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  • Trent

mehr als 1000 Beiträge seit 24.07.2001

In dieser rabenschwarzen Zeit

http://derstandard.at/Textversion/20030319/19akt3501w.htm

"Kleine Predigt für deprimierte Kriegsgegner
Desmond Tutu Ian Urbina*
Es fällt schwer, in einer Situation wie dieser nicht zu verzweifeln
und sich nicht ohnmächtig zu fühlen. Millionen Menschen in der Welt
haben mit brennendem Herzen und wachem Verstand dafür gekämpft, den
bevorstehenden Ausbruch der Gewalt gegen den Irak zu verhindern. Nun
wird sich fast unvermeidbar eine tiefe emotionale Leere ausbreiten,
wenn die Bomben fallen. Viele werden beten. Andere darüber
nachdenken. Unzählige andere werden weiter auf die Straße gehen. Für
alle aber wird der Gedanke an die Zerstörung und deren Folgen quälend
sein.
Wir haben schon viele dunkle Zeiten vorher erlebt. Sklaverei,
Holocaust, Vietnamkrieg - des Menschen Unmenschlichkeit sollte nie
unterschätzt werden. Erinnert euch an den Kampf gegen die Apartheid:
Oft haben wir Zeiten erlebt, da schien es, als würde die Welt
untergehen. Nach der Ermordung des populären Oppositionsführers Chris
Hani 1993 zog ein Sturm der Gewalt durchs Land, und die
verfassungsgebenden Verhandlungen zwischen dem ANC und der weißen
Nationalen Partei standen kurz vor dem endgültigen Scheitern.
Das war der absolute Tiefpunkt in unserem Kampf. Schließlich aber
haben ihr Glaube und ihre moralische Kraft die Bürger doch dazu
gebracht, das Richtige zu tun - und mit der Apartheid war es vorbei.
Umso wichtiger scheint es, in einem solchen Moment des tiefen
Schmerzes nach den Quellen der Hoffnung und der Unbeugsamkeit zu
fragen, die heute rund um den Globus zutage treten. Nie zuvor in der
Geschichte hat ein Krieg einen derart weltumspannenden und spontanen
Widerstand ausgelöst. Millionen haben Stellung bezogen. Und von
dieser "Doktrin" eines moralischen Populismus sollten wir auch nicht
mehr abrücken.
Unzählige Nationen, darunter viele der ärmsten, hörten auf die Stimme
der Mehrheit ihrer Bürger, die den Krieg verurteilen, und schlugen
folglich auch die großen Geldsummen aus, die man ihrer politischen
Führung geboten hatte, damit sie den militärischen Einsatz
unterstützen. Dieser Akt des Respekts vor den Gefühlen des Volkes ist
ein gewaltiger Schritt vorwärts für die Demokratie.
Ein erster Schritt zur inneren Heilung wäre es nun, einfach zu
akzeptieren, wie groß unsere Enttäuschung ist. Wir sollten nicht
versuchen, so zu tun, als wäre nichts. Aber wir müssen auch nach vorn
schauen und darauf achten, dass die zuvor mobilisierten Energien
nicht versickern. Sie sollten vernetzt und erweitert werden:
Wachsamkeit wird künftig dringender geboten sein denn je. Denn der
Krieg in der Ferne bedeutet zugleich einen massiven Angriff auf
unsere Bürgerrechte daheim. Wir dürfen nicht zulassen, dass die
Protest- und Meinungsfreiheit vom Druck des Patriotismus zermalmt
wird."

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