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  • Nabeshin

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Re: Republikaner haben ganz schlechte Karten

Olaf Klischat schrieb am 22. November 2012 15:54

> Und gerade die neuen Einwanderercommunities
> aus Lateinamerika, die gegenwärtig einer der Hauptgründe für die
> strukturelle Mehrheit der Demokraten sind, sind ja wohl hautpsächlich
> Katholiken mit im Grunde eher konservativer Grundhaltung -- was
> bedeutet, dass sie eigentlich den Republikanern zugeneigt wären, wenn
> die mal von ihren irrationalen Extrempositionen wegkommen.

Das wird einer der nächsten großen Fehlschlüsse der GOP sein.

Ja, die Latinos sind sehr katholisch und familiär sehr konservativ.
Doch zum einen gibt es in dieser Gruppe gerade auf Grund ihres
demographischen Wachstums anteilsmäßig sehr, sehr viele junge
Menschen, die ein ganz anderes Weltbild wie das ihrer Eltern haben.
Diese jungen Menschen führen ein anderes, oft genug sehr säkuläres
Leben. Geschiedene, alleinerziehende Mütter gehören dort mittlerweile
auch zum Alltag. Mit moralinsauren Bibelsprüchen und
ultrakonservativen Vorstellungen kann man da vielleicht noch die
Großmutter erreichen, ihre Enkel leben aber nicht mehr in dieser
Welt.

Zum anderen ist die Religiosität der Latinos eher Privatsache. Der
missionarische Eifer der Evangelikalen geht ihnen total ab. Etwas
überspitzt ausgedrückt: "Kein Sohn von mir heiratet einen anderen
Mann. Eher erschieße ich ihn als mit dieser Schande zu leben! Was
diese schwulen Chinesen vom Nachbarhaus aber treiben, das ist deren
Sache!" gegenüber "Wir müssen Amerika vor dem Sündenfall retten!!".
Was den Rest angeht, Sozialprogramme und starker Staat, das sind
Themen, die bei den Latinos gut ankommen, weil sie nicht den
libertären "Wild West"-Hintergrund der GOP-Basis haben. Die Latinos
sind ganz anders sozialisiert worden. Und es ist eine sehr heterogene
Gruppe, die ausser ihrer Sprache und dem Glauben nicht viel gemein
hat. 

Als sich Obama vor einem Jahr ganz klar FÜR die Ehe
gleichgeschlechtlicher Paare ausgeprochen hat und sich klar FÜR die
"Its getting better"-Kampagne ausgesprochen hat, da ist er nicht
wirklich ein Risiko eingegangen. Das war ein wohlkalkulierter
Schachzug auf der Basis aktueller demographischer Daten. Die GOP
denkt aber immer noch in alten Schubladen. 

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