Nach dem WK1 war man sich eigentlich einig: Nie wieder Krieg!
Die Statuen von Barlach, die Zeichnungen einer Käthe Kollwitz sind heute so eindrucksvoll wie damals.
Und jetzt?
Klar, alle sind sich einig, dass Russland für diesen Angriffskrieg zu verurteilen ist.
Nur verurteilen wir auch den Krieg an sich?
Genaugenommen nicht. Eher das Gegenteil, wir wollen den Krieg nicht beenden, sondern gewinnen.
Wir liefern Waffen, eskalieren munter mit, weigern uns ernsthafte Verhandlungen zu starten, die zu einem sofortigen Ende des Krieges führen könnten. Wir führen stattdessen Friedenskonferenzen ohne den Kriegsgegner durch.
Und vor allem bringen wir jede Menge Argumente ins Feld, weshalb der Krieg jetzt nicht enden darf.
- Die Ukraine verteidigt sich ja nur
- Die Ukraine verteidigt die Freiheit
- Die Ukraine verteidigt Europa, also auch uns
- usw.usw.
Alles richtig, aber dieselben Argumente gibt es praktisch vor und in jedem Krieg.
'Nie wieder Krieg' wird von den unweigerlich immer vorhandenen Patrioten regelmäßig als 'Nie wieder Krieg, es sei denn wir führen ihn gegen unseren Gegner' interpretiert.
In dem bekannten Lied von Hannes Wader "Es ist an der Zeit" heißt es
Ja, auch Dich haben sie schon genauso belogen
So wie sie es mit uns heute immer noch tun
Und du hast ihnen alles gegeben:
Deine Kraft, Deine Jugend, Dein Leben
Es sollte sich jeder für sich mal überlegen, was da ausgesagt wird. Gilt das wirklich nur für die russischen Soldaten?
Oder um es mit einem Spruch des großen Mathematikers und Philosophen Bertrand Russel zu sagen:
"Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es."