Robert77 schrieb am 09.06.2021 16:55:
Theoretisch gäbe es ja (selbst, wenn man die Linke und die AfD nicht mit der Kneifzange anfassen möchte) noch eine dritte Option: Eine Minderheitenregierung.
Das würde aber halt bedeuten, dass man nicht nur stur durchregieren könnte, sondern auch mal parteienübergreifend miteinander reden oder auch den einen oder anderen Kompromiss eingehen müsste. Revolutionäres Konzept, ich weiß...Also das sollte wirklich die allerletzte Option sein, da es etliche Nachteile bringt:
1) die Regierung wäre gezwungen, richtig überzeugende Argumente zu bringen um Mehrheiten zu erhalten. Unpopuläre aber dafür ineffektive Maßnahmen liessen sich so kaum durchsetzen.
Ich glaube du meinst entweder unpopuläre aber effektive oder populäre aber ineffektive Maßnahmen. Unpopuläre und ineffektive Maßnahmen haben schon immer selten Befürworter gefunden.
2) Abgeordnete wäre lediglich ihren Gewissen verpflichtet, statt sich auf die bewährte Koalitionsdisziplin zu verlassen. Es ist viel einfach ein Gesetzvorhaben einfach abzunicken, als lange Gesetzestexte lesen zu müssen.
Das ist aber eher ein Problem der Fraktionsdisziplin als der Koalitionsdiziplin. Also keine Änderung zu erwarten.
3) Die Bevölkerung käme möglicherweise auf die blöde Idee, man braucht sowieso nur einzelne Abgeordnete und keine politische Parteien.
Einzelkämpfer (einer der wirklich alles selber macht) haben es aber schwer. Alleine einen ganzen Wahlkreis zu beackern ist viel Arbeit. Und sobald du Helfer hast die nicht wegen des Geldes sondern aus Überzeugung mitarbeiten bist du wieder nah dran an der Bildung einer Partei - Parteien haben nicht ohne Grund eine lange Geschichte als Zusammenschluss Gleichgesinnter.
4) Corona-Verordnungen müssten mühsam diskutiert und auf Schwachstellen geprüft werden, statt sie nach einer Telefonkonferenz einfach zu beschliessen.
Das ist toll wenn es darum geht Schnellschüsse zu vermeiden. Und Scheiße wenn darum geht schnell oder zumindest zügig zu handeln. Die klassische Wahl zwischen Pest und Cholera die man immer hat.