nick45 schrieb am 21. Dezember 2005 8:56
> honeymellon schrieb am 21. Dezember 2005 8:25
>
> > ...daß man zulassungsfähige Sorten hat. Die Scheuklappen-Politik der
> > letzten Jahre und das allgemeine "das nutzt doch nur den
> > Großkonzernen"-Geheul haben entsprechende Fortschritte wirkungsvoll
>
> Wer bitte hat den nun etwas von diesen tollen patentierten
> gentechnisch
> veränderten Produkten? Die Bauern in Indien, die in den Selbstmord
> getrieben wurden?
Was haben die Bauern in Indien mit der deutschen
Gentechnik-Befindlichkeit zu tun? Warum eigentlich Indien? Ist nicht
gerade das Land, das klimatisch ungünstig liegt.
> > verhindert. Eine spezifisch deutsche Schizophrenie: während in Foren
> > und Meinungsbekundungen vollmundig auf hohe Qualität und "natürlich"
> > angebaute Lebensmittel gepocht wird, stehen auf dem wöchentlichen
> > Einkaufszettel nur die "Geiz-ist-Geil"-Lebensmittel.
>
> Du nennst es schizophren.
> Ich nenne es traurig, wenn die Leute wissen, was gut für sie wäre,
> aber letztendlich durch die Umstände dazu gebracht werden, "geizig
> zu sein".
Welche Umstände sollen das sein? Es ist doch eine Frage der
Wertzumessung. In keinem anderen Land der Welt sind die Kosten für
Lebensmittel gemessen am Einkommen niedriger als in Deutschland, in
keinem anderen Industrieland ist der anteil der Ausgaben für
Lebensmittel am Gesamtkonsum geringer.
> > Auch wenn es viele in den TP-Foren nicht wahrhaben wollen: gerade in
> > der Landwirtschaft funktioniert die Marktwirtschaft. Würde es einen
>
> Die Landwirtschaft gehört zu den am stärksten subventionierten
> Bereichen
> unserer Gesellschaft. Und da funktioniert die Marktwirtschaft?
Darauf beziehen sich die Äpfel und die Birnen. Klar wird die
Landwirtschaft aus den verschiedensten Gründen subventioniert, aber
die Landwirte können nur das anbauen, was am Ende auch Abnehmer
findet. Insbesondere die hier so oft zitierten "Nahversorger" müssen
sich um die Befindlichkeiten ihres regionalen Marktes und seiner
Nachfragestruktur kümmern, sonst werden sie nämlich nichts los. Und
das ist nun einmal Marktwirtschaft.
> > echten Bedarf(!) nach ökologisch oder sonstwie angebauten
> > Lebensmitteln geben, würde es auch mehr Betriebe geben, die so
> > wirtschaften. Aber solange die Leute leiber ihre Kartoffeln für 1,99
> > das Kilo im Supermarkt mitnehmen, brauchen wir eben Sorten, die sich
> > vor allem durch Lagerfähigkeit, Transportresistenz und möglichst
> > strandardisierte Verarbeitbarkeit auszeichnen.
>
> Warum kaufen denn die Leute die billigen Kartoffeln? Da könnte man
> zig Gründe aufzählen (es ist ihnen egal; es ist ihnen nicht egal,
> aber sie wollen es sich nicht leisten ... können es sich nicht
> leiste etc). Dann kann man nachfragen: welche gesellschaftlichen
> Randbedingungen tragen zum Status quo bei?
>
> Ist es Zufall, dass "geiz ist geil" beworben wird; aber jeder
> einen tollen Urlaub im Jahr machen muß und den neuesten
> Flachfernseher besitzen muß, um gesellschaftlich zu zählen?
Eben, siehe oben. Aber soviel Selbsteinschätzung mußt Du halt schon
von jedem Verbraucher erwarten. Im heiligen Dreieck von Preis, Menge
und Qualität kann ich mich halt nicht beliebig in alle Richtungen
bewegen. Aber wenn den Leuten der gesunde Zweiturlaub und ein Kfz
weit über ihrer Realkaufkraft wichtiger sind als ein paar Euro mehr
für die Dinge des täglichen Lebens will und kann ich ihnen das nicht
verbieten.
> Ich glaube schon: wenn die Menschen "bewußter" leben würden;
> dann sähe die Lage ganz anders aus. Dann würde aber auch vieles
> in unserer Gesellschaft nicht mehr so funktionieren wie es jetzt
> ist.
>
> Nein; es ist nicht nur die Schuld von "denen da oben" - aber "die
> da oben" existieren; und auch wissen was gut für sie ist ...
> Soll heißen: unsere aktuellen Verhältnisse sind meines Erachtens
> nicht zufällig so. Und jetzt einen Aspekt rauszugreifen zu
> behaupten "man sieht ja, dass kein Bedarf für Bio-Produkte da ist"
> ist deswegen in meinen Augen wenig sinnvoll.
Ist aber so. Sicher gibt es ein allgemein artikuliertes Bedürfnis,
aber einen richtigen, marktgängigen Bedarf (= Bedürfnis*Kaufkraft)
kann ich leider nicht erkennen. Hinzu kommen ja dann noch die
speziell deutschen Befindlichkeiten, die es als unmoralisch ansehen,
wenn jemand damit auch noch sein Geld verdienen will. Und dann haben
wir noch längst nicht über die spezifischen Probleme der reinen
Öko-Wirtschaft geredet. Mal ehrlich: Biozide sind ja nicht entwickelt
worden, um ausschließlich den Profit ihrer Hersteller zu maximieren,
sondern weil ein BEdarf bestand und besteht. Landwirtschaft ist eben
eine komplexe Geschichte, die nicht mit singulären Eingriffen und
Lösungen a la: Wir verzichten da einfach drauf ging früher ja auch zu
lösen ist.
Gruß
H.M.
> honeymellon schrieb am 21. Dezember 2005 8:25
>
> > ...daß man zulassungsfähige Sorten hat. Die Scheuklappen-Politik der
> > letzten Jahre und das allgemeine "das nutzt doch nur den
> > Großkonzernen"-Geheul haben entsprechende Fortschritte wirkungsvoll
>
> Wer bitte hat den nun etwas von diesen tollen patentierten
> gentechnisch
> veränderten Produkten? Die Bauern in Indien, die in den Selbstmord
> getrieben wurden?
Was haben die Bauern in Indien mit der deutschen
Gentechnik-Befindlichkeit zu tun? Warum eigentlich Indien? Ist nicht
gerade das Land, das klimatisch ungünstig liegt.
> > verhindert. Eine spezifisch deutsche Schizophrenie: während in Foren
> > und Meinungsbekundungen vollmundig auf hohe Qualität und "natürlich"
> > angebaute Lebensmittel gepocht wird, stehen auf dem wöchentlichen
> > Einkaufszettel nur die "Geiz-ist-Geil"-Lebensmittel.
>
> Du nennst es schizophren.
> Ich nenne es traurig, wenn die Leute wissen, was gut für sie wäre,
> aber letztendlich durch die Umstände dazu gebracht werden, "geizig
> zu sein".
Welche Umstände sollen das sein? Es ist doch eine Frage der
Wertzumessung. In keinem anderen Land der Welt sind die Kosten für
Lebensmittel gemessen am Einkommen niedriger als in Deutschland, in
keinem anderen Industrieland ist der anteil der Ausgaben für
Lebensmittel am Gesamtkonsum geringer.
> > Auch wenn es viele in den TP-Foren nicht wahrhaben wollen: gerade in
> > der Landwirtschaft funktioniert die Marktwirtschaft. Würde es einen
>
> Die Landwirtschaft gehört zu den am stärksten subventionierten
> Bereichen
> unserer Gesellschaft. Und da funktioniert die Marktwirtschaft?
Darauf beziehen sich die Äpfel und die Birnen. Klar wird die
Landwirtschaft aus den verschiedensten Gründen subventioniert, aber
die Landwirte können nur das anbauen, was am Ende auch Abnehmer
findet. Insbesondere die hier so oft zitierten "Nahversorger" müssen
sich um die Befindlichkeiten ihres regionalen Marktes und seiner
Nachfragestruktur kümmern, sonst werden sie nämlich nichts los. Und
das ist nun einmal Marktwirtschaft.
> > echten Bedarf(!) nach ökologisch oder sonstwie angebauten
> > Lebensmitteln geben, würde es auch mehr Betriebe geben, die so
> > wirtschaften. Aber solange die Leute leiber ihre Kartoffeln für 1,99
> > das Kilo im Supermarkt mitnehmen, brauchen wir eben Sorten, die sich
> > vor allem durch Lagerfähigkeit, Transportresistenz und möglichst
> > strandardisierte Verarbeitbarkeit auszeichnen.
>
> Warum kaufen denn die Leute die billigen Kartoffeln? Da könnte man
> zig Gründe aufzählen (es ist ihnen egal; es ist ihnen nicht egal,
> aber sie wollen es sich nicht leisten ... können es sich nicht
> leiste etc). Dann kann man nachfragen: welche gesellschaftlichen
> Randbedingungen tragen zum Status quo bei?
>
> Ist es Zufall, dass "geiz ist geil" beworben wird; aber jeder
> einen tollen Urlaub im Jahr machen muß und den neuesten
> Flachfernseher besitzen muß, um gesellschaftlich zu zählen?
Eben, siehe oben. Aber soviel Selbsteinschätzung mußt Du halt schon
von jedem Verbraucher erwarten. Im heiligen Dreieck von Preis, Menge
und Qualität kann ich mich halt nicht beliebig in alle Richtungen
bewegen. Aber wenn den Leuten der gesunde Zweiturlaub und ein Kfz
weit über ihrer Realkaufkraft wichtiger sind als ein paar Euro mehr
für die Dinge des täglichen Lebens will und kann ich ihnen das nicht
verbieten.
> Ich glaube schon: wenn die Menschen "bewußter" leben würden;
> dann sähe die Lage ganz anders aus. Dann würde aber auch vieles
> in unserer Gesellschaft nicht mehr so funktionieren wie es jetzt
> ist.
>
> Nein; es ist nicht nur die Schuld von "denen da oben" - aber "die
> da oben" existieren; und auch wissen was gut für sie ist ...
> Soll heißen: unsere aktuellen Verhältnisse sind meines Erachtens
> nicht zufällig so. Und jetzt einen Aspekt rauszugreifen zu
> behaupten "man sieht ja, dass kein Bedarf für Bio-Produkte da ist"
> ist deswegen in meinen Augen wenig sinnvoll.
Ist aber so. Sicher gibt es ein allgemein artikuliertes Bedürfnis,
aber einen richtigen, marktgängigen Bedarf (= Bedürfnis*Kaufkraft)
kann ich leider nicht erkennen. Hinzu kommen ja dann noch die
speziell deutschen Befindlichkeiten, die es als unmoralisch ansehen,
wenn jemand damit auch noch sein Geld verdienen will. Und dann haben
wir noch längst nicht über die spezifischen Probleme der reinen
Öko-Wirtschaft geredet. Mal ehrlich: Biozide sind ja nicht entwickelt
worden, um ausschließlich den Profit ihrer Hersteller zu maximieren,
sondern weil ein BEdarf bestand und besteht. Landwirtschaft ist eben
eine komplexe Geschichte, die nicht mit singulären Eingriffen und
Lösungen a la: Wir verzichten da einfach drauf ging früher ja auch zu
lösen ist.
Gruß
H.M.