Es ist wie immer, wenn es darum geht, mehr für den Erhalt natürlicher Lebensräume zu tun. Es ist zwar allerhöchste Eisenbahn, um endlich durchschlagende Maßnahmen durchzuführen, aber es wird, wie seit Jahrzehnten, alles zerlabert und verhindert. Übrig bleiben in der Regel faule Kompromisse. Kompromisse retten aber keine Natur.
Da schwafelt eine Ministerin den denkwürdigen Satz "ohne Landwirtschaft keine Artenvielfalt."
Deutlicher kann sie ihre erschreckende Inkompetenz und ihre zum Himmel schreiende Ignoranz nicht unter Beweis stellen. Als sei nicht längst erwiesen, dass es die Landwirtschaft als Faktor mit den schlimmsten Folgen ist, die Artenvielfalt zerstört. Als gebe es keinen massiven Einsatz von Chemie, der nachweislich nachteilig auf Artenvielfalt wirkt. Als gebe es keine Monokulturen riesigen Ausmaßes, keine Verdichtung von Böden, keinen Eintrag von Chemie ins Grundwasser.
Ein Politiker, der behauptet, es gebe ohne Landwirtschaft keine Artenvielfalt, hat ein Brett vor dem Kopf. Erwiesenermaßen ist die Artenvielfalt grundsätzlich dort am größten, wo keine Landwirtschaft auf Lebensräume einwirkt. Selbst noch genutzte Truppenübungsplätze, auf denen mit Panzern durch die Botanik gepflügt und geschossen wird, weisen durch das Fehlen von Landwirtschaft und dem damit verbundenen Fehlen von landwirtschaftlicher Chemie, eine höhere Artenvielfalt auf.
Und dann die mächtigen, aber nicht weniger verlogenen und stets dramatisierenden Bauernverbände.
Man sollte auf Freiwilligkeit statt auf Verbote setzen. Wer sowas verlangt, hat ganz ofensichtlich auch ein Brett vor dem Kopf. Oder aber, er ist ein dreister Lügner.
Wenn der Wille zur Freiwilligkeit besteht, könnten Landwirte auch jetzt schon mehr für den Artenschutz tun und auf chemische Keulen wie Glyphosat verzichten. Wenn sie es nicht tun, ist das Gerede von der Freiwilligkeit ein Dummgeschwätz. Hätte man in all der Zeit, wo es Verbote gab, immer auf Freiwilligkeit gesetzt, wäre man keinen Schritt weiter gekommen. Denn stets waren es die mächtigen Bauernverbände, die sofort in Opposition zu neuen Regelungen gingen und verhindert haben, wo es nur ging.
Der richtige Weg hin zu mehr Schutz von Lebensräumen kann also nicht von Fröschen geplant werden, die darüber abstimmen sollen, ob der Teich, in dem sie schwimmen, trockengelegt werden sollte. Auf Freiwilligkeit der Landwirte zu hoffen, ist wie auf Freiwilligkeit bei der Einhaltung von Verkehrsregeln zu hoffen. Funktioniert nicht. Lebenserfahrung.
Der Weg muss ein anderer sein.
Es muss Verbote und strengere Vorschriften geben! Gleichzeitig aber noch wichtiger:
Landwirte müssen endlich vom Druck befreit werden, der durch das Preisdiktat der Handelsketten erzeugt wird. Ein Salat, der bei Aldi für 59 Cent im Regal liegt, kann einem Landwirt keine Gewinne bescheren. Milch für 49 Cent ebenfalls nicht. Das weiß inzwischen eigentlich auch jeder Verbraucher. Außer vielleicht in der Birne komplett abgestumpften, die nur auf ihren eigenen Vorteil schauen.
Die Preise müssen hoch! Landwirte müssen vom Zwang befreit werden, immer noch günstiger zu produzieren. Denn diese Produktionsweise geht am Ende immer zu Lasten der Lebensräume und führt immer zu noch mehr Einsatz von Chemie und zur Ausbeutung der Böden und der Belastung des Grundwassers. Und damit letztlich auch zulasten der Gesundheit der Menschen. Außerdem muss das auf der einen seite durch den Kauf billiger Lebensmittel eingesparte Geld an anderer Stelle wieder ausgegeben werden. Zum Beispiel um in die Trinkwassergewinnungsanlagen immer wirksamere Filter einzubauen, die die Nitratwerte auf dem gesetzlich vorgeschriebenen Maß halten. Es ist unterm Strich also nichts gespart.
Landwirte, die permanent dem Preisdiktat von Handelsketten unterworfen sind, die jedes Jahr Milliardengewinne machen, können nicht anders produzieren, als immer mehr zulasten der Natur.
Und da der Verbraucher das eigentlich weiß – denn über dieses Thema wird seit Jahrzehnten diskutiert – muss man hier einem Großteil der Verbraucher eben auch vorwerfen, dumm, ignorant und egoistisch zu sein und ein Brett vor dem Kopf zu haben.
Wenn ich sehe, wie viel Geld Menschen in ihr Auto investieren und dann bei Billigdiscountern auf den Parkplatz fahren um dort Geld zu sparen, krieg ich die kalte Wut. Der fette SUV muss es sein, denn der befriedigt das kranke Ego. Aber die Milch darf nicht mehr als 49 Cent kosten. Zum Kotzen, solche Leute. *
Da lassen sich die Besseresser ihre vegetarische Kost aus Quadratkiloeter großen Gewächshausplantagen, die ganze Landstriche versiegeln, hunderte oder tausende Kilometer und zu jeder Jahreszeit hier her karren oder fliegen.
Da fördert der Fleischfresser mit seinem Wahn, den Fleischverbrauch jedes Jahr in neue Höhen zu befördern, die Vernichtung von natürlichen Lebensräumen, damit Viehfutter angebaut werden kann.
Der Fressidiot mit seiner Neigung, stark verarbeitete Fertig"nahrung"smittel zu verzehren, von denen man eigentlich weiß, dass sie zum Ungesündesten zählen, was noch als Nahrung bezeichnet werden darf, sorgt für weitere nachteilige Auswirkungen. Nicht nur auf die Lebensräume, sondern auch auf seine Gesundheit. Aber das juckt ihn nicht. Hauptsache fett, süß, salzig und schnell.
Und immer muss alles möglichst billig sein.
Den Rest der ganzen Beklopptheit besorgt die Politik mit ihren vornehmlich aus Bayern und aus sogenannten Christenparteien stammenden Minister-Deppen, die keinen Arsch in der Hose haben, sich vom Lobbyismus einlullen lassen (oder selbst Lobbyisten sind), inkompetent sind, sich vor den Karren von Unternehmen spannen lassen, mächtige Großbetriebe fördern während kleine bäuerliche Betriebe, die wieder zu einer nachhaltigen Produktionsweise zurück kehren wollen, die mit weniger oder sogar ohne Chemie auskommt, einfach vergessen werden und am Fördertopf der Subventionen allenfalls mal vorbeispazieren dürfen.
Es gibt nämlich diese Freiwilligkeit, von der die mächtigen Bauernpräsidenten immer so gerne schwadronieren. Aber es sind dann meist kleinere Betriebe, die diese Freiwilligkeit praktizieren, die aber von den fetten Subventionen so gut wie nichts abbekommen. Die wandern vornehmlich in die Taschen der durchautomatisierten Großbetriebe.
Derweil verreckt all das um uns herum, das künftige Generationen für ihr Überleben benötigen.
* Um mal ein Beispiel von vielen zu nennen. Aus Gesprächen mit hiesigen Landwirten habe ich die Information erhalten, dass ein Landwirt einen Salatkopf für ca. 21 - 23 Cent produziert (abhängig von Witterung usw.) Da die Information nun auch schon ein paar Jahre alt ist, könnte der Preis inzwischen auch höher liegen. Aber ich bleibe mal bei diesem Beispiel. Bei diesem Preis, so wurde mir gesagt, macht der Landwirt pro Salatkopf einen Gewinn von 1 - 2 Cent!
Liefert er an Rewe oder Edeka, bekommt er auch diese ca. 1 – 2 Cent über seinem Erzeugerpreis. Liefert er an Aldi, wird er unter Erzeugerpreis gedrückt. Sogar von 19 Cent war die Rede. Also liefert er lieber an die beiden Erstgenannten. Wenn der Salat allerdings erntereif ist und vom Acker muss, und die beiden Erstgenannten gerade nichts brauchen, bleibt ihm aber gar keine andere Wahl als an Aldi zu liefern. Und dann eben Verlust zu machen. Zu allem Verdruss muss er die Ware auch noch selbst in die Zentrallager bringen, was auch wieder Zeit und Geld kostet.
Das haben mir hier Landwirte genau so erzählt. Und nun erschließt sich dem ein oder anderen Leser vielleicht auch, warum in letzter Zeit Landwirte vor Aldi-Märkten protestiert haben.