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  • Nanomyte

909 Beiträge seit 23.12.2009

Re: Fiktion vs. Realität

rap2 schrieb am 5. Januar 2013 21:31

> Und wie ist das zB mit dem Glauben an die Demokratie als globales
> Allheilmittel (üblicherweise moralisches Deckmäntelchen des
> westlichen Kapitalismus, ok, in Syrien wirds dank der westlichen
> Hilfe wohl eher die Scharia) und den "selbstregulierenden Märkten"
> (kein Ahnung wer das genau sein soll... bzw wills nicht so genau
> wissen ;) :( ) 

Was schneiden sie da für eine Welt an Themen an.

Erstmal ist fest zu halten:

Heute geht es den Leuten sehr viel besser als früher, als es keine
allgemeinen Krankenversicherungen und Versorgung gab, man keine
Tomaten und Kartoffeln anbauen konnte, die waren nämlich noch nicht
importiert, man Angst vor zu langen Wintern haben musste wegen
Ernteausfällen und man nur zu feierlichen Anlässen mal ne Gans
schlachten konnte, nie aber den Ochsen oder die Kuh, da die als
Arbeitstiere zu wichtig waren und man sich höchsten Pökelfleisch
leisten konnte.

Trauben und Gewürze wie Pfeffer gab es zwar schon, aber das war dem
Adel vorbehalten und wurde teilweise mit Gold aufgewogen.
Es gab auf dem Land kaum Rechtsexperten und der Dorfpfarrer war
häufig Anwalt, Richter, Seelsorger/Psychotherapeut, Paarberater,
einer der wenigen der im Dorf lesen und schreiben konnte und einiges
mehr in unisono.

Da wurden die Leute auch nicht sonderlich alt und arbeiteten den
ganzen Tag von früh bis spät in ihrer kleinen abgeschlossenen Welt.

Irgendwann hatten die erstarkten Händler und die Bürgerlichkeit es in
den Städten aber satt bevormundet zu werden und rebellierten gegen
den Adel. 
Dann kamen als Erstes mal die Bürgerrechte und dann später die
allgemeinen Menschenrechte und damit auch Mitspracherecht für viele.

In direkten Demokratien oder indirekten Volksvertretungsdemokratien. 

Diese Modelle waren auch an die freie Marktwirtschaft gekoppelt. 
Die natürlich auch nach Angebot und Nachfrage organisiert ist, wenn
nicht mächtige Personen sich in Kartellen und Lobbies zusammen tun um
andere zu übervorteilen und auszubeuten. 
Das kann ein Hersteller sein, eine Versicherung oder ein Kreditgeber,
die heute alle irgendwo abgehoben in ihrer kleinen abgeschlossenen
Welt leben wie die Menschen in den Dörfern einst.

So entstand dann auch früh eine reine Arbeiterschaft die sich gegen
diese Bevormundung auflehnte für bessere Lebensbedingungen. 
Dabei installierten dann spitzfindige Leute ein staatliches Kartell,
was eigentlich das Gleiche ist wie wirtschaftliche Kartelle, nur dass
da nicht einmal kluge Geschäftemacher an der Macht sind, sondern ein
paar ungelernte Laien, die dann auch nix anderes machen können als
verbieten und kontrollieren.
Das hat dann auch nirgends auf der Welt geklappt.

Heute gibt es immer noch Regionen wo der Dorf-Imam die gleiche
Funktion als Allround-Berufsfritze inne hat wie der Dorfpfaffe und
den Imamen passt es gar nicht wenn da die moderne Berufstrennung
Einzug hält. 
Da wären die ja nicht einmal mehr Richter, Psychologen und pipapo in
einem.

Daher sammeln sie da ihre Militärjuntas und stellen ihre
Papp-Politiker auf, wie in Ägypten.

Dann sehen andere gewiefte Geschäftemacher ihre Chance dort zuzu
schlagen etwas von Mitspracherecht und Demokratie zu faseln und in
Wirklichkeit ihre eigenen Taschen zu füllen, weil man Mitglied des
Rüstungskartells oder der Öllobby oder sonstwas ist. 
Da macht man schonmal die Geschäfte mit dem dort ansässigen Adel, mit
den Militärführer oder Regionalen-Allround-Beruflern.


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