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  • Isidore76

mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.2005

Ist das etwa nicht besser so?

Nanomyte schrieb am 5. Januar 2013 17:11
> ...die zu einigen Verbesserungen und Änderungen auf dem Markt führte.
> (Im Bezug auf Gewalt und Sexdarstellungen in Mangas)
OK, das ist eine der wenigen Stellen, wo der Interviewte eine Wertung
vornimmt. (am Markt in Japan habe sich etwas verbessert. Die von Dir
zitierte Passage hat aber einen Kontext. Er sagte, dass es zum Thema
Gewalt in Mangas "auch eine sehr ausführliche Diskussion in Japan
gab". Das ist den Japanern jawohl zuzugestehen, dass sie als
Gesellschaft darüber diskutieren und auch dass es anscheinend eine
Sensibilisierung zum Thema gegeben hat. Es ist doch in der Tat
bemerkenswert, wenn folgendes im Japan der 80er und 90er Jahren
normal war, "Ein kleiner Junge blättert ein Manga durch und dort gab
es massive Gewalt- und Sexdarstellungen, Vergewaltigungen."
Dass Herr Winter es besser findet, wenn das nicht mehr normal ist -
genau das meint er mit "Verbesserungen und Veränderungen" - willst Du
ihm da ernsthaft widersprechen?

> Na dann scheint ja christlicher Kolonialismus geklappt zu haben.
Japan ist doch keine Kolonie und erst recht keine christliche.

> Am moralinsauren Wesen soll die Welt genesen - oder wie hat man das
> nun zu verstehen?
Das habe ich oben versucht zu erklären. Ich getraue mich normativ zu
sagen, dass kleine Kinder generell besser keine Vergewaltigungscomics
lesen oder anschauen sollten. Das ist nicht moralinsauer. Außerdem
hat es den Anschein, dass die Japaner sich über die Thematik selbst
ihre Gedanken gemacht haben.
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Ich wäre auch vorsichtig mit einer Bewertung, welche Gesellschaft
moralinsaurer oder sexuell verklemmter wäre. Ich hatte mal eine
Dokumentation gesehen, was für eine Sprachlosigkeit herrscht zwischen
japanischen Männern und Frauen, ihre Beziehung, ihre Gefühle, ihre
Wünsche und ihren Sex betreffend. Das war erschütternd.
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Wie gesagt, Kolonialismus kann ich weder aus dem Zitat von Winter
herauslesen, noch aus der Tatsache dass es in Japan eine
Auseinandersetzung über Gewalt- und Sexdarstellungen gegeben hat.

Aber noch eine kurze Anmerkung zu tatsächlichem christlichem
Kolonialismus. Es wird mit Recht betont, dass christliche Missionare
sogenannten Ureinwohnern zum Teil Tabus aufgezwungen haben. (Bsp.
Nacktheit, Missionarstellung etc.)
Man sollte aber nicht übersehen, dass auch indigene Völker Tabusitten
hatten - zum Teil viel stärkere als die Kolonialisten - und dass es
Bereiche gibt, wo die Missionare die Lockerung von Tabus erwirkt
haben.
Es gab Kulturen, da durften Mann und Frau sich nicht küssen, noch
nicht einmal Händchen haltend spazieren gehen. (vgl. z.B. Giddens:
"Soziologie")
Und es gab Kulturen, wo der Anblick der Scham einer Frau durch einen
Mann dazu geführt hat, dass der Frau mit einem glühenden Stock die
Vagina ausgebrannt wurde. (dazu hab ich die Quelle nicht mehr im
Kopf)
Das ist sicherlich keine erhaltenswerte Sitte.

Nicht einmal da, wo es christlichen Kolonialismus gegeben hat, hat
dieser ausschließlich schlechtes oder ein mehr an Unterdrückung
gebracht. Das ist sicher keine Riesenerkenntnis, man sollte es aber
zumindest nicht ausblenden.

Und wenn in Japan - ganz ohne christlichen Kolonialismus, sondern
durch eigene Sensibilisierung der Japaner - kleine Kinder nicht mehr
so häufig Vergewaltigungscomics in die Hände bekommen, dann weiß ich
nicht, was man in der Sache dagegen einwenden will.

gruß


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