"Links" heißt, vor allen Dingen: solidarisch zu sein, gerade auch mit denjenigen, die noch schlechter dran sind als man selbst. So gesehen ist Wagenknechts Position zu Fragen von Migration, Asyl und Integration eher nicht so links, und das nicht erst seit gestern. Bereits 2015 bekam sie für ihre Haltung Lob von der damaligen AfD-Vorsitzenden Frauke Petry, heute buhlt Björn Höcke um Wagenknecht ("kommen Sie in unsere Partei!"). OK, man sollte sich weder von Petry noch von Höcke das Denken verbieten lassen; es mag ja vorkommen, dass man in dem ein oder anderen Punkt genauso oder ähnlich denkt wie sie, ohne deren Geisteshaltung zu teilen. Hier aber geht es um einen zentralen Punkt: Germany first - die anderen können uns mal.
Und das ist generell problematisch an Wagenknechts Positionierung. Auch wenn man, zum Beispiel, die militärische Unterstützung für die Ukraine und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland mit guten Gründen kritisieren kann (und das tue ich vehement!), so bleibt immer noch zu berücksichtigen, dass Deutschland keine Insel ist. Wir sind Teil von politischen, wirtschaftlichen und militärischen Bündnissen, was den Handlungsspielraum enorm einschränkt. Wagenknecht aber tut so, als gäbe es diese Verbindlichkeiten nicht. Sie wägt da auch nicht groß ab. Das ist grob vereinfachend und daher irreführend - mit anderen Worten: gnadenlos populistisch.
Und dann gibt es ja noch ein großes Thema, um das keine Partei herumkommt: den Klimawandel. Wagenknechts Umgang damit ist irgendwie drollig: Wie alle anderen Parteien setzt auch sie auf die von den Grünen in die Welt gekotzte, fragwürdige Idee von der "Dekarbonisierung" durch bessere Technik. Was sie von den anderen Parteien unterscheidet: Besonders eilig hat sie es damit nicht. Hier und jetzt her mit dem russischen Gas, alles weitere kommt später. Auch dafür würde sie Lob von Björn Höcke bekommen. Und eigentlich nicht so sehr "links", sondern einfach nur populistisch.