schwachstromtechnik schrieb am 25.03.2022 07:36:
Tschechien, Ungarn und Polen wurden schon 1999 Mitglied, da war Jelzin noch Präsident und der war dem Westen nun wirklich wohlgesonnen.
Ja, so ist es und damit fällt auch ihre Argumentation mit der "russischen Bedrohung" in sich zusammen. Die kleinen Länder in Russlands Peripherie haben ALLE böse Erfahrungen mit russischen Invasionen bzw. massiver Einmischung gemacht. Die wollten sich nicht auf die immerwährende Gesundheit des guten Onkels Jelzin verlassen. Das Schicksal der Ukraine zeigt, wie richtig sie damit lagen.
Klar war die NATO-Osterweiterung insofern gegen Russland gerichtet, als man es für Russland schwerer gemacht, sich "seine" Länder zurückzuholen. Das war die souveräne Entscheidung der betreffenden Länder, die NATO ist da weder einmarschiert noch hat sie sonstwie Druck ausgeübt. Wenn ein Land einen anderen Weg gehen will wie z.B. Serbien, Schweden, Finnland, Österreich oder die Schweiz dann akzeptiert die NATO das.
Das Problem ist nicht die NATO, das Problem ist Russland. Russland ist nicht besonders reich, leistet sich aber völlig überdimensionierte Streitkräfte, die mit defensiven Absichten nicht zu erklären sind. Russland ist militärisch so stark, dass sich selbst das vereinigte Europa ohne Hilfe der USA dagegen kaum verteidigen könnte. Und der Schwerpunkt der Modernisierung der Streitkräfte in der Ära Putin lag ganz klar auf den offensiven Fähigkeiten, nicht in der Landesverteidigung. Die Hyperschallwaffen sind nur ein Beispiel dafür.
Ein kleiner Vergleich: die Truppenstärke der NATO-Verbände an der Ostflanke beträgt derzeit etwa 25.000 Mann. Dass man damit nicht nach Moskau marschieren kann wie weiland Napoleon oder Hitler sollte auch dem größten NATO-Hasser einleuchten. Da ist es dann auch relativ gleichgültig, ob die NATO an Russland "herangerückt" ist. Alleine schon wegen seiner Atomwaffen ist Russland praktisch unbesiegbar. Die Besorgnis Russlands wegen der Osterweiterung ist entweder paranoid oder gelogen - ich vermute letzteres. In Wahrheit geht es darum, einen Gegner zu schwächen, den man angreifen will, wenn die Zeit reif ist.