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1 Beitrag seit 24.01.2005

Also mal sehen...


"Die Inklusion besteht in der Möglichkeit der Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben und wird über die Waren vermittelt, die sie
anbietet."
Ich hatte ja schon länger das Gefühl, dass mir mir etwas nicht ganz
in Ordnung ist. Mich jucken weder die Waren sonderlich - die
spirituellen sogar noch etwas weniger als die funktionalen noch die
Teilnahme an dem gesellschaftlichen Leben das durch Waren erschlossen
werden kann.
Und doch sitze ich hier also an meinem >Laptop und versuche meine
Sicht der Dinge zu >kommunizieren. Schon selbst entlarvt.

Lieber an etwas Einfacheres denken. Wir brauchen also scheinbar
diesen Wettbewerb auf einem Markt als Wellness für jedermanns
Antrieb. Gleichzeitig macht uns Glück aber in fortgeschrittenen
Sphären resistent gegen noch mehr Glück. Und ohne die Aussicht auf
noch mehr Glück funktioniert wiederum der Wettbewerb nicht, da Glück
auf dem Markt ein Zeichen für Tüchtigkeit ist. Oder? Für die
Glücklichen ist es das. Für die Glücklosen beweist es das Gegenteil,
nämlich ungerechte Exklusion - auch Exklusivität von unten.

Größer ist besser. Daraus folgt dass kleiner schlechter ist. Wir
brauchen also die Schlechteren um selbst ein bisschen besser zu sein.
Frage in den Saal: Für welche Menschen ist ein Lebensmodell, dass
sich auf den Erwerb von Waren und das Herabschauen und die Verachtung
auf die Erfolg(werb)losen stützt besonders attraktiv?
Antwort: Auf Menschen mit ausreichend Selbstverachtung.
Deshalb sind Eliten so wichtig für unser Land.

Heute mehr als vor 30 Jahren. Natürlich kann es man keinem vorwerfen,
der sich damals unter anderen Voraussetzungen für dieses Lebensmodell
entschieden hat. Wir täten gut daran, zu lernen mit diesen Menschen
zu kohabitieren, jeder in seinem Bereich. Ohne sich gegenseitig aufs
Blut zu hassen weil er beim anderen das vermutet was er selbst nicht
zu haben glaubt. Glück. Vielleicht sollte man anstatt von In- und
Exklusion besser von hier und dort sprechen. Das würde nicht so sehr
suggerieren dass ausgerechnet die Menschen mit den Waren und dem
entsprechenden gesellschaftlichen Leben aber ohne Glück innen anstatt
außen verortet sind.

Hatte neulich einen merkwürdigen Traum: Ein überlebensgroßer Maxwell
Strauß, der sich selbst tragisch verletzte als er gegen die
Gitterstäbe seiner Zelle gerannt war wurde von einem schweizer
Künstler ausgestopft und präpariert und dann von einer Horde
eingeflogener Chinesinnen und Chinesen auf der Documenta in Kassel
mit einem mystischen Tanz zu neuem Leben erweckt. Da ich an Absurdes
bereits stark gewöhnt bin, kam mir das also nicht allzu ungewöhnlich
vor. Nun erschien auf der Bildfläche eine ebenfalls übergroße
aufgedunsene Version von Paris Hilton mit prallen Lidl-Einkaufstüten,
einem nicht so prallen Verdi-T-Shirt, Augenrändern und sichtlich
angeheitert. Die beiden lieferten sich vor einer applaudierenden
Menge einen fairen Wettkampf nach allen Regeln der fernöstlichen
Tradition bis ihr Ringen unversehens in apokalyptisches Liebenspiel
umschlug...

Reflexionen über den Pursuit of Happiness sind auf einer höheren
Abstraktionsebene und damit ein amgemessenerer Ausgangspunkt zum
Nachdenken über die Prämissen und zugleich Schlüssel für vieles was
auf Telepolis diskutiert wird z.B. Überwachung, Fanatismus,
Urheberrecht usw.

Bitte öfter Artikel zu diesem Thema!
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