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  • Subzero

mehr als 1000 Beiträge seit 06.06.2000

Glyphosat als Grund für Insektensterben

So einen Schmarrn hab ich lange nicht mehr gehört.
Glyphosat ist ein Herbizid, kein Insektizid und für Insekten praktisch nur schädlich, wenn man sie mit der Glyphosatbüchse erschlägt.
Vor 30-35 Jahren wurden Herbizide/Insektizide noch angewendet wie einst Phosgen in der 12. Isonzoschlacht. Und trotzdem gabs Viehzeuchs ohne Ende.
Der Insektenschwund liegt an anderen Ursachen:
1. Insekten in Vielfalt und Anzahl sind Kulturfolger. Durch die in den letzten 30 Jahren stark gewandelte Form der Flächennutzung (nicht nur Acker, eher Weiden, Obstbau und Brachland) haben sich diese Flächen rapide verändert. Wo man früher mit Schafen oder Rindern das Gras kurzgehalten hat (und somit dem Boden Nährstoffe entzogen hat sowie durch das Kurzhalten des Grases anderen Pflanzen eine Wuchsmöglichkeit gab) tut man das heute aus ökonomischen und rechtlichen Gründen nicht mehr. Dadurch verändert sich die Vegetation (und die Nahrungsketten). Die mir bekannten Flächen mit dem besten Insektenbestand werden übrigens vom Wasserstraßenamt bewirtschaftet (die zahlen dem Schäfer Kohle für, daß er 2x jährlich die Schafe drüberjagt) oder aus Landschaftspflegeprojekten mit halbwilden Ziegen. Streuobstwiesen oder einzelne Obstbäume werden auch nicht mehr genutzt. Supermarkt ist billiger...

2. Felder wurden früher einmal jährlich gepflügt. Pflügen stört allerdings die Entwicklung der Insekten im Larvenstadium (also sehr häufig unter der Erdoberfläche), einmal pro Jahr ist verkraftbar, mehrmals im Jahr schädigt ungemein. Durch die Intensivierung und die dadurch intensiver erfolgende mechanische Bodenbearbeitung geht der Insektenbestand den Bach runter. Der Mäusebestand übrigens auch, was auch ein Grund ist warum gepflügt wird (Rhodentizide dürfen ja auch nicht mehr so einfach verwendet werden).

Für Punkt 1 gäbe es eine Lösung: Erleichterung und Förderung der Nebenerwerbslandwirtschaft hin zu traditionellen Methoden.
Inklusive Erleichterung der Nutzung brachliegender Flächen bei (extensiver) Beweidung. Wer irgendwo ein Stück Wiese hat und es nicht nutzt, der sollte nicht um Erlaubnis gefragt werden müssen, wenn da eine Horde Schafe drüberziehen soll. Könnte man via Opt Out-Regelung erschlagen. Ebenso sollte man da auch übers Ziel hinausschießende Naturschützer (Behörden) etwas einfangen.
Erleichterung der Nutzung von Streu- und anderen Obstwiesen. Und zwar durch bessere Vermarktbarkeit bzw Förderung der regionalen Weiterverarbeitung des Obstes. Von den lokalen Obstkeltereien, deren es vor 3 Jahrzehnten praktisch hunderte gab (jedes größere Nest hatte eine) gibts doch heute kaum noch eine. Keine Erlösmöglichkeiten - keine Pflege der alten Obststandorte. Schaffung der Möglichkeit der Verwendung (Neuanpflanzung) heute nicht mehr zugelassener alter Sorten. Entsprechender Landschaftsbau- und Pflege.
Vereinfachte Vermarktungsmöglichkeiten für Vieh (und Vieherzeugnisse) aus Nebenerwerbslandwirtschaft. Die Haltung von Schafen zB lohnt ja praktisch nicht mehr, seitdem der Rohwollpreis gerade dazu ausreicht um die Schur zu bezahlen. Schafe/Lämmer zu Schlachter zu bringen lohnt auch kaum noch. Selbst Karnickel werden nur noch von Triebtätern gehalten.

Zu Punkt 2: da sollte man sich mit den Landwirten zusammensetzen. Flächen sollten nicht mehr komplett und dauerhaft, sondern eher rotierend stillgelegt werden (Stichwort: Dreifelderwirtschaft).

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