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mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.2000

irreführende Überschrift

equalizer schrieb am 7. April 2002 4:52:
>
>Eines der letzten unabhängien medien aus der "massakerzone" in
>palästina, nämlich "indymedia", wird von deutschen und schweizer
>fascholinken gehackt: [...]

Wie auch deine Wortwahl "fascholinken" zeigt, ist es zumindest
zweifelhaft, ob die anti-arabischen ZensorInnen tatsächlich "links"
sind. In sofern halte ich deine Überschrift "deutsche linke
unterstützen ethnische säuberung" für irreführend.

"links" ist für mich eine Parteiergreifung zugunsten unterdrückter bzw.
marginalisierter Gruppen und Menschen. (Die Bezeichnung leitet sich aus
der Sitzordnung in der Frankfurter Paulskirche 1848 ab, in der die eher
emanzipatorischen Parteien - vom Präsidentensitz betrachtet - links
saßen.) Die Form pro-israelischer Parteiergreifung der "Bahamas" und
zahlreicher "Antideutscher" auf Indymedia hat imho mit linker Politik
in diesem Sinne nichts zu tun.

Richtig ist jedoch, dass zahlreiche dieser pro-israelischen
KriegstreiberInnen sich erstens "links" nennen und zweitens ihre
politischen Ursprünge in linken Zusammenhängen haben. Und da muss sich
"die Linke" durchaus die Frage gefallen lassen, warum ihre Politik
einen Nährboden für solche Entwicklungen bietet.


Konkreter:

Wie geht die Linke damit um, wenn Opfer (hier: von Antisemitismus)
zugleich TäterInnen sind?

Warum wird Kritik an (ehemaligen?) Opferorganisierungen (hier: Israel)
häufig reflexartig als Solidarität mit TäterInnen oder als latente
geistige Verwandtschaft mit den TäterInnen diffamiert?

Warum gibt es so häufig einen positiven Bezug auf "Nationen" oder
"Völker", wenn diese Gruppen unterdrückt werden? Beinhaltet das in der
Konsequenz nicht bereits Nationalismus (Z. B. das Wort "Antideutsche"
zeigt, wie hier eine "Nation" Teil der politischen Positionierung
ist.)? Reicht es nicht aus, eine völkische, nationalistische bzw.
rassistische Unterdrückung zu kritisieren und anzugreifen, ohne sich
positiv auf die unterdrückten "Nationen" (oder was auch immer) zu
beziehen?

Zahlreiche dieser Fragen werden in der Linken durchaus intensiv
diskutiert. Gerade der positive Bezug auf einzelne "Völker" hat
deutlich nachgelassen. Aber es gibt noch viel zu tun ...

Gruß


Holger

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