Ansicht umschalten
Avatar von Bassasdi
  • Bassasdi

369 Beiträge seit 19.07.2013

Dokumentierte Nebenwirkungen werden toleriert wie Wetter

(Meine „Behandlung“ liegt so viele Jahre zurück, dass eine Beschwerde keinen Sinn hätte.)

Der Dauerhunger, der mich durch die Gabe von Seroquel erreichte und mir 25 Kilo zusätzliches Gewicht bescherte (bei 45 Kilo Startgewicht), war als Nebenwirkung bekannt. Das Klinikpersonal befand aber, sich dieser Effekt durch „Disziplin“ im Zaum halten ließ.

Das ist natürlich totaler Quatsch, denn dieses Gefühl ist so beherrschend und quälend, dass sich ihm niemand widersetzen kann. Ich habe dort Sachen wie Fisch in Aspik (aus meiner Sicht ist das Katzenfutter für Menschen) in mich hineingefressen als gäbe es kein morgen. Andere Patienten, die ebenfalls mit Seroquel behandelt wurden, litten unter dem gleichen Äquatorialwachstum wie ich. Therapeutische Konsequenzen hatte das nicht.

Gleichzeitig herrschte dort ein seltsames Regime über die Patienten. Jeder ausbleibende Therapieerfolg wurde auf mangelnde Mitwirkung zurückgeführt. Anweisungen wie „Sie müssen auch an den Erfolg glauben!“ waren an der Tagesordnung. Im Zuge kleinmütiger Rache habe ich vorgeschlagen, die Medikamente mittels Weihwasser zu verabreichen, damit sich der Glaube auch therapeutisch materialisieren könnte. (Dieser Witz der Spitzenklassen erstarb unter dem Gift und der Galle, mit der mir dann begegnet wurde.)

Meine Erfahrung mit Seroquel ist nur ein Beispiel. An die Namen der anderen Medikamente erinnere ich mich nicht mehr. Deren Nebenwirkungen waren auch nicht von Pappe. Ein Präparat ließ schönste Akne (ich war damals 40 Jahre alt) in meinem Gesicht erblühen. Auch Nachfrage meinte der Arzt: „Diese Nebenwirkung ist bekannt.“ Damit war für ihn das Thema vom Tisch.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten