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  • Lucqx

mehr als 1000 Beiträge seit 24.05.2019

Destruktive Gesellschaften

Es dürfte in der Geschichte der Zivilisationen nur wenige nicht-destruktive gegeben haben. Alle, die Herrschaftsstrukturen ausgebildet hatten, dürften eher nicht darunter fallen.
Aber eine uralte, vor ca 3-4Tsd Jahren untergegangene Zivilisation könnte dazu gehört haben, die Induskultur, die ihren Schwerpunkt wohl an den westlichen Nebenflüssen des Indus hatte, denn dort wurden die meisten Städteruinen gefunden. Allen gemeinsam war neben ihrer hohen materiellen Kultur und nahezu anachronistisch-'modernen' Stadt-Infrastruktur das Fehlen irgendwie hervorgehobener Gebäude, keine Paläste, auffällige Verwaltungsgebäude oder Tempel, die sonst in (prä-)antiken Städten weltweit leicht zu identifizieren sind.
Eine andere ist die erst im vorigen Jhdt entdeckte uralte steinzeitliche Landwirtschaftskultur, nahezu genauso alt wie die vorderasiatische, im Innern Neuguineas, die von ihrem Hochland aus keinen Kontakt mit den Küstenvölkern pflegte. Ihre Landwirtschaft verharrte auf uraltem Stand, weil die Pflege ihrer Nutzpflanzen so arbeitsintensiv war. Auch erlaubte ihr Ertrag kaum Überschussbildung, was das Bevölkerungswachstum begrenzte.
Als Gegenbeispiel, also als destruktive Gesellschaft, galt lange Zeit die der Osterinsel (Te Pito E Te Henua, auch in Kollaps der Zivilisationen), aber neuerdings sind an den postalierten Ursachen der Destruktion Zweifel aufgekommen.
Was die Haida als alte NW-Küsten-Indianer betrifft, zeigt(e) deren Kultur neben der anderer kleiner Völker in der Nachbarschaft deutliche Unterschiede zu den Inlandsstämmen, sogar asiatischen Einfluss. Deshalb könnten weitere Forschungen noch Überraschungen bescheren.
Zusammenfassend kann wohl, je nachdem, was unter Destruktivität verstanden werden soll, eingeschätzt werden, das Hirtennomadenvölker destruktiver waren als Bauernvölker, obwohl letztere durch den ihnen eigentümlichen, wachstumsbedingten Ausbreitungszwang ebenfalls zu Destruktivität neigen konnten.
Diese Orientierung auf Wachstum, sowohl der Herden als auch der Bevölkerung und ihrer auf Produktion und Austausch/Handel gerichteten Tätigkeit, ist uns bis heute erhalten geblieben (geradezu zwang- und mantrahaft im Kapitalismus) - mittlerweile ja leider zum sichtbaren Schaden unserer Umwelt und zunehmend unserer Lebensqualität.

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