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mehr als 1000 Beiträge seit 06.01.2000

Hoch die Schlagbäume!

Es gibt doch nichts Besseres als ein bisschen gehaltlose Empörung.

Menschen sterben beim Versuch, in die EU zu kommen. Kann man tragisch
finden, muss man aber nicht. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin
um. Anteilig auch dann, wenn er die Gefahr als lohnend gering
betrachtet.

Flüsse schwimmend zu überqueren ist oftmals gefährlich. Es dennoch zu
tun ist dumm. Hat man dafür Mitleid verdient? Nein. Mitleid haben
Menschen ggf. für ihre Situation verdient, die sie zu solchen Taten
treibt. Aber das gilt nicht nur für die paar, die es hierher
schaffen, oder gar nur diejenigen, die dabei draufgehen, sondern für
die zig Millionen mit vergleichbarer Ausgangslage.

Aber die jucken die Telepolis-Empörten natürlich nicht. "Jemand in
Afrika verreckt", "Jemand hat ein Scheißleben in Afghanistan (ganz
weit weg von NATO-Einsätzen)" sind natürlich nichts, worüber man sich
hier vergleichbar moralinsauer aufblasen könnte.

Die Leute werden sich erst dann nicht mehr in Gefahr bringen, wenn es
für sie einen einfacheren Weg gibt, hier reinzukommen. Das heißt in
letzter Konsequenz: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Und mit
Asyl hat das natürlich nichts zu tun, denn auch über ertrunkene
Wirtschaftsflüchtlinge kann man sich wunderbar empören. Also: alle
rein. Oder Tote akzeptieren. Dazwischen gibt es nichts. Und wenn der
EU-Zutritt leichter wird, fallen die Schleuserpreise. Es kommen immer
mehr. Vorrat praktisch unbegrenzt.

Das ist völlig unabhängig davon, dass diese Menschen einen ethischen
Anspruch darauf haben, dass man ihre Situation verbessert. Aber bei
ihnen zu Hause und nicht, indem man sie hier reinlässt, denn das
skaliert natürlich nicht. Aber sich mit der Frage
auseinanderzusetzen, wie man die muslimischen, die Familienehre
achtenden, freiheitsliebenden und wirtschaftsfreundlichen
Heimatländer so umgestalten kann, dass das Problem, wenn nicht
gelöst, so doch merklich verringert wird, ist natürlich nicht zu
sozialromatischer Wohlfühlempörung kompatibel.

Ich lache jeden aus, der hier die Klappe aufreißt, ohne einen
Lösungsvorschlag zu machen.

Wie ist das Problem anzugehen?

Staaten, die ihre Bürger nicht ernähren, schützen und zur Demokratie
befähigen können, verlieren ihre Souveränität. Da gibt es nichts zu
diskutieren. Entwicklungshilfe nur noch für Projekte, die die
Situation dauerhaft verbessern. Nur noch für Länder, die (gegen
EU-Sicherheitsgarantien) ihr Militär abschaffen und ihr
Bevölkerungswachstum stoppen. Internationale Haftbefehle für alle
Machthaber, die ihre Bevölkerung unterjochen oder ausplündern. Ja,
das sind fast alle. Und aus den Fehlern in Somalia, Irak, Afghanistan
usw. lernen. Für das unausweichliche nächste Mal. Wahlen erst, wenn
eine Bevölkerung darauf vorbereitet ist (Gruß an Karzai).

Zu den Tiefpunkten des Artikels:
"Die meisten Migranten, die festgenommen wurden, kamen aus
Afghanistan (47%), woran man auch sehen kann, dass die auswärtige
Politik der EU keinen unerheblichen Einfluss darauf hat."

Wie sah die Quote denn früher aus? Erschien den Flüchtlingen das
Taliban-Afghanistan lebenswerter? Ist es Fort- oder Rückschritt, dass
es jetzt Afghanen in großer Zahl hierher schaffen, die unter den
Taliban die Möglichkeit nicht hatten oder den Versuch nicht wagten?
Könnte die Quote damit zusammenhängen, dass Afghanistan das rotteste
Land in diesem Teil der Welt ist (was nun wirklich nicht an der EU
liegt) und über eine florierende Drogenindustrie verfügt?

"wäre dies nicht nur ein Affront gegenüber dem Land, mit dem noch
Beitrittsverhandlungen geführt werden"

Wirklich lustig. Wenn das ein Affront ist, was ist dann das Versagen
der Türkei, die griechische Grenze vor Verletzungen aus ihrem
Territorium zu schützen? Oder fühlen sie sich dafür nicht zuständig?
Tja, wer nach Griechenland kommt, bestimmen die Griechen, nicht die
Türken. Wo liegt eigentlich die objektive Affrontschwelle für den
"Beleidigung des Türkentums"-Staat? Wer austeilt und so.

"wenn dies ausgerechnet in dem Land gemacht würde, das als
Geburtsstätte der westlichen Demokratie gilt"

Ist die Entscheidung, nicht noch den allerletzten
Wirtschaftsflüchtling ins Land zu lassen, irgendwie "undemokratisch",
oder wo muss man da den Zusammenhang suchen? "Demokratie" heißt, dass
die Bevölkerung eines Landes entscheidet, nicht, dass die Bevölkerung
der Nachbarländer entscheidet. Wie viele (zusätzliche) Illegale muss
ein Land pro 1.000 Einwohner und Jahr ertragen, um das
Telepolis-Demokratiesiegel nicht zu gefährden?

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