Tante Käte schrieb am 07.04.2017 09:59:
Die historische Entwicklung des Kapitalismus mit dem ihm innewohnenden Mechanismus, dem Zwang zur Monopolisierung, den hat Karl Marx richtig erkannt.
Der von Marx postulierte Zwang zur Monopolisierung beruht auf mehreren falschen Annahmen.
(1) Marx geht von Skalenvorteilen aus, d.h. je grösser ein Unternehmen ist, desto kostengünstiger kann es produzieren, und deswegen wird es notwenigerweise die kleineren Konkurrenten verdrängen. In der Realität gibt es immer auch Skalennachteile. Je grösser eine Firma ist, desto schwerfälliger und teurer wird sie.
(2) Marx hat die Dynamik des Wettbewerbs unterschätzt. Technischer Fortschritt führt zu neuen Formen der Produktion, bei denen die Vorteile der alteingessenen und der grossen immer wieder neu errungen werden müssen. Man vergleiche die grössten Unternehmen von vor 50 Jahren mit den heute grössten.
(3) Marx hat nicht daran geglaubt, dass es eine wirksame Monopolkontrolle geben kann. Die Realität zeigt, dass selbst ein "neoliberaler", kapitalistenfreundlicher Staat ein Interesse daran hat, die Entstehung von Monopolen zu verhindern, bzw. sie reguliert oder sie gleich in Eigenregie betreibt.
Ich kann sogar verstehen, warum Marx vor 150 Jahren daran glaubte, dass Monopole unvermeidlich sind, denn die gegenläufigen Tendenzen waren damals noch nicht so klar zu erkennen. Aber heute noch vom Zwang zu Monopolen zu reden zeugt von einer zu einfachen Weltsicht.