilen sondern stets von der Lage der Hoch- und Tiefdruckgebiete abhängen. Mal bekommt die Nordseite mehr ab, mal der Süden, dann der Westen oder der Osten. Dass es im gesamten Apenraum gleich viel Schnee gibt es schon eher die Ausnahme.
Lt. ZAMG lagen die Niederschläge in den Ostalpen sogar ÜBER dem langjährigen Mittel.
Im Süden sowie stellenweise im Osten brachte dieser Winter hingegen 15 bis 45 Prozent mehr Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt, im Gebiet der Koralpe und der Seetaler Alpen sogar um 45 bis 60 Prozent.
[https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/sehr-milder-winter-1]